Putins überraschender Besuch bei seinem „Bluthund“ Kadyrow: Erster Trip seit 13 Jahren – auch wegen Kursk?

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Hoher Besuch: Kreml-Chef Wladimir Putin (r.) schaut zum ersten Mal seit 13 Jahren bei Tschetschenen-Führer Ramsan Kadyrow vorbei. © IMAGO / SNA

Wladimir Putin besucht Tschetschenien. Vom dortigen Machthaber Ramsan Kadyrow wird der Kreml-Chef auch in eine Soldaten-Akademie begleitet.

Grosny – Wladimir Putin hatte in jüngerer Vergangenheit mehrere Gründe, um wenig zu reisen. Während der Corona-Pandemie agierte der russische Präsident übervorsichtig, ließ kaum jemanden nah an sich heran. In der ersten Zeit, nachdem er den Ukraine-Krieg befohlen hatte, verließ er Moskau ebenfalls nur in absoluten Ausnahmefällen.

Mittlerweile besuchte er immerhin befreundete Staaten wie China oder Nordkorea. Ein im März 2023 ergangener Internationaler Haftbefehl gegen Putin schließt aber Reisen in viele Länder aus. Denn eine Verhaftung wird er nicht riskieren. Keinerlei Sorgen muss sich der 71-Jährige in seinem Machtbereich machen, zu dem auch Tschetschenien zählt. In der Nordkaukasus-Region hat der linientreue Präsident Ramsan Kadyrow das Sagen.

Video: Russland dementiert Geheimverhandlungen um Waffenruhe im Ukraine-Krieg

Putin besucht „Bluthund“ Kadyrow: Kreml-Chef legt Blumen am Grab von Ex-Präsident nieder

Der wegen seines brutalen Vorgehens gegen Aufständische oder Andersdenkende als „Bluthund“ bekannte 47-Jährige durfte sich erstmals seit 13 Jahren über einen Besuch Putins freuen. Auf seinem Telegram-Account veröffentlichte Kadyrow mehrere Videos und Nachrichten der gemeinsamen Stunden, schrieb von einem „vollgepackten Programm“.

So ist zu sehen, wie Putin in aller Dunkelheit nach dem Aussteigen auf dem Flugfeld auch mehrere Militärs und Männer in Anzügen per Handschlag begrüßt und den Tschetschenen-Führer auf dem Weg zum bereitstehenden Fahrzeug kurz umarmt. Immerhin ist Kadyrow einer der größten Befürworter der Invasion in die Ukraine und entsendet auch fleißig Truppen ins Kampfgebiet.

Unter anderem besuchte der Kreml-Chef das Grab von Achmat Kadyrow, der 2004 als tschetschenischer Präsident bei einem Bombenanschlag ums Leben kam und der Vater des jetzigen Herrschers war. Dort legte er auch Blumen nieder, wie auf Fotos zu sehen ist.

Wladimir Putin in einer Runde von Militärs und anderen hochrangigen Personen
Einer spricht, viele lauschen: Wladimir Putin hielt eine Rede vor Soldaten und schwor sie auf ihren Kampfeinsatz in der Ukraine ein. © IMAGO / SNA

Putin und der Ukraine-Krieg: Besuch von Akademie und Rede vor Soldaten

Außerdem machte Putin der nach ihm benannten Akademie zur Ausbildung von Spezialeinheiten seine Aufwartung. Kadyrow zufolge wurden in der Einrichtung schon mehr als 47.000 Soldaten ausgebildet.

Weiter erklärte er, Putin sei mit Kommandeuren der Spezialeinheiten und Ausbildern zusammengetroffen. Demnach bricht die nächste Gruppe Freiwilliger bereits in den nächsten Tagen in den Kampfeinsatz auf. Nach dem ukrainischen Vormarsch in die russische Region Kursk kann Putin Meldungen über Kämpfer, die freiwillig für ihn an der Front ihr Leben riskieren, gut gebrauchen.

Putin wirbt für Einsatz im Ukraine-Krieg: „Mit Männern wie ihnen sind wir absolut unbesiegbar“

Laut dem Kreml betonte er vor Ort in Richtung der vor ihrem Kampfeinsatz stehenden Soldaten: „Sie treffen eine schwierige Entscheidung. Es ist eine Sache, hier auf dem Schießstand zu schießen, und eine andere, sein Leben und seine Gesundheit in Gefahr zu bringen.“ Allerdings hätten sie „ein inneres Bedürfnis, das Vaterland zu verteidigen“. Und weiter: „Wenn Sie diese Entscheidung getroffen haben, haben Sie bereits gewonnen. Sie haben eine bestimmte Schwelle überschritten.“

Abschließend gab Putin ihnen mit auf den Weg: „Solange wir Männer wie Sie haben, sind wir absolut unbesiegbar.“ Auch Kadyrow lobte er als „Krieger und Kämpfer“. Der darf das aber eher mit Worten als mit Taten untermauern. Und das nicht nur, weil er als schwerkrank gilt, in der Vergangenheit gab es bereits Gerüchte über seinen Tod. Die Suche nach einem Nachfolger soll schon laufen.

Ramsan Kadyrow (l.) und Wladimir Putin (M.) auf einer Empore in einer Moschee
Besuch in neuem Gotteshaus: Wladimir Putin (M.) ließ sich gemeinsam mit Ramsan Kadyrow (l.) durch die gerade erst fertiggestellte Moschee führen. © IMAGO / SNA

Putin in Tschetschenien: Gespräch mit Kadyrow wohl auch über den Ukraine-Krieg

Ein weiterer Programmpunkt war der Besuch einer gerade erst fertiggestellten Moschee am Minutka-Platz in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny, die nach dem Propheten Isa – also Jesus – benannt ist. In diesem Zusammenhang dankte Kadyrow Putin „für seine ehrfürchtige Haltung gegenüber religiösen Gefühlen der Gläubigen, für den Schutz der Heiligen Schriften auf höchster staatlicher Ebene und für die Bewahrung traditioneller Familienwerte“.

Zu sehen bekam Putin auch ein Modell des neuen Bezirks von Grosny. Dieser wird demnach ebenfalls nach dem russischen Präsidenten benannt. Später fanden Putin und Kadyrow noch die Zeit, sich zu einer Unterredung in der Residenz des Tschetschenen-Führers zusammenzusetzen. Bilder zeigen sie sich an einem Tisch gegenübersitzend. Auch hier dürfte es vor allem um den Ukraine-Krieg gegangen sein. (mg)

Auch interessant

Kommentare