34 Prozent im Osten: Karte zeigt, wie stark die AfD in Ihrem Bundesland ist
Gegen die AfD regt sich breiter Widerstand – und doch befindet sich die rechte Partei im Höhenflug. Wo die AfD derzeit am stärksten ist.
Berlin – Wohl noch nie zuvor mobilisierten so viele Menschen in Deutschland so entschlossen gegen die AfD. Nach Bekanntwerden des Geheimtreffens in Potsdam, bei dem auch AfD-Mitglieder über die millionenfache Ausweisung deutscher Staatsbürger mit Migrationshintergrund sprachen, ist die Empörung riesig. Gleichzeitig ist die AfD Umfragen zufolge in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen so stark wie nie.
AfD-Umfragewerte: Der Ostdeutschland ist dunkelblau
Beim Blick auf die Karte aktueller AfD-Umfragewerte wird schnell ein West-Ost-Gefälle deutlich. Gerade östliche Bundesländer sind dunkelblau gefärbt. Dieses Ungleichgewicht ist zwar nicht neu, vor dem Hintergrund der insgesamt steigenden Zustimmungswerte der AfD bekommt es aber eine neue Relevanz.
Die AfD ist in den drei Bundesländern, in denen dieses Jahr Landtagswahlen stattfinden, besonders stark. In Brandenburg steht die Partei laut einer Wahlumfrage des Markt- und Sozialforschungsinstituts Insa vom 17. Januar bei 28 Prozent aller Stimmen. Zwar erzielte die Partei schon bei der letzten Wahl 2019 23,5 Prozent, mit einem erneuten Wahlsieg der in Teilen rechtsextremen Partei dürfte eine Koalitionsbildung der demokratischen Parteien Brandenburgs aber deutlich schwerer werden.
Politikexperte: AfD hat „echte Chancen auf die Macht in Sachsen und Thüringen“
Diese Entwicklung zeigt sich auch in Sachsen und Thüringen, wo im Herbst ebenfalls gewählt wird. In Thüringen steht die AfD der Insa-Umfrage zufolge bei 31 Prozent, in Sachsen schreibt eine aktuelle Forsa-Erhebung der rechten Partei sogar 34 Prozent zu. Da in diesen zwei Ländern die jeweiligen Parteien der Ministerpräsidenten (Linke in Thüringen, CDU in Sachsen) in denselben Umfragen derzeit schwach dastehen, ist eine AfD-Regierung nicht mehr unwahrscheinlich, sagt Politikwissenschaftler und Rechtsextremismusexperte Hajo Funke.
„Die AfD ist eine rechtsextreme Partei, die es wissen will, und die echte Chancen auf die Macht in Sachsen und Thüringen hat“, sagt Funke, emeritierter Professor der Freien Universität Berlin, unserer Redaktion. „Macht“ fängt dabei schon bei einem Wahlergebnis von 33 Prozent an. Denn damit wäre die AfD selbst als Oppositionspartei stark genug, um in den Parlamenten eine Sperrminorität zu haben und wichtige Gesetzesverfahren zu blockieren. Funke sagt deshalb: „Ein Sieg der AfD in Sachsen, mit 33 bis 35 Prozent, mit einer schwachen CDU und schwachen Linken ist nicht unwahrscheinlich.“
Rechte Partei in ganz Deutschland auf dem Vormarsch
Zwar ist die Gefahr einer demokratiefeindlichen Regierung in Sachsen und Thüringen am größten, doch die AfD erstarkt in ganz Deutschland. In jedem Bundesland steht die Partei in den aktuellen Umfragen stärker da, als sie in den letzten Wahlen abschnitt. In Baden-Württemberg verdoppelt die AfD ihre Zustimmung einer aktuellen Umfrage von Infratest dimap zufolge von 9,7 Prozent bei der letzten Wahl 2021 auf nun 18 Prozent. Ähnlich viele Menschen wollen die AfD auch in Niedersachsen und Rheinland-Pfalz wählen.
Meine news
Statistische Ausnahmen bilden Bremen und Hessen, hier gibt es keine aktuellen Umfrageergebnisse. In Bremen wurde der AfD-Landesverband von der Wahl 2023 ausgeschlossen, sie wird in Umfragen daher teilweise nicht mehr berücksichtigt. In Hessen gab es seit der Landtagswahl im Herbst letzten Jahres keine Umfrage mehr. Das Wahlergebnis der AfD vom letzten Jahr zeigt mit 18,4 Prozent aber klar, dass auch hier die AfD stärker wurde (2018: 13,1 Prozent).
Was tun gegen den AfD-Höhenflug?
Wie derzeit viele Menschen spricht sich auch Politikexperte Funke angesichts dieser Werte für eine „mutige und wehrhafte Demokratie“ aus. Im Kampf gegen die AfD nennt er zwei entscheidende Faktoren: Zum einen sollen andere Parteien die AfD mit ihren radikalen Forderungen bekämpfen: „Es ist sinnvoll, die AfD nicht zu dämonisieren, sondern klarzumachen, welche Gefahren in ihr bestehen“, sagt Funke. Zum anderen hält er eine starke und aktive Bevölkerung, die sich gegen rechts positioniert, für unabdingbar. Als positive Beispiele nennt er die Oberbürgermeisterwahl im thüringischen Nordhausen sowie das Bündnis „weltoffenes Thüringen“, in denen sich jeweils Bürger und auch Unternehmen zusammengeschlossen haben und damit der AfD Paroli bieten.