Storchennest ist zwei Mal abgestürzt - Wie kann Peißenberger Störchen geholfen werden?
Als es im Sommer bei einem Sturm das Storchennest vom Kirchturm von St. Johann geweht hatte, und die jungen Störche zu Tode gekommen waren, war der Aufschrei über Peißenberg hinaus, groß. Eine Nisthilfe für Störche wurde gefordert. Kürzlich gab es ein Treffen deswegen.
Peißenberg – Offensichtlich gefällt dem Storch der Platz auf dem Kirchturm von St. Johann. Zumindest hat er sowohl im Jahr 2022 als auch im Jahr 2023 dort oben ein Nest gebaut. „Der Storch hat sich diesen Platz selber ausgesucht“, sagt der Peißenberger Pfarrer Georg Fetsch. In beiden Jahren gab es kein glückliches Ende für die Störche und ihren Nachwuchs. Im Jahr 2022 hat der Storch dort ein Nest gebaut, aber es gab keinen Nachwuchs. Irgendwann sei das Tier dann wieder weggeflogen und im Winter darauf sei das Nest vom Dach gefallen, erzählt Fetsch.
Der Storch kam wieder nach Peißenberg
Im Jahr 2023 versuchte wieder ein Storch sein Glück. Es wurde festgestellt, dass es in beiden Jahren derselbe Storch auf dem Peißenberger Kirchturmdach war. Dieser war in Polen beringt worden und konnte deswegen identifiziert werden.

Im vergangenen Jahr endete die Sache schlimmer: Der Storch baute wieder einen Horst auf das Dach des Kirchturms und zunächst sah alles nach einer erfolgreichen Brut aus. Der Storch fand ein Weibchen und bald war das Storchenpaar am Brüten. Rund einen Monat später schlüpfte der Nachwuchs. Die drei Jungstörche entwickelten sich prächtig und waren fast so weit, dass sie das Nest hätten verlassen können. Dann kam ein heftiger Sturm und wehte den Horst vom Kirchturm-Dach (wir berichteten).
Am Morgen nach dem Sturm entdeckte Pfarrer Fetsch das herabgefallene Nest mit den jungen Störchen. „Sie waren leider tot“, erinnert sich Fetsch. Die beiden Eltern haben überlebt. Die Anteilnahme am Schicksal der jungen Störche war in Peißenberg und auch in den sozialen Medien groß. Schnell wurden Rufe nach einer Nisthilfe für Storche auf dem Kirchdach von St. Johann laut. Damit, so die Idee, könnte verhindert werden, dass der Horst noch einmal vom Turmdach geweht wird.
Große Anteilnahme am Schicksal der Störche
Auch die Verantwortlichen in der katholischen Pfarreiengemeinschaft Peißenberg-Forst beschäftigte das Ereignis. „Wir haben überlegt, was wir tun können, dass so etwas nicht noch einmal passiert“, sagt Fetsch. Schon als es das leere Nest im Jahr 2022 vom Dach geweht hatte, hatte sich die Kirchenstiftung an den Storchbeauftragten des LBV, Wolfgang Bechtel, gewandt und ihm die Idee mit der Nisthilfe unterbreitet.
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Wie bereits berichtet, hat Bechtel damals davon abgeraten. Seiner Ansicht nach ist der Kirchturm zu hoch, als dass eine Nisthilfe dort oben Sinn machen würde. Es gehe ja nicht nur darum, die Konstruktion aufs Dach setzen zu lassen und zu befestigen, sondern auch darum, das Nest zu pflegen, das ein Storch dort vielleicht baut. Sonst besteht zum Beispiel die Gefahr, dass das Nest zu schwer und instabil wird.
Nachdem sich im vergangenen Jahr nun das Unglück mit den toten Jungstörchen ereignet hatte und von interessierten Bürgern der Wunsch nach einer Nisthilfe an die Vertreter der Kirchenverwaltung herangetragen wurde, hat die Pfarrei noch einmal genauere Untersuchungen machen lassen und Informationen eingeholt, ob eine solche Konstruktion nicht doch auf dem Kirchendach errichtet werden könnte.
„Als erstes musste die Statik geprüft werden“, sagt Fetsch. Denn nur, wenn sich das Kirchturmdach statisch überhaupt dafür eignet, könnte dort eine Nisthilfe aufgesetzt werden. Schon die Untersuchung gestaltete sich schwierig. Diese war erst ab Ende Oktober möglich, weil im Inneren des Kirchturms unter dem Dach eine Kolonie der streng geschützten Fledermausart „Großes Mausohr“ lebt. Die Fledermäuse fliegen im Herbst aus und kommen im März zurück. Der Kirchturm konnte also erst ab dem 30. Oktober betreten werden.
Storchennest kann 1,5 Tonnen wiegen
Für den Storchenhorst wurde ohne die Nisthilfe ein Gewicht von 1,5 Tonnen angesetzt. Wegen der Fledermäuse dürfte durch den Bau einer Nisthilfe für Störche möglichst wenig im Bereich der Brutstätte der „Großen Mausohren“ im Innern des Kirchturms verändert werden.
Trotz dieser Anforderungen kam der Statiker zu dem Ergebnis, dass es grundsätzlich möglich wäre, eine Nisthilfe für Störche anzubringen. Die Pfarrei hat bereits ein Angebot von einer Firma eingeholt, die die Nisthilfe für rund 10 000 Euro bauen und aufs Turmdach montieren würde. Dafür wäre ein Autokran nötig, weil der Kirchturm höher ist als die Drehleiter der Feuerwehr. Dieser würde über rund 5200 Euro kosten. Desweiteren müsste für Pflege und Überprüfung des Nestes für die nächsten fünf Jahre mit Kosten in Höhe von 5000 Euro gerechnet werden. Mit noch ein paar anderen, kleineren Posten, würde es rund 21 000 Euro kosten, die Nisthilfe zu bauen, zu montieren und die nächsten fünf Jahre zu pflegen. Dabei ist allerdings unklar, ob der Storch die Nisthilfe dann auch tatsächlich nutzen würde.
Wie Kirchenpfleger Robert Pfeifer berichtet, hat die Pfarrei die Kosten, die bislang in Höhe von rund 1600 Euro angefallen sind, übernommen. Und sie würde auch den Kirchturm für den Bau einer Nisthilfe zur Verfügung stellen, doch die Kosten für die Errichtung und die Pflege können nicht von ihr getragen werden, wie Fetsch und Pfeifer nun bekannt gaben. „Die Kosten kann die Kirchenverwaltung nicht übernehmen“, sagt Pfeifer.
Um das den interessierten Bürgern mitzuteilen, hat die Pfarrei kürzlich zu einem Treffen eingeladen. Dabei haben die Verantwortlichen der Pfarrei auch einen Weg aufgezeigt, wie die Nisthilfe doch noch gebaut werden könnte, wenn die Kosten für Bau und Montage von einer daran interessierten Gruppe übernommen wird.
Wie die Entscheidung ausfällt, das können Pfeifer und Fetsch nicht sagen. Klar ist allerdings, dass die Zeit drängt, denn Ende März kommen die Fledermäuse zurück. Und bis dahin müsste die Nisthilfe schon auf das Turmdach montiert sein.