„Bei Kälte Knochenbrüche, wirds warm: Knieverletzungen“: Skiwacht am Brauneck im Dauereinsatz

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. Lenggries

Kommentare

„Wir sind Kollegen und Freunde“, sagt Rolf Frasch. Unter der Woche ist die Skiwacht mit vier Hauptamtlichen am Brauneck besetzt (v.li.): Michael Haugeneder, Rolf Frasch, Alexander Rest und Louis Krätzschmar. © Arndt Pröhl

Die Faschingsferien stehen vor der Tür. Hochsaison in den bayerischen Skigebieten, auch am Brauneck. Wenn etwas passiert, ist die Skiwacht sofort zur Stelle. Und auch sonst sorgen die Einsatzkräfte für Sicherheit auf den Pisten.

Lenggries – Neuschnee auf 1500 Metern. Auf dem Brauneck ist es neblig, der Wind wirbelt die frischen Schneeflocken durch die Luft. Nur wenige Skischwünge unterhalb der Bergstation der Brauneck-Bahn liegt die Bergwachthütte. Hier ist im Winter die Einsatzzentrale für das ganze Skigebiet. Über die gesamte Saison hinweg sind auf der Hütte Tag und Nacht hauptamtliche Bergretter stationiert. Sie sind sofort zur Stelle, wenn etwas passiert. Gibt es gerade keinen Notfall, kümmern sich die elf Einsatzkräfte präventiv um die Sicherheit auf den Skipisten.

Die Ausstattung muss gepflegt und nach jedem Einsatz neu zusammengestellt werden. Alexander Rest kümmert sich um das Equipment für die Skidoos.
Die Ausstattung muss gepflegt werden. Alexander Rest kümmert sich um das Equipment. © Arndt Pröhl

Rolf Frasch nimmt eine schwere Bohrmaschine aus dem Regal, dann schnallt er sich die Skischuhe fest, steigt auf die Bretter und fährt schwungvoll los. Bevor die Ski- und Snowboardfahrer die Abfahrten nutzen dürfen, überprüfen die Bergretter, ob alles passt. An den Stangen entlang der Pisten hält er an. „Hier ist es wichtig, dass wir prüfen, ob alle Pistenabsperrungen sichtbar sind und fest im Schnee stecken. Sobald eine umfällt, stellt das eine Gefahr dar“, erklärt der 63-Jährige. Alle potenziellen Gefahrenstellen müssen abgefahren werden. „Wenn in der Nacht beispielsweise ein Ast von einem Baum abgebrochen ist, und in die Piste hängt oder die Netze, die wir an gefährlicheren Stellen zum Abschirmen aufstellen, verrutscht sind: All das muss in der Früh und eigentlich auch am frühen Nachmittag nochmal gecheckt und ausgebessert werden.“ Alles laufe dabei in Kooperation mit der Brauneck-Bahn. „Wir haben hier am Berg ein tolles Miteinander.“ Am Idealhang und den Talhängen Streidl-, Draxl- und Jaudenhang kümmern sich die privaten Liftbetreiber selbst darum.

Am Wochenende mehr Akia-Einsätze

Der Arbeitstag für die Skiwacht beginnt weit vor der ersten Gondelfahrt. Fraschs Wecker klingelt um 6 Uhr morgens. „Als Erstes schauen wir uns die Schnee- und Wettersituation an.“ Der aktuelle Stand wird dann dem Lawinen-Warndienst gemeldet. Während Frasch, der normalerweise als Industriekletterer arbeitet, auf Streiftour ist, kümmern sich seine Kollegen darum, dass die Ausrüstung vollständig und einsatzbereit ist. „Der Luftrettungssack und die Vakuumbeinschiene kommen zum Skidoo, das ist relativ oft im Einsatz“, erklärt Alexander Rest. Auch das Verbandsmaterial, Armschienen und Hals-Wirbelsäulen-Stabilisatoren gehören zur Grundausstattung bei jeder Einsatzfahrt dazu.

