Nur 74,8 Prozent der S7-Züge waren im September pünktlich. Ein Berufspendler wendet sich jetzt mit einem Brandbrief an Verkehrsminister Bernreiter – und fordert einen Kurswechsel.
Wolfratshausen – Wieder einmal bestätigt die S7 ihren schlechten Ruf. Nur 74,8 Prozent aller Züge, die auf der Strecke zwischen der Landeshauptstadt und dem Endhaltepunkt Wolfratshausen verkehren, war im September pünktlich. Das bilanziert die Bayerische Eisenbahngesellschaft (wir berichteten). Das heißt im Umkehrschluss: Jede vierte S-Bahn kam nicht laut Fahrplan am Zielort an. Nun hat Berufspendler Fried-Thorsten Jantzen einen Brandbrief an Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter geschrieben. Nicht zum ersten Mal trägt der Wolfratshauser den Unmut tausender S7-Nutzer dem CSU-Politiker vor.
Seit Dezember vergangenen Jahres führt die Linie nicht mehr direkt von Wolfratshausen bis zur S-Bahn-Station Kreuzstraße. Die S7 endet schon am Starnberger Flügelbahnhof des Münchner Hauptbahnhofs. S-Bahn-Boss Heiko Büttner versprach sich davon eine Stabilisierung des Betriebs, weil die S7 nicht mehr über die überlastete Stammstrecke rollt. Im ersten Halbjahr dieses Jahres trug die Neuerung tatsächlich Früchte, doch seit Sommer häufen sich die Klagen der Passagiere.
„Brechen Sie den Versuch ab!“: Berufspendler fordert Kurswechsel
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„Der Versuch, durch die Trennung des Ost- und Westastes der S7 die Pünktlichkeit auf dieser Linie zu verbessern, ist auf beiden Ästen gescheitert“, bilanziert Jantzen, Studiendirektor an einem Münchner Gymnasium. „In den vergangenen drei Wochen war bei meinen 24 Fahrten nur eine einzige S-Bahn der S7 pünktlich.“ Der Wolfratshauser fordert von Verkehrsminister Bernreiter und S-Bahn-Chef Büttner: „Brechen Sie diesen Versuch zur Verbesserung der Pünktlichkeit beim nächsten Fahrplanwechsel ab!“
Jantzen: Der Bahn fehlt Verständnis für die Kunden
Neben der leidvollen Erfahrung, dass auf die Abfahrt- und Ankunftszeiten der S7 wenig Verlass ist, musste Jantzen feststellen, dass dem Dienstleiter Bahn das Verständnis für die Kunde fehlt: „Warum wartet der Zugführer der S7 nach Wolfratshausen bei einer Einfahrt der S-Bahn aus der Stammstrecke an der Donnersbergerbrücke nicht einfach 20, 30 Sekunden ab, sodass ein Umstieg für alle möglich ist? Warum teilt der Fahrdienstleiter oder der Zugführer erst nach den Siemenswerken mit, dass eine Zugwendung in Mittersendling erfolgt?“ Jantzen hat notiert: Bei 24 Fahrten erlebte er sechs Zugwendungen – „in Icking, am Heimeranplatz und vor allem in Mittersendling“.
„Sorgen Sie doch bitte für eine ehrliche Pünktlichkeitsstatistik“
Jantzen, der vor gut zwei Jahren eine gleichlautende Petition an den Landtag gerichtet hatte, appelliert an Bernreiter und Büttner: „Sorgen Sie doch bitte für eine ehrliche Pünktlichkeitsstatistik.“ Dabei gibt er zu bedenken: „Die Messung der Pünktlichkeit der S7 sollte nicht in Großhesselohe erfolgen, sondern vor allem an den Endpunkten – also am Münchner Hauptbahnhof und in Wolfratshausen.“
Jantzens Petition fiel im Landtag, konkret im 18-köpfigen Ausschuss für Wohnen, Bau und Verkehr, übrigens durch. Die Mehrheit von CSU- und Freie-Wähler-Mitgliedern sah keinen Handlungsbedarf. (cce)