Sicherheitsunternehmer Peter Frech: Anfeindungen nehmen „brutal“ zu
Peter Frech, zuständig für die Sicherheit in den Asylunterkünften, berichtet in Lenggries über seine Arbeit. Immer wird er dafür angefeindet.
Lenggries – Peter Frech ist mit seinem Sicherheitsunternehmen dafür zuständig, dass in den beiden Lenggrieser Flüchtlingsunterkünften alles in geregelten Bahnen abläuft. Bisweilen mangelt es allerdings an Wertschätzung für seine Arbeit, immer wieder müsse er sich mit Anfeindungen auseinandersetzen, berichtete Frech beim „Grünen Tisch“, zu dem die Lenggrieser Grünen in den „Altwirt“ eingeladen hatten: „Mir wird immer wieder gesagt, ich verdiene mit der Krise und arbeite für Grattler. Da kann ich nur sagen: Jungs, eine etwas andere Wortwahl wäre angebracht.“
Bau von Asylunterkünften: Handwerksbetriebe wurden boykottiert
Als Frech 2015 mit der Betreuung der Flüchtlingsunterkunft an der Geiersteinstraße beauftragt wurde, sei der Widerstand nicht besonders groß gewesen, erinnert sich der Unternehmer: „Es ist nichts passiert, wir hatten echt alles im Griff, obwohl daneben eine Schule ist.“ Natürlich gebe es hin und wieder Beschwerden. „Aber die waren nicht größer als auf einem Bauernhof mit sieben Kindern. Wir haben höchstens mal ein Papierl von einem Nachbargrundstück wegräumen müssen.“
Der Widerstand gegen die kürzlich gebaute zweite Unterkunft an der Scharfreiterstraße sei hingegen „brutal“ gewesen: „Es hat geheißen: Mit Euch will keiner was zu tun haben.“ Handwerker, die die Unterkunft bauen sollten, hätten kein Essen und kein Trinken bekommen, es habe geradezu einen Boykott gegeben. „Da frag’ ich mich schon: Warum denn?“ In die gleiche Kerbe schlug Klaus Hanus: „Handwerker, die Angebote abgegeben haben, sind mit E-Mails bombardiert worden. Da fragst du dich schon: Wie blöd kann man sein? Dann übernehmen externe Betriebe die Arbeit – Geschäft ist Geschäft.“
Ich als depperter Türsteher muss plötzlich lernen, mit den Ämtern umzugehen. Ich muss Dinge ausfüllen, die ich noch nie gelesen habe. Ich muss Fremdwörter googeln und frag’ mich manchmal, ob ich in der Schule nicht aufgepasst habe – Wahnsinn.
Eine Drohung sei nie richtig, ergänzte Frech. Man müsse es letztlich akzeptieren, wenn sich manche abschotten wollen. Viele hätten auch einfach Angst. Hinzu komme, dass die Kinder Turnhallen wegen der Belegung nicht nutzen konnten: „Da hat die Politik gelogen. Es hat geheißen, das ist nur für kurze Zeit – dabei muss man die Leute ja irgendwo unterbringen.“ Manche Leute würden auch nicht über ihren Tellerrand hinaus blicken und nicht erkennen, wie viel Gemeinde und Helferkreis leisten, damit es in der Flüchtlingsunterkunft rund läuft: „Auch das Landratsamt macht einen echt guten Job. Wer es nicht glaubt, sollte sich da mal einen Tag lang reinhocken.“
Frech betonte, er sehe seine Firma nicht als Bewacher, sondern eher als Begleiter, Seelsorger und Kindergärtner, die 24 Stunden täglich zur Verfügung stehen. Security-Mitarbeiter müssten beim Ausfüllen von Verträgen helfen: „Und ich als depperter Türsteher muss plötzlich lernen, mit den Ämtern umzugehen. Ich muss Dinge ausfüllen, die ich noch nie gelesen habe. Ich muss Fremdwörter googeln und frag’ mich manchmal, ob ich in der Schule nicht aufgepasst habe – Wahnsinn.“
Peter Frech beschäftigt über 70 Prozent Ausländer
In seiner Firma beschäftige er zu 70 Prozent Ausländer und „Asylis“ – und dies aus gutem Grund: „Bei persönlichen Anliegen kann mir der Google-Übersetzer nicht weiterhelfen, da brauche ich Leute, die diese Sprache sprechen.“ Dies sei bisweilen eine „Mega-Herausforderung“. Manchmal komme ein Bus voller Asylbewerber an, „und dann ist kein Dolmetscher da, und er geht auch nicht ans Telefon.“ Derjenige tauche dann „irgendwann“ auf: „Und dann kannst du ihn nicht zusammenstauchen, weil er dann wieder heimgeht.“
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Frech berichtete in diesem Zusammenhang auch von seinen Erlebnissen beim jüngsten ACDC-Konzert in München, das er mit seiner Firma ebenfalls betreut hat: „Plötzlich geht ein Haufen Leute weg – weil gerade Zeit zum Beten ist. Das erkläre mal dem Kreisverwaltungsreferat, das das Konzert sofort abbricht, wenn die Posten nicht besetzt sind.“ Er selbst könne niemandem böse sein, „weil die Leute nicht so aufgewachsen sind wie wir. Aber wir erwarten alle genau das von unserem Gegenüber, was wir gelernt haben und was uns anerzogen wurde. Das werden wir auch in zwei Generationen nicht hinbringen – wir erwarten oft zu viel.“
Viel wichtiger ist die Frage, wie wir als Gesellschaft wieder zusammenfinden.
Ein Zuhörer wollte wissen, wie Frech mit verbalen Angriffen umgeht und wann es zu solchen Beleidigungen kommt. „Meist kommt es unverhofft“, antwortete Frech. „Gerade während Corona wurde mir bei Spaziergängen schon mal gesagt, dass ich ein Grattler bin, der alles macht.“ Ihm sei es jedoch „wurscht“, ob ihn die Leute mögen. Ihm sei klar, dass er es mit seiner Vorgeschichte als Türsteher bisweilen schwerer habe. Manchmal sei es auch besser, einfach zu schweigen, auch wenn man innerlich kocht. Etwa bei den Kommentaren zu einem Artikel im Tölzer Kurier, in dem es um den Schlaganfall ging, den Frech vor einigen Monaten hatte: „Da hat einer geschrieben: da hat es den Richtigen getroffen. Jetzt kann er wenigstens nicht mehr mit seinen lauten Autos rumfahren – dabei hab’ ich die Autos gar nicht mehr.“ Frechs Empfehlung: „Das darf man nicht an sich ranlassen. Was irgend so ein Depp schreibt, ist doch egal. Ich muss ihn nicht mögen, ich muss ihn nicht heiraten. Wir leben alle unser eigenes Leben.“ Jeder habe seine eigenen Probleme, die er lösen muss, sagte der Unternehmer: „Viel wichtiger ist doch die Frage, wie wir als Gesellschaft wieder zusammenfinden.“ (Patrick Staar)