Der lange Weg zum Laden
Eigentlich wollte Jörn Barsekow seinen „Hofart“-Laden in Walchstadt schon im April eröffnen. Doch der lange Genehmigungsweg machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Es gibt aber Hoffnung.
Walchstadt - Eigentlich sollte alles schnell gehen: Im Januar raus aus den Räumlichkeiten in Weßling und im April rein in die frisch sanierte, mehr als 100 Jahre alte Schreinerei in Wörthsee. Doch der Traum des „Hofart“-Gründers Jörn Barsekow (51) stockt, die Nutzungsänderung für den neuen Verkaufsraum ist bis heute nicht genehmigt.
„Für mich ist ,Hofart‘ eine Herzensangelegenheit“, sagt Barsekow. Aber allmählich ginge ihm die Luft aus – und hätte er gewusst, wie zäh das Genehmigungsverfahren ist, hätte er gar nicht erst angefangen, sagt er. Dabei hatte alles vielversprechend begonnen. Kurz nach der Kündigung in Weßling entdeckte der 51-Jährige die alte Schreinerei und verliebte sich sofort in das historische Gemäuer. Die Gemeinde begrüßte sein Konzept, und er unterschrieb einen Pachtvertrag für die Etterschlager Straße 61. Bereits im Oktober reichte er die Nutzungsänderung sowie einen Bauantrag für eine barrierefreie, zur Straße hin ausgerichtete Terrasse ein. Voller Tatendrang startete der Fotograf mit seinem Bauteam die Renovierung. Seine Söhne Jeron Barsekow (24) und Nathanael Tadic (23) waren an der Umgestaltung beteiligt, während seine Lebensgefährtin Lisa Böhlke die Öffentlichkeitsarbeit übernahm. Mittlerweile hat der alte Holzdielenboden längst einen neuen Schliff, die Fenster sind erneuert, die Wände verkleidet und die fehlende Heizung eingebaut. Die Genehmigung steht jedoch noch aus.
Die Gemeinde freue sich über das Projekt, bekräftigt Wörthsees Bauamtsleiterin Cornelia Osbahr-Schöne gegenüber dem Starnberger Merkur. Das langwierige Genehmigungsverfahren erklärt sie mit ausstehenden Unterlagen etwa zu fehlenden Parkflächen. Im vergangenen Jahr habe sie dem Planer nahegelegt, diese nachzureichen, um das Verfahren nicht zu unterbrechen. „Das passierte aber nicht“, sagt sie und betont, dass die Umnutzung einer Schreinerei zum Verkaufsraum normalerweise „unproblematisch“ sei. Erst der Wechsel des Architekten brachte Bewegung in die Sache. Mittlerweile wurde der barrierefreie Zugang zugunsten von Parkplätzen aufgegeben. Den vollständigen Antrag habe die Bauamtsleiterin in die Sitzung Anfang Juni eingearbeitet, wo er vom Gremium genehmigt wurde. Seitdem liegt er im Landratsamt.
Barsekow, der mit einer Eröffnung im April rechnete, bestellte im November die „Hofart“-Sommerkollektion. Die Herstellung der handgefertigten Einrichtungsgegenstände erfordere Zeit, erklärt er – und nun sind die Container eingetroffen und haben buchstäblich kein Zuhause. Bei den Menschen komme der Einrichtungsladen sehr gut an, sagt er. „Der Umsatz von der vor knapp zwei Jahren eröffneten Filiale in Landsberg am Lech steigt stetig“, freut er sich. Umso bedauerlicher findet er es, dass die Umnutzung der Räumlichkeiten nicht unbürokratischer geregelt wurde. „Es wurden wahnsinnig viele Unterlagen gefordert“, berichtet er, darunter Angaben zur Häufigkeit von Lieferwagen und zur Kundenzahl. „Eine Schreinerei macht viel mehr Lärm als so ein Laden“, wundert er sich. „Der Einzelhandel hat ohnehin mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen. Erst die Auflagen während Corona, jetzt die Inflation.“ Die Frachtkosten hätten sich seit Corona verdreifacht, dazu kommen die explodierenden Energie- und Heizkosten. „Das können wir nicht alles auf die Kunden umlegen.“
Allen Widrigkeiten zum Trotz freut er sich auf die Eröffnung. Und die steht kurz bevor: Landkreis-Sprecher Stefan Diebl kündigt an, dass die Stellungnahmen aller Fachbehörden jetzt vorlägen und die Prüfung sich „in den Endzügen“ befinde.
Michèle Kirner