Per Knopfdruck auf den Berg: Drei Freunde bringen innovative Tourenski-Neuheit auf den Markt
Drei Freunde aus dem Landkreis gründen nach dem Studium eine Firma und bringen innovative Tourenski-Bindung auf den Markt. Sie soll Erleichterung beim Aufstieg bringen. Nun ist sie im Handel.
Reichersbeuern/Egling – Über drei Jahre lang tüftelten drei Freunde aus Reichersbeuern, Lenggries und Egling an ihrer großen Vision: Eine automatische Bindung für Tourenski. Sie setzten alles auf eine Karte nach dem Studium. Sie kündigten ihre Jobs, bewarben sich für ein Stipendium, gründeten eine Firma und arbeiteten 60 Stunden pro Woche an ihrer innovativen Idee für Bergsportler. Nun ist es endlich soweit: Die Tourenski-Bindung von „Qwicklane“ ist seit drei Wochen auf dem Markt. Auch zwei Sportläden aus der Region haben das Produkt bereits in ihr Sortiment mit aufgenommen.
Drei Freunde aus dem Landkreis machen Hobby zum Beruf
Die Idee entstand vor fünf Jahren beim – wie sollte es anders sein – Tourengehen. „Ich war damals mit meiner Freundin in den Dolomiten und wir waren beide von dem Problem, die Bindung beim Aufstieg ständig umstellen zu müssen, total genervt“, berichtet Lukas Ernst (30). Denn: Beim Bergauf-Gehen muss man die Bindung je nach Steigung anpassen. „Die Suche nach einer Lösung, das einfacher zu gestalten, hat mich nicht mehr losgelassen“, sagt er. Gemeinsam mit Johannes Sellmaier und Dominik Riedinger – alle sind leidenschaftliche Tourengeher – hat er begonnen, zu überlegen und zu entwerfen. Ernst hat Maschinenbau studiert und ist für die technischen Aspekte rund um die Produktentwicklung zuständig und Sellmaier als technischer Informatiker für die elektronische Hard- und Software. Dominik Riedinger für alles Betriebswirtschaftliche zuständig. „Gemeinsam ergänzen wir uns da sehr gut, mittlerweile haben wir auch drei Teilzeitkräfte eingestellt. Unser Team ergänzen nun drei Frauen.“
Dankbar für Gründer-Stipendium
Dass sich das Trio kurz nach dem Studium in Vollzeit auf das Start-up konzentrieren konnte, haben sie Stipendien zu verdanken. „Wenn man sich darum bemüht, gibt es wirklich tolle Möglichkeiten. Darum sind wir auch sehr dankbar“, meint Ernst. „Für das erste Jahr hatten wir ein Stipendium vom Bund, das wir über eine Bewerbung von der Uni aus bekommen haben. So konnte jeder von uns ein kleines Gehalt haben und wir hatten 30 000 Euro Entwicklungsgelder bekommen“, erklärt Riedinger. Im zweiten Jahr hatten die Gründer mit einem Stipendium des Freistaats auf Landesebene Glück. Ohne die Förderung, sind sich alle einig, wäre es in der Form nicht möglich gewesen, die Idee zu verwirklichen. Ihr Büro haben sie nach wie vor in dem alten Kinderzimmer von Johannes Sellmaier in Egling, für die Montagewerkstatt bauten sie den Keller von Ernsts Großmutter in Reichersbeuern um. „Da bauen wir auch immer noch die Bindungen zusammen“, meint Sellmaier.
Zwei Testphasen haben die Gründer bisher durchlaufen. „Das war für uns extrem wichtig, um zu sehen, wo noch Schwachstellen sind.“ Bei der ersten Testphase merkten sie etwa, dass es noch Dichtigkeitsprobleme gab. „Das haben wir mittlerweile beheben können und waren vor wenigen Wochen nun endlich so weit, das Produkt auf den Markt zu bringen.“ Per Knopfdruck kann beim Aufsteigen nun die Bindung, je nach Steigung, angepasst werden. Die Fernbedienung mit einer Minus- und einer Plus-Taste ist klein und kompakt und kann beispielsweise an den Skistöcken befestigt werden. Trotzdem funktioniert die Bindung am Ski auch manuell, erklärt Riedinger.
Tourenski-Bindung bei über 25 Sporthändlern im Sortiment
Insgesamt 25 Händler in Süddeutschland und Österreich führen mittlerweile die automatische Bindung – unter anderem „Sport Krätz“ in Bad Tölz und „Sport Reiser“ in Wolfratshausen. „Das war natürlich ein Meilenstein für uns. Wir haben schon viel positives Feedback bekommen, sind aber extrem gespannt, wie unsere Bindung nun von den Kunden angenommen wird.“ Auch in ihrem Online-Shop ist „Qwicklane“ für knapp 800 Euro zu erhalten.
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Als nächsten Schritt wollen die drei jungen Männer ihre patentierte Erfindung bei Skiverleihen anbieten. „Da arbeiten wir gerade an Kooperationen. Uns ist es auch wichtig, dass man die Bindung testen kann“, erklärt Riedinger. Und: Eine Zusammenarbeit mit den Oberlandwerkstätten in Geretsried für die Montage sei im Prozess. Johannes Sellmaier denkt überdies bereits an einer passenden App zur Bindung nach. Die Ideen, merkt man schnell, gehen den Sportlern nicht so schnell aus.