Kunden empört über Müsli-Abzocke: „Das ist halt einfach Betrug“

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Verbraucher fühlen sich getäuscht: Kölln-Müsli schrumpft, der Preis bleibt. Die Forderung nach klarer Kennzeichnung wird laut.

Kassel – Die Praxis der Schrumpflation, bei der Hersteller die Produktmenge reduzieren, während der Preis gleich bleibt, dürfte mittlerweile vielen Menschen bekannt sein. Sie beim Einkaufen im Supermarkt zu entlarven, ist schon deutlich schwieriger. Denn die Änderungen werden meist schleichend vorgenommen. Auf der Social-Media-Plattform Reddit hat jüngst ein Nutzer seinem Unmut über die neue Füllmenge seines Lieblings-Müslis Luft gemacht.

Kunde ärgert sich über Müsli-Abzocke und erlaubt sich kleinen Fauxpas

Auf einem Foto stellte der User zwei Packungen des „Das Originale Schoko Hafer-Müsli“ nebeneinander. Ein Unterschied ist nur bei genaueren Hinsehen erkennbar: ein grüner Schriftzug weist auf die „Neue Größe“ hin, die „jetzt 500 g“ beträgt – also 100 Gramm weniger als vorher. „Jetzt mit 18 Prozent weniger Inhalt“, kommentierte der Nutzer offenbar verärgert.

Ein anderer Nutzer korrigierte ihn jedoch: „18 Prozent? Nicht 16,67, gerundet 17 Prozent?“. Der ursprüngliche Beitragsteller gab zu: „Ja. Mein Gehirn versagte bodenlos“, was ihn prompt weiteren spöttische Kommentare einbrachte: „Wahrscheinlich zu wenig Müsli gegessen“. Und wohl weniger ernst gemeinte Hohn: „Schrumpflation im Gehirn? ;)“. Häme, die sich auch ein Hersteller von Pflegeprodukten in den Augen vieler Kunden redlich verdient habe, nachdem sich die Preise verdoppelt hatten.

Schrumpflation beim Müsli - Verbraucher fordern mehr Transparenz

Viele Nutzer äußerten auch Kritik an der Vorgehensweise des Unternehmens Kölln. „Meine Fresse, alles teurer, ich hab keinen Bock mehr“, kommentierte ein Nutzer. Ein anderer warf der Marke vor, durch die grüne Hervorhebung der „Neuen Größe“ indirekt zu suggerieren, dass die Anpassung zugunsten der Verbraucher sei, da es nun mehr Inhalt gebe. „Das ist halt einfach Betrug“, pflichtet eine andere Person bei, den Kunden mit den Schriftzügen in die Irre zu führen. Doch immerhin enthielt die Packung überhaupt etwas – anders als eine Gewürzpackung, bei der es sich wohl um einen Produktionsfehler handelte.

Einige forderten, dass Hersteller gesetzlich dazu verpflichtet werden sollten, Änderungen in der Produktmenge klar auf der Verpackung zu kennzeichnen. „Ich finde auch, dass eine Art Siegel verpflichtend sein müsste. Und zwar dauerhaft, prominent, eindringlich“, schrieb ein Nutzer. Dass das geht, beweist ein Netto-Kunde, der ein solches Siegel auf einer Nusspackung fand.

Die Forderung nach mehr Transparenz teilt auch die Verbraucherzentrale. Auf ihrer Homepage kritisiert der Verbraucherschutz-Verein, dass es in Deutschland keine vergleichbare gesetzliche Regelung gibt. Anders als beispielsweise in Brasilien, wo solche Vorschriften bereits durchgesetzt werden oder in Frankreich, wo sie bald eingeführt werden sollen. Zwar verbiete das Mess- und Eichgesetz irreführende Informationen oder täuschend große Verpackungen. Die Gesetzeslage sei aber schwammig formuliert und in der Regel Auslegungssache. Eine Auswertung zeigt auch: Nie gab es so viele Mogelpackungen wie in 2023.

Kleinere Füllmengen, um Qualität zu wahren: Unternehmen erklärt sich

Das Unternehmen erklärt auf der eigenen Homepage, dass es sich bei der neuen Füllmenge um wirtschaftliche Maßnahmen handelt. Kölln rechtfertigte die Reduzierung als „einzig vertretbare Lösung“ angesichts der steigenden Rohstoff- und Energiekosten. „Auch uns treffen die Rohstoffkrisen der vergangenen Jahre immer wieder hart“, erklärte das Unternehmen. Der Preis für Rohkakao sei „explodiert“ und habe Kosten verursacht, die das Unternehmen „nun einfach nicht mehr ausgleichen“ könne.

Die Reduzierung des Gewichts pro Packung decke nur einen Teil der „erheblichen Mehrkosten“. Neben des Schoko-Müslis wurde demnach auch dessen zuckerreduzierte Version angepasst, „da sie mit 20 Prozent Schokolade je Müsli den höchsten Anteil Kakao“ habe. Wie der Spiegel schreibt, ist der Kakaopreis im vergangenen Jahr von 3000 US-Dollar pro Tonne zwischenzeitlich auf mehr als 12.000 US-Dollar geschossen. (rku)

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