Die Netze sperren gefährliche Stellen von den Pisten ab. Frasch kontrollier, dass nichts verweht wird.
Die Netze sperren gefährliche Stellen von den Pisten ab. Frasch kontrolliert, dass nichts verweht wird. © Bogner

Meldungen für Lawinen-Warndienst

Schon beim morgendlichen Wetter- und Schnee-Check können Frasch und seine Kollegen abschätzen, was auf sie zukommen wird. „Zum einen haben wir ein ganz gutes Gefühl, wann viel los ist und wann eher weniger Leute kommen.“ Aber auch die Schneebeschaffenheit zeigt den erfahrenen Bergprofis, worauf sie sich einstellen müssen: Wenn es richtig kalt ist und der Schnee hart, passieren viele Arm-, Unterschenkel- und Schlüsselbeinbrüche. Ist es warm und die weiße Unterlage weich, haben es die Einsatzkräfte eher mit Knieverletzungen zu tun. „Das sind die klassischen Drehbewegungen.“ An hoch frequentierten Skitagen passiert auch in dem kleinen Skigebiet am Brauneck oft ein Einsatz nach dem anderen. „Man darf nicht vergessen, dass es hier recht anspruchsvolle Pisten sind. Noch dazu ist an den Wochenenden und bei gutem Wetter oft richtig viel los.“

In der Einsatzzentrale werden alle Anrufe und Notrufe entgegengenommen, die Einsätze koordiniert und dokumentiert. Im Bild: Rolf Frasch (li.) und Louis Krätzschmar.
In der Einsatzzentrale werden alle Anrufe und Notrufe entgegengenommen, die Einsätze koordiniert und dokumentiert. Im Bild: Rolf Frasch (li.) und Louis Krätzschmar. © Arndt Pröhl

„Montags bis freitags sind nur Hauptamtliche hier, am Wochenende und an stark frequentierten Tagen in den Feiern bekommen wir noch von ehrenamtlichen Bergwachtlern Unterstützung“, erklärt Frasch. Angestellt sind alle hauptamtlichen Skiwachtler bei der Stiftung Sicherheit im Skisport, die zum Deutschen Skiverband gehört. Seine Kollegen checken gerade das Rettungsequipment und richten die motorisierten Skidoos und Akias her, für den Fall der Fälle. „Mit den Skidoos sind wir schneller, vor allem wieder auf der Hütte nach einem Einsatz. Allerdings machen wir an Wochenenden mehr Einsätze mit dem Akia, da wir mit dem Skidoo auch entgegen der Skirichtung den Berg wieder hochfahren, das ist immer mit einer gewissen Zusatzgefahr verbunden, wenn viel los ist.“

Bei Kälte viele Knochenbrüche

Unter der Woche sind drei bis vier Skiretter auf der Hütte stationiert. „Wir teilen uns immer spontan auf, wer wofür zuständig ist, jeder muss aber alles können“, sagt Louis Krätzschmar. Der 22-Jährige kommt eigentlich aus Passau, arbeitet aber im Tölzer Bergwachtzentrum. „Alle von uns sind auch ehrenamtlich bei der Bergwacht engagiert. Die meisten in Lenggries oder Bad Tölz“, so Krätzschmar.  Der Einsatzleiter muss immer auf der Skiwachthütte bleiben. Er sitzt am PC, beantwortet das Telefon, hört den Funk ab, koordiniert die Einsätze und dokumentiert alles. „Da muss man ziemlich auf Zack sein. Oft ist es eine Herausforderung, zu lokalisieren, wo der Unfall genau passiert ist. Viele kennen sich nicht wirklich aus und tun sich schwer, zu beschreiben, wo sie gerade sind“, erklärt Krätzschmar.

200 Einsätze in dieser Saison

Insgesamt 200 Einsätze gab es in der laufenden Saison für die Rettungskräfte bereits zu bewältigen. „Das meiste sind die klassischen Skiverletzungen, aber es ist eigentlich alles dabei. Wir hatten diese Saison auch schon ein Polytrauma und medizinische Notfälle, einen leider auch mit Todesfolge“, berichtet Alexander Rest. Auch wenn die Bergretter die Schicksale hinter den Unfällen nicht kaltlassen, sagt Frasch klipp und klar: „Das darf man nicht zu sehr an sich ranlassen, sonst ist man hier falsch.“

Auch interessant

Kommentare