Ende einer Farchacher Institution: Landgasthaus Müller’s auf der Lüften schließt

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Verabschiedete sich mit einem großen Fest von ihren Gästen: Blazena Müller, Wirtin von „Müller‘s auf der Lüften“, mit ihren Zwillingstöchtern Amelie (l.) und Magdalena. © Dagmar Rutt

Das Landgasthaus Müller’s auf der Lüften in Farchach ist Geschichte. Mit ihrem traditionellen Mariä-Himmelsfahrt-Fest hat Wirtin Blazena „Blazi“ Müller Abschied gefeiert. Es läuft die Suche nach einem Nachfolger für das Gasthaus, das auch Domizil einiger Vereine ist.

Farchach – Es war ein emotionaler Abschied mit etlichen Tränen. Rund 200 Gäste waren der Einladung von Pächterin Blazena Müller (von ihren Stammgästen und Freunden gerne Blazi genannt) gefolgt, die das Restaurant Müller’s auf der Lüften in Farchach mit einem Fest geschlossen hat.

Vor etwas mehr als 13 Jahren hatten Blazi und ihr damaliger Ehemann und jetziger Geschäftspartner Rico Müller das Lokal am Jägerberg im Berger Ortsteil übernommen. Beide brachten einiges an Erfahrungen in der Gastronomie mit. Sie war damals schon seit mehr als zehn Jahren in der Branche tätig gewesen. Er war Koch im Oskar-Maria-Graf-Stüberl in Berg.

Der Schritt in die Selbstständigkeit startete für das junge Paar hoffnungsvoll. Auch privat: 2013 kamen die Zwillingstöchter auf die Welt. Die Corona-Pandemie überstand Blazena Müller mit Bravour. Statt die Segel zu streichen, wie viele andere Restaurantbetreiber, krempelte sie die Ärmel hoch, bot sieben Tage die Woche einen innovativen Lieferdienst an – von böhmisch-slavisch über italienisch bis modern. Besonders beliebt waren die Pizza-Variationen aus dem Steinofen.

Erste dunkle Wolken zogen auf, als die Corona-Hilfen zur Rückzahlung fällig wurden. „Ich hatte nicht ausreichend Rücklagen bilden können“, erzählt die Wirtin. Das Problem kumulierte mit dem wachsenden Personalmangel. Sie musste die Öffnungstage reduzieren. Einen Hoffnungsschimmer sah Müller in dem im März 2023 angenommenen Angebot, den Betrieb der Gastronomie der General-Fellgiebel-Kaserne in Pöcking zu übernehmen. Dazu gehören nicht nur das außerhalb des Militärgeländes liegende Casino, das auch für zivile Kundschaft zugänglich ist, sondern noch zwei weitere Betriebe in der Kaserne.

Die Personalprobleme waren damit aber nicht behoben – im Gegenteil. Die Verantwortung und Präsenz an zwei Standorten zehrten an den Kräften der Gastronomin. Darunter litt zwangsläufig die Familie. Der Grund, warum Müller den Pachtvertrag für das Restaurant in Farchach auslaufen ließ.

Eine Entscheidung mit einem weinenden und einem lachenden Auge. „Das hier ist mein Kind, das mir ans Herz gewachsen ist“, sagt Blazi Müller, während ihr tränenerfüllter Blick über den Biergarten schweift. Sie und ihre Familie sind in Farchach heimisch geworden, haben dort viele Stammkunden gefunden, von denen die meisten zu Freunden geworden sind. Dazu zählen die Mitglieder der Schützenvereine aus Farchach und Bachhausen sowie der Lüßbacher Blasmusik, die regelmäßig ihre Vereins- und Probenabende im „Müller’s auf der Lüften“ abhalten. Und nicht zu vergessen die Kegler sowie die Stammtische.

Blazena Müller wird ihren Pachtvertrag erfüllen, der erst Ende Januar 2025 ausläuft. Den Vereinen wird sie nach Absprache den im Vertrag festgeschriebenen Zugang zu dem Gebäude ermöglichen. Auch die Kegelgruppen und Stammtischmitglieder möchte sie nicht im Regen stehen lassen. Aber eine Bewirtung kann sich die Pächterin nicht leisten. „Die hohen Nebenkosten kann ich zur Pacht nicht mehr stemmen“, bedauert Müller.

Auf die Ausschreibung des Gastronomiebetriebes haben sich bei der Gemeinde 18 Interessenten gemeldet. Laut Bürgermeister Rupert Steigenberger sind davon sechs Bewerber ausgewählt worden, die sich dem Gemeinderat vorstellen. Das Gremium werde drei Kandidaten für die Endauswahl bestimmen, unter denen in nichtöffentlicher Sitzung der neue Pächter ermittelt werde.

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Blazi Müller wünscht sich nichts mehr, als dass der Gemeinderat bald entscheidet. „Denn je eher die Nachfolge geregelt und angetreten wird, umso früher werden meine Stammkunden und Vereine vernünftig versorgt sein, und ich könnte mir viele Kosten sparen“, räumt sie ein. Sie hofft zudem auf ein gutes Einvernehmen mit dem Nachfolger. „Schließlich bleibe ich mit meinen Mädels in Farchach, in einer neuen Wohnung im Dorf“, sagt sie und ergänzt: „Wir möchten dem bisherigen Müller’s auf der Lüften auch unter einem neuen Namen treu bleiben, dann als Gäste.“

Für Wirtshausbesuche wird sie sich künftig eher als bisher Zeit nehmen können. „Im Engagement für die Kaserne habe ich alle Feiertage, jede Ferien und alle Wochenenden frei, damit ist Schluss mit der 7-Tage-Woche“, sagt sie, „und seit 24 Jahren werde ich erstmals wieder Weihnachten zu Hause feiern dürfen.“

Von Stephan Müller-Wendlandt

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