Trotz Personalmangel: Österreicher Lehrer ist mit 50 Bewerbungen erfolglos
Der Lehrermangel betrifft nicht nur Deutschland – auch in Österreich ist dieses Problem bekannt. Umso überraschender ist nun die Aussage eines Germanisten, der seit zwei Jahren auf eine volle Lehrverpflichtung hofft.
Germanist bewirbt sich an 50 Schulen und bekommt kein Vorstellungsgespräch
Auf "Heute" berichtet der Kolumnist Niki Glattauer über den Fall des Quereinsteigers. Demnach sagte er ihm: "Es gibt an meiner Schule nur wenige Stunden für mich. Ich habe mich daher für das kommende Schuljahr in Wien und Niederösterreich an ca. 50 Schulen beworben."
Erfolg hatte der Germanist trotz seiner Bemühungen nicht. Kein einziges Vorstellungsgespräch bekam er und fragt sich: "Wie kommt es, dass ein qualifizierter Quereinsteiger keine Stunden bekommt, obwohl ja laut Aussage des Bildungsministeriums Lehrkräfte fehlen?"
Lehrermangel in Österreich: 6100 Posten ausgeschrieben
Bei der Hauptausschreibung für Lehrkräfte für das kommende Schuljahr wurden 6100 Posten mit rund 89.000 Stunden ausgeschrieben. Wie "Der Standard" schreibt, entspricht das 4000 Vollzeit-Lehrerinnen und -Lehrern. Bewerben können sich Menschen mit einem abgeschlossenen Lehramtsstudium.
Jedoch hat der Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) auch Quereinsteiger zu diesem Schritt ermutigt.

Quereinstieg gibt es nicht für jede Schule
Wer in Österreich als Quereinsteiger den Lehrerberuf ausüben möchte, muss einiges beachten. Informationen darüber gibt es vom Bundesministerium für Bildung. Auf der Website heißt es unter anderem: "Den Quereinstieg gibt es nur für allgemeinbildende Fächer der Sekundarstufe (Mittelschule, Polytechnische Schule, Allgemeinbildende Höhere Schule, Berufsbildende höhere Schule)." Ein Quereinstieg für die Volksschule ist im Moment noch nicht möglich.
Quereinsteiger müssen einige Voraussetzungen mitbringen. Unter anderem wird "ein abgeschlossenes, fachlich geeignetes oder facheinschlägiges Studium an einer Universität oder Fachhochschule im Umfang von mindestens 180 EC (Bachelorniveau)" gefordert. Wer eine Anstellung bekommen hat, muss innerhalb von acht Jahren den Hochschullehrgang Quereinstieg absolvieren.

Quer- und Seiteneinsteiger in Deutschland
Auch in Deutschland gibt es Quer- und Seiteneinsteiger und somit Lehrkräfte ohne anerkannte Lehramtsprüfung. Das teilte im Juni das Statistische Bundesamt mit. Im Schuljahr 2023/24 handelte es sich um 10,5 Prozent der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen (2015/2016: 4,5 Prozent). Der Anteil der Quer- und Seiteneinsteiger/-innen an beruflichen Schulen lag im Schuljahr 2023/24 bei 16,6 Prozent (2015/2016: 16,8 Prozent).
Es wird in Deutschland zwischen Seiteneinsteigern und Quereinsteigern unterschieden.
- Seiteneinsteiger: Darunter versteht man Personen ohne abgeschlossenes Lehramtsstudium. Sie werden in den Schuldienst übernommen und haben keinen Vorbereitungsdienst (Referendariat) absolviert.
- Quereinsteiger: Diese haben die Pflicht eines Referendariates.
"In der Schulstatistik können Lehrkräfte ohne anerkannte Lehramtsprüfung nicht separat nach Seiten- oder Quereinstieg ausgewiesen werden", heißt es vom Statistischen Bundesamt.