EU verhandelt noch mit Trump – Merz hat angeblich „wahnhafte“ Vorstellung
Die USA erheben hohe Autozölle auf deutsche Autos. Merz will eine Ausnahme erwirken. Brüssel wirft dem Kanzler Wahnvorstellungen vor.
Brüssel – Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) gebe sich „Wahnvorstellungen“ hin – so lautet neue Kritik aus Brüssel, geäußert von EU-Vertretern, die an den Handelsgesprächen mit der Trump-Regierung beteiligt sind. Hintergrund des Ganzen ist Merz‘ Erwartung, US-Präsident Donald Trump könnte mit geschickten Verhandlungen dazu gebracht werden, die deutsche Autoindustrie von US-Zöllen zu verschonen.
„Wahnvorstellungen“ im Kanzleramt – Merz will Ausnahme von Trump-Zöllen erwirken
Nur kurz zuvor drängte Merz die Europäische Kommission (die im Namen der 27 EU-Mitgliedstaaten die Handelspolitik verantwortet) dazu, ein Rahmenabkommen zu unterzeichnen, das dem Abkommen zwischen den USA und Großbritannien nachempfunden ist. Dieses hatten die beiden Länder Anfang Juni unterzeichnet und hier war eine Sonderregelung für Autos enthalten.

Die EU-Vertreter gehen jedoch nicht davon aus, dass ein solches Arrangement möglich ist. Nach Angaben der Financial Times teilten Offizielle das genau so der Bundesregierung in Berlin mit – das hätten zwei mit der Sache vertraute Quellen angegeben. Früher, in der Woche vom 22. Juni kritisierte Merz die EU-Kommission, sie würde „zu komplizierte“ Verhandlungen führen. Stattdessen müsse man sich auf vier bis fünf Schlüsselindustrien konzentrieren, darunter der Automobilsektor, Stahl und Pharma-Produkte (hier hatte Trump in der Vergangenheit bereits Sekundärzölle angedroht).
Nach Ansicht der EU-Offiziellen ist ausgerechnet die Autoindustrie am schwersten mit einer Ausnahme zu versehen, weil Trump diese Industrie in die USA holen und so Importe reduzieren will. Merz leide an „wahnhaften“ Vorstellungen, wenn er erwartet, die deutsche Autoindustrie könnte mit einer Ausnahme versehen werden.
Weißes Haus kritisiert Handelspartner – und setzt massive Zölle gegen Autoindustrie ein
Anfang April hat Trump die globale Wirtschaft mit der Ankündigung massiver Zölle auf Dutzende von Handelspartnern, darunter die EU, China und Kanada, ins Chaos gestürzt. Einige dieser neuen Zölle fielen gleich wieder, andere blieben intakt. Zu den noch geltenden Zöllen gehören die auf Automobile und Autoteile, die das Weiße Haus schon einige Tage wiederum vorher, also noch im März, angekündigt hatte.
Die US-Regierung argumentierte hier mit einer „kritischen Bedrohung“ für die nationale Sicherheit. „Ausländische Automobilindustrien, gestützt von unfairen Subventionen und aggressiver Industriepolitik, haben sich ausgebreitet, während die US-Produktion stagnierte“, gab das Weiße Haus in einer entsprechenden Meldung an. Das Handelsdefizit mit Autoteilen habe 2024 die 93,5 Milliarden US-Dollar überschritten. Importzölle in Höhe von 25 Prozent sollen das Problem lösen.
Trump-Zölle lösen Kritik aus – „fatales Signal für freien Handel“
Aus Deutschland gab es postwendend Kritik an Trumps Plänen. „Die angekündigten zusätzlichen US-Zölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Pkw und leichte Nutzfahrzeuge, die nicht in den USA hergestellt werden, sind ein fatales Signal für den freien und regelbasierten Handel“, sagte Hildegard Müller dazu, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA). „Die Zölle, die ab dem 3. April in Kraft treten sollen, stellen eine erhebliche Belastung sowohl für die Unternehmen als auch die eng verwobenen globalen Lieferketten der Automobilindustrie dar – mit negativen Folgen vor allem für die Verbraucherinnen und Verbraucher – gerade in den USA.“
Müller warnte davor, dass diese Zölle auch der US-Wirtschaft schaden. „Die Konsequenzen werden Wachstum und Wohlstand auf allen Seiten kosten.“ Die US-Industrie habe sich ebenfalls negativ über die Zollpolitik des Präsidenten geäußert. „Zusätzliche Zölle haben zudem erhebliche negative Auswirkungen auf die Exporte aus der EU in die USA.“
Basis-Zölle gelten noch – bis 9. Juli muss die EU verhandeln
Neben den Zöllen für Automobile und Autoteile sind seit dem 12. März außerdem Importzölle aus Eisen-, Stahl- und Aluminiumimporte in Höhe von 25 Prozent in Kraft, Waren aus diesen Produkten zählen ebenfalls dazu. Seit dem 4. Juni betragen diese Zusatzzölle 50 Prozent. Ein Basiszoll von zehn Prozent auf eine Bandbreite von Waren gilt ebenso noch. Die reziproken Zölle, die Trump am „Liberation Day“ im April verkündete, liegen dagegen noch auf Eis. Hier drohen der EU zusätzliche Zölle in Höhe von 50 Prozent, wenn sie bis zum 9. Juli keinen Deal mit der Trump-Administration abgeschlossen hat.