Unterricht der etwas anderen Art: Radfahren im Klassenzimmer

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Testeten und präsentierten die Spinningräder (v. li.): Schulleiter Klaus Förster, Patricia Rieß (Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen), Klassenlehrer Andreas Petsch, Laurin Waldherr, Christine Hertwig (Präventions-Beauftragte der Stadtklinik), Sophia Geisreiter, Manfred Klaar (Vorstand Raiffeisenbank im Oberland), Max Rosen, Sportlehrer Franz Fritzmeier. © Arndt Pröhl

Die Tölzer Realschule stellt drei Spinning-Räder in Klassenzimmer, die während des Unterrichts genutzt werden dürfen. „Bisher funktioniert es überraschend gut“, berichtet Klassenlehrer Andreas Petsch.

Bad Tölz – Was steht alles in einem durchschnittlichen Klassenzimmer? Stühle, Bänke, Schränke – klar. Vielleicht auch noch ein Beamer. Aber Spinning-Räder? Die hat die Klasse 6a der Tölzer Realschule ziemlich exklusiv. Wenn die Schüler zu viel Energie haben, können sie sich im Unterricht auf solch ein Rad setzen. „Bisher funktioniert es überraschend gut“, berichtet Klassenlehrer Andreas Petsch. „Ich finde die Idee lustig“, kommentiert Schüler Laurin Waldherr (12) aus Oberfischbach. „Ich war schon drei-, viermal drauf.“

„Man folgt dem Unterricht und kann gleichzeitig seinem Bewegungsdrang frönen“

Die Idee zu diesem ungewöhnlichen Projekt hatte Franz Fritzmeier. „Ich hatte schon immer so g‘spinnerten Ideen“, sagt der Sportlehrer mit Blick auf seine langjährige Arbeit als Eishockeytrainer. Schon vor Jahrzehnten war er bekannt für seine innovativen Trainingsansätze, beispielsweise wenn es um Koordination ging.

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Im Leben gehe es um den Dreiklang von Körper, Geist und Seele, sagt Fritzmeier. Zumindest Geist und Körper könne man mit der „Bike-Aktion“ in Einklang bringen: „Man folgt dem Unterricht und kann gleichzeitig seinem Bewegungsdrang frönen.“ Dies passe zur Realschule, die Partnerschule des Wintersports ist. Beim sportbegeisterten Schulleiter Klaus Förster sei er mit dieser Idee offene Türen eingelaufen. Andreas Petsch hat schon einige Erfahrungen mit den Rädern gesammelt.

Jungs nutzen die Räder viel mehr als die Mädchen

Das Projekt sei in dieser vergleichsweise kleinen Klasse mit 19 Schülern einfacher zu händeln. „Auffallend ist, dass die Jungs die Räder viel mehr nutzen als die Mädchen.“ Wichtig sei, dass es ganz klare Regeln gibt. So sei die Nutzungsdauer auf zwei Minuten begrenzt. Radeln darf, wer früher als andere mit einer Übung fertig ist. „Es gibt Schüler, die ganz schnell schreiben, damit sie aufs Rad dürfen“, sagt Petsch. „Wenn es dann furchtbar fehlerhaft wird, muss man sie dann aus dem Verkehr ziehen. Dann wird in der Stunde eben nicht mehr geradelt.“ Was ihm ebenso auffiel: „Seitdem wir die Räder haben, will keiner mehr zwischendrin aufs Klo gehen.“

Auch andere Klassen sollen profitieren

Es gehe erst mal darum, Erfahrungswerte zu sammeln, sagt Schulleiter Klaus Förster. Ziel sei es, dass andere Klassen von dem Angebot profitieren können: „Wenn Kinder zwei Stunden sitzen müssen, werden sie oft unleidlich. Die Kinder können jetzt zu den Rädern gehen, bevor sie ihren Sitznachbarn stören.“

Spannende Frage: Welche Kinder nutzten die Räder

Er verweist darauf, dass ein solches Projekt ohne Sponsoren nicht möglich ist. Die Finanzierung teilen sich die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen, die Raiffeisenbank im Oberland und die Asklepios-Stadtklinik. Christine Hertwig, Präventions-Beauftragte der Klinik, findet vor allem einen Aspekt spannend: „Werden die Räder nur von Kindern genutzt, die eh schon 1000 Sachen machen? Oder gehen auch Kinder drauf, die eher zum Übergewicht neigen?“ Förster versicherte: „Wir werden es beobachten.“

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