Ein Bahnhofskiosk auf dem Abstellgleis - DB soll mehrere Interessenten vergrault haben

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Das Bahnhofsgebäude mit Kiosk am Bahnhof Höhenkirchen-Siegertsbrunn steht seit 2020 leer. © privat

Das Bahnhofsgebäude in Höhenkirchen-Siegertsbrunn ist kein Vorzeigeobjekt. Einen neuen Mieter zu finden, das gestaltet sich dementsprechend schwierig. Zumal die Bedingungen schwer zu erfüllen sind.

Höhenkirchen-Siegertsbrunn – Fenster und Wände sind mit Graffiti beschmiert, am Boden liegen leere Getränkedosen und anderer Abfall. An einer Metallvertäfelung sind Flecken zu sehen, die vermuten lassen, dass dort ein oder mehrere Menschen uriniert haben: Das seit rund vier Jahren leer stehende Bahnhofsgebäude in Höhenkirchen-Siegertsbrunn ist mittlerweile alles andere als ein Wohlfühlort.

Rolf Gaertner spricht von einem „Schmutzfleck“. Der Sprecher des Arbeitskreises (AK) „Arbeit und Wirtschaft“ bemüht sich seit Spätsommer vergangenen Jahres, den Standort aufzuwerten – indem er einen neuen Mieter für den verwaisten Bahnhofskiosk sucht. Doch das ist leichter gesagt als getan. Die Schuld daran gibt Gaertner in erster Linie dem Eigentümer, der Deutschen Bahn (DB). Sein Vorwurf: „Die stellt völlig abwegige Forderungen.“

Toiletten renovieren und selbst sauber halten

Gaertner sagt, er habe zuletzt einen ortsansässigen, seit Jahren erfolgreichen Wirt an der Hand gehabt, der den Kiosk betreiben hätte wollen. Doch die Bedingungen, die die Deutsche Bahn gestellt habe, seien „völlig realitätsfremd“ gewesen, wie es der AK-Sprecher ausdrückt. So habe der Konzern gefordert, dass der Wirt unter anderem auf eigene Kosten einen Fettabscheider einbaut, den er gar nicht benötigt hätte, und die vorhandenen Toiletten renoviert und sauber hält. Die hätte er ferner für jedermann frei zugänglich machen müssen. Genauso wie den Innenbereich, den der Wirt laut Gaertner für Bahnkunden als Wartebereich zur Verfügung hätte stellen und dessen Reinigung übernehmen müssen.

Viele Interessenten haben nach ersten Gesprächen dankend abgelehnt

Der Wirt habe mittlerweile davon abgesehen, den Bahnhofskiosk zu mieten. Und Gaertner hat aus dem Rathaus erfahren, dass in der Vergangenheit bereits zwei andere Interessenten nach den ersten Gesprächen mit der Bahn „dankend und kopfschüttelnd“ abgelehnt hätten. „Das scheint ja fast Methode zu haben“, so der AK-Sprecher.

Die Bahn will sich zu den gescheiterten Mietgesprächen nicht äußern. „Wir bitten um Verständnis dafür, dass die DB in Immobilienangelegenheiten grundsätzlich keine Details nennt, auch Auskünfte zu (potenziellen) Vertragspartnern, -inhalten und -gesprächen sind nicht möglich“, teilt eine DB-Sprecherin schriftlich mit.

Mehrwert für Reisende das Ziel

Der Vermutung Gaertners, die Bahn habe überhaupt kein ernsthaftes Interesse, den Kiosk neu zu besetzen, widerspricht sie. Zwar sei bislang keine Einigung mit einem konkreten Nachmieter erfolgt. Man arbeite aber nach wie vor daran, den Standort nachhaltig wieder zum Leben zu erwecken. „Ziel sei weiterhin eine Vermietung als Convenience-Store, um einen Mehrwert für Reisende, Besucher und Anwohner zu schaffen“, heißt es seitens des Konzerns.

Auch was die Nutzung von Toiletten im Bahnhofsgebäude betrifft, widerspricht die DB-Sprecherin der Darstellung Gaertners – und nimmt die Gemeinde in die Pflicht: „Das Vorhalten von Toilettenanlagen an Bahnhöfen fällt grundsätzlich in den kommunalen Zuständigkeitsbereich. Öffentliche WCs sind im Bahnhofsgebäude nicht vorhanden.“

Gemeindlicher Handlungsspielraum begrenzt

Die Situation scheint verfahren, eine Lösung nicht in Sicht. Das bedauert man auch im Rathaus. „Wir finden es sehr schade, dass das Gebäude leer steht. Schließlich gehört der Kiosk doch auch zur Nahversorgung in der Gemeinde“, sagt Rathausmitarbeiterin Gabriele Wehner. Zudem störe die mangelnde Sauberkeit rund um das Gebäude, betont die Rathaus-Sprecherin. Doch auch wenn die Gemeinde Interessenten, die den Bahnhof betreiben wollen, soweit sie es könne, unterstütze, insgesamt sei der Handlungsspielraum der Kommune einfach begrenzt: „Schließlich handelt es sich beim Gelände und Gebäude um Privateigentum der Deutschen Bahn.“

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