Messer-Angriff im Wahn: Geretsrieder (26) hört Stimmen und sticht auf Vater ein – In Psychiatrie eingewiesen
Ein junger Geretsrieder leidet an paranoider Schizophrenie. Die Krankheit verleitete ihn im April 2024 zu einem brutalen Angriff auf seinen Vater. Das Landgericht wies den 26-Jährigen nun in die Psychiatrie ein.
Geretsried – Stimmen, die er in seinem Kopf hörte, befahlen ihm die Tat. Sie leiteten ihn an, ein Brotmesser aus der Küche zu holen und damit seinen Vater umzubringen, der in Todesangst im Schlafzimmer kauerte. Der 26-Jährige aus Geretsried gehorchte den Befehlen – und verletzte den Vater lebensgefährlich.
Messer-Angriff im Wahn: Geretsrieder (26) hört Stimmen und sticht auf Vater ein – Täter kommt in Psychiatrie
Für die Tat, begangen während einer akuten psychotischen Episode im April vergangenen Jahres, muss der Mann für unbestimmte Zeit in die Psychiatrie. Das Landgericht München II wies den Beschuldigten am Montag wegen versuchten Totschlags in den Maßregelvollzug ein, damit dort seine paranoide Schizophrenie behandelt wird, an der er seit langer Zeit leidet. So solle die Gefahr für die Allgemeinheit, aber auch für den Mann selbst, gebannt werden, sagte Richter Thomas Bott.
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Der Fall könne mit der Überschrift „Glück im Unglück“ versehen werden, sagte er. Zum Unglück gehöre nicht nur die schwere psychische Erkrankung, sondern auch die Beziehung zwischen Vater und Sohn. Dabei habe sich etwas abgezeichnet, „das hochgefährlich ist“.
Lauter Streit am Tag der Tat
Der 26-Jährige wohnte in Geretsried in einer Wohnung zusammen mit dem Vater, der „äußerst gutmütig“ sei, sagte Thomas Bott. Dazu gehörte auch, dass er dem Junior regelmäßig Geld gab. Am Tag der Tat kam es zu einem lauten Streit zwischen den beiden, als der Sohn abermals Geld forderte. Mehrere Male kam die Polizei, um schlichtend einzugreifen. Die Beamten wiesen den Vater an, seinen Sohn nicht mehr in die Wohnung zu lassen. Der ging daraufhin in eine Diskothek, in der er Alkohol trank, mutmaßlich auch Cannabis rauchte.
Am frühen Morgen kehrte er zurück und bettelte seinen Vater an, ihn einzulassen. Als der Senior die Tür einen Spaltbreit öffnete, stieß der 26-Jährige sie auf. Der Vater flüchtete ins Schlafzimmer und verbarrikadierte sich. Doch der Sohn hatte Kraft. Er trat das Schloss aus der Verankerung und ein Loch in die Tür. Dann ging er in die Küche und holte das Messer mit 21 Zentimetern Klingenlänge. Durch das Loch stieß er es seinem Vater in den Bauch.
Der 26-Jährige stach auf seinen Vater ein
Der Verletzte wich zurück, dann kam der junge Mann ins Schlafzimmer, stach dem Opfer in die Brust. Einen weiteren Stich wehrte der Vater mit der rechten Hand ab. Dabei durchtrennte die Klinge einen Nerv. Die Hand ist heute praktisch funktionslos. Der Sohn rief dem Senior zu: „Na, wie ist es zu sterben?“ Das Messer legte er in die Spülmaschine, dann flüchtete er mit einem Sprung aus dem ersten Stock – und brach sich die Sprunggelenke.
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Darin, sagte Richter Bott, liege auch das Glück im Unglück: Dass der Sohn, zur Tatzeit in seiner Schuldfähigkeit zumindest stark eingeschränkt, bei dem Sprung nicht ums Leben kam. Und dass einer der Polizisten, die an den Tatort kamen, ausgebildeter Rettungssanitäter war und beim Vater wohl das Schlimmste verhinderte. Der Mann wurde notoperiert und verbrachte rund eineinhalb Monate im Krankenhaus.
Keine Strafe, sondern Maßnahme für eine Behandlung
Glück ist für den Täter wohl auch die anstehende Zeit im psychiatrischen Krankenhaus, die keine Strafe ist, sondern eine Behandlungsmaßnahme. Bislang vermochten seine Ärzte kein Medikament so einzustellen, dass die Schizophrenie eingedämmt wird. Das soll sich auf der Station ändern. Dort könnte der Mann seine Krankheit in den Griff bekommen. Er will in Kürze mit seinem Vater telefonieren. Die Tat hat nicht zum Bruch zwischen den beiden geführt.