Technische Defekte, Hangrutsche und Bauarbeiten sorgen erneut für Verspätungen auf der S7, die im September nur noch zu 74,8 Prozent pünktlich war.
Nichts Neues bei der S7. Die notorisch unzuverlässige Wolfratshauser Linie ist nach einer kurzen Phase der Besserung zurück in alten Gleisen: Die Pünktlichkeit ist im September auf einen katastrophalen Wert eingebrochen: Nur 74,8 Prozent aller Züge kamen pünktlich ans Ziel, berichtet die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) auf Anfrage unserer Zeitung über eine vorläufige Auswertung. Keine Linie ist unzuverlässiger. Jeder vierte Zug ist unpünktlich. Im Berufsverkehr dürfte der Wert noch höher sein, denn in die Statistik fließen alle Verbindungen ein, auch die frühmorgens oder tief in der Nacht, wenn selbst die S7 problemlos fährt. Der S-Bahn-Durchschnitt aller Linien liegt bei über 90 Prozent. Nicht eingerechnet sind dabei Züge, die ganz ausfallen – im August etwa trug die Linie 0,9 Prozent zur Gesamtausfallquote von 8,1 Prozent der S-Bahn München bei.
Eigentlich sah es ja ganz gut aus bei der S7. Seit Dezember führt die großteils eingleisige Linie nicht mehr von Wolfratshausen bis ans andere Ende Münchens zur S-Bahn-Station Kreuzstraße; vielmehr endet die S-Bahn jetzt schon oberirdisch am Starnberger Flügelbahnhof des Münchner Hauptbahnhofs. Die Verantwortlichen um S-Bahn-Chef Heiko Büttner versprachen sich davon eine Stabilisierung des Betriebs, weil die S7 nicht mehr durch die überlastete Stammstrecke fahren muss. Im ersten Halbjahr dieses Jahres hatte sich die Pünktlichkeit laut Statistik, die von der BEG erhoben wird, tatsächlich verbessert: 93,1 Prozent der S-Bahnen fuhren pünktlich. Damit lag die S7 sogar über dem Durchschnitt aller Linien (91,2 Prozent).
WhatsApp-Gruppe zu S7-Klagen
Doch die Freude darüber war von kurzer Dauer. Seit Juli mehrten sich die Klagen über neue Verzögerungen und Zugausfälle. Der Bürgermeister von Baierbrunn, Patrick Ott, hat sogar eine Whatsapp-Gruppe eingerichtet, um die Klagen der Bürger zu sammeln. Diese berichteten auch über Technik-Probleme an den Zügen, etwa defekte Türen. Dabei waren die auf der Linie eingesetzten Fahrzeuge des Typs ET 424, die zuvor in Hannover fuhren, extra für den Einsatz in München generalüberholt worden. Die S-Bahn bestätigt die Probleme auf Anfrage. Man habe aber reagiert. „Mit dem Tausch von Türantrieben und dem Nachjustieren der Schiebetritte hat sich die Verfügbarkeit der Fahrzeuge wieder normalisiert.“
Die BEG führt den Rückgang der Pünktlichkeit auf Gleiserneuerungsarbeiten zwischen Donnersbergerbrücke und Siemenswerke zurück (im August) und nennt „diverse andere infrastrukturbedingte Störungen“ wie Bahnübergänge und Ausfälle im Stellwerk Ebenhausen-Schäftlarn. Außerdem: „Zu der schon länger bestehenden Langsamfahrstelle bei Icking infolge eines Hangrutsches kam Mitte August eine weitere Langsamfahrstelle bei Höllriegelskreuth hinzu.“ Der unserer Zeitung vorliegende DB-interne Bericht zu Langsamfahrstellen bestätigt das: An zwei Stellen ist jeweils über 400 Meter nur 30 km/h erlaubt. Schon im Juli lag die Pünktlichkeit bei nur 85,9 Prozent, im August bei 88,9 Prozent. Die Verschlechterung im September führt die BEG auch auf die Wiesn „mit dem damit verbundenen Fahrgastaufkommen“ zurück.