Pro und kontra Verlegung der B2: Kolossale Fehlentscheidung oder historische Chance?

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Die neue B2 würde am Kloster Fürstenfeld vorbeiführen. © Gehre

Die B 2 darf aus der Brucker Innenstadt hinaus auf die Kloster-Trasse verlegt werden. Diese Nachricht schlug im Dezember ein wie eine Bombe. Jetzt steuert die Stadt auf eine Grundsatzdebatte zu.

Stets hatten die Verantwortlichen in den Behörden die Verlegungs-Variante strikt abgelehnt. Dann aber entschied das Fernstraßen-Bundesamt anders. Die B 2 darf nominell über die Oskar-von-Miller,- die Fürstenfelder und die äußere Schöngeisinger Straße bis zur B 471 geführt werden.

Hintergrund: Die Befürworter dieser Lösung möchten den aus ihrer Sicht drohenden schwerlasttauglichen Neubau der Amperbrücke um jeden Preis vermeiden. Dann könnte die Brücke denkmalgerecht ertüchtigt werden und es bliebe bei der Tonnagenbeschränkung. Dieser Schritt soll den Status quo bewahren und sicherstellen, dass die Verkehrsbelastung in der Innenstadt nicht steigt.

Trasse wäre deutlich länger

Die Haupt- und Augsburger Straße würde dann in die Zuständigkeit der Stadt fallen. Der Stadtrat könnte versuchen, mit verschiedenen Mitteln den Verkehr auszubremsen.

Dem gegenüber steht die (alte) Erkenntnis, dass die neue Trasse deutlich länger wäre als die aktuelle B2. Will man etwa auf der bestehenden B 2 von Germering nach Mammendorf fahren, dann beträgt die Entfernung 19,4 Kilometer. 25 Minuten Dauer berechnete Google Maps an einem eher ruhigen Januar-Mittag. „Schnellste Route trotz üblicher Verkehrslage“, hieß es bei dem Online-Kartendienst. Fährt man dagegen dieselbe Strecke über die Kloster-Trasse, dann legt man 25,8 Kilometer zurück. 25 Minuten braucht man bei geringem Verkehr. Die neue Trasse wäre so gerechnet 6,4 Kilometer länger.

Forderung nach einem Bürgerrat

Die CSU hat zusammen mit anderen Stadträten bereits gefordert, die B2-Frage einem Bürgerrat vorzulegen und die Brucker abstimmen zu lassen. „Es wäre absolut undemokratisch, wenn derart weitreichende Fehlentscheidungen, wie die Pseudolösung der Verlagerung der B 2 von der Hauptstraße auf die Oskar-von-Miller und äußere Schöngeisinger Straße durch die Gremien gedrückt und an der Bürgerschaft vorbei beschlossen werden sollen“, meint etwa CSU-Fraktionssprecher Andreas Lohde.

Auch für seinen Fraktionskollegen Franz Höfelsauer wäre die Verlegung eine Fehlentscheidung „Die nächsten Generationen werden unter dem erneuten Denkfehler zu leiden haben, denn die rechtliche Verlegung schafft keine notwendige dritte Amperquerung.“

Das Verkehrsaufkommen

Fürstenfeldbruck – Eine Analyse hat die Struktur der Kfz-Verkehre in Fürstenfeldbruck erfasst. 61 Prozent der Fahrten entfallen auf den Quell-Ziel-Verkehr, der sowohl von Einheimischen als auch von Auswärtigen verursacht wird, deren Fahrten in Fürstenfeldbruck starten oder enden. Binnenverkehr, der vollständig innerhalb der Stadtgrenzen von Fürstenfeldbruck stattfindet, macht 19 Prozent aus. Der Durchgangsverkehr, bei dem sowohl Start als auch Ziel außerhalb von Fürstenfeldbruck liegen, beträgt 20 Prozent.

Ebenfalls äußerst skeptisch ist Markus Droth (FW): „Die Verlegung ist nichts anderes als eine Belastungsverschiebung. Eine Verkehrsentlastung wird sich nicht ergeben, da weiter nur zwei Amper-Übergänge für die täglich über den Münchner Berg rollenden 23 000 Fahrzeuge zur Verfügung stehen.“ Auch aus städteplanerischer Sicht sei die Verlegung der B 2 auf die neue Wegführung Richtung Brucker Westen eine kolossale Fehlentscheidung.

Bislang führt die B2 durch die Brucker Innenstadt (grün). Die neue Trasse soll über die Oskar-von-Miller-Straße am Kloster vorbei über die äußere Schöngeisinger Straße zur B471 führen.
Bislang führt die B2 durch die Brucker Innenstadt (grün). Die neue Trasse (rot) soll über die Oskar-von-Miller-Straße am Kloster vorbei über die äußere Schöngeisinger Straße zur B471 führen. © mm

„Mit der Konversion des Fliegerhorstes werden zwischen sieben- und zehntausend Arbeiter beziehungsweise Neubürger den neuen Stadtteil im Nordosten beleben. Die Verlegung der B2 in den Westen stellt ein untaugliches Verkehrskonzept dar“, warnt Markus Droth mit Bezug auf den irgendwann anstehenden Abzug des Militärs aus Fürstenfeldbruck. Zu den Kritikern zählt auch Alexa Zierl (ÖDP): Vor allem die Bürger im Westen müssten durch eine Verlegung der B 2 mit deutlichen Mehrbelastungen rechnen. Auch sie ist für den Bürgerrat.

Viel Verkehr am Veranstaltungsforum

Finanzreferent Klaus Wollenberg (FDP) kritisiert die „fehlende Sensibilität und Achtung“ vor der historischen Identität der Stadt. Es sei kaum vermittelbar, dass die Stadt Fürstenfeldbruck die Idee verfolgt, die B 2 am Veranstaltungsforum und dem Kloster Fürstenfeld vorbeizuführen. „Das Kloster Fürstenfeld gehört zu den 100 bedeutensten Denkmälern Bayerns und wir würden hier die B 2 mit ihrer hohen Fahrzeugfrequenz vorbeileiten – nicht nachvollziehbar.“

Gutachten soll Klarheit bringen

Die Befürworter des Bürgerrats glauben, dass ein aktuelles Verkehrsgutachten die Zahlen erheben müsse, die für die Berechnung der Verkehrsbelastung auf den verschiedenen Ästen relevant sind.

Auch gelte es zu berechnen, welche Effekte im Westen der Stadt oder auf den Nebenstraßen aufträten, wenn beispielsweise die Hauptstraße zur Tempo-20-Zone würde. Außerdem gefordert: Die Untersuchung der Folgen auch für den Nachbarort Emmering. Von hier hatte es aus Angst, künftig im Ausweich-Verkehr zu ertrinken, ohnehin gleich im Dezember schon Kritik gehagelt. Die Debatte um die B2 in Fürstenfeldbruck währt seit vielen Jahren.

Öffentliche Sitzung

Am Mittwoch, 5. Februar, will das für Bundesstraßen zuständige staatliche Bauamt im Verkehrsausschuss der Stadt genauer über das Thema informieren. Die Sitzung im Rathaus beginnt um 18 Uhr und ist öffentlich.

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