Handelskrieg zwischen USA und China: Bei EU-Unternehmen breitet sich Panik aus
Die USA haben massive Zölle auf chinesische Waren gelegt. China reagiert ebenfalls mit Zollerhöhungen. Jetzt schlagen die Unternehmen Alarm.
Brüssel – Der Handelskrieg zwischen den USA unter US-Präsident Donald Trump und Xi Jinpings China schaukelte sich über die vergangenen Wochen stetig auf. Eigentlich standen die Zeichen endlich auf Erholung: Am 8. Mai will US-Finanzminister Scott Bessent in die Schweiz reisen, um dort mit einem führenden Wirtschaftsvertreter der Volksrepublik China zu sprechen. China hatte jedoch gefordert, dass die USA im Vorfeld ihre „Fehler wiedergutmachen“ und die Zölle abschaffen. Das hatte Trump selbst jetzt aber abgesagt. Bei einer Veranstaltung im Weißen Haus lehnte er eine solche Absenkung vor Verhandlungen rundheraus ab. Die Wirtschaft schwächelt weiter unter seiner Zollpolitik.
„Unmöglich“ – Zoll-Chaos dominiert Quartalsberichte
Unternehmen aus Europa und dem Vereinigten Königreich zeigen deutlich die Kosten des US-Handelskriegs auf. Vonseiten der Führungskräfte kommt deutliche Kritik. Die Verbraucherlaune sei gesunken, die Lieferketten gestört und darüber hinaus sorgt die Unsicherheit über eventuell kommende neue Zölle für eine Destabilisierung.

Für die Unternehmen selbst ist dabei vor allem das Tempo, das das Weiße Haus an den Tag legt, eine Herausforderung. Viel zu schnell lege Trump neue Zölle fest oder schaffe alte ab, sodass die Wirtschaft kaum hinterherkommt. „Ich erinnere mich an die Tage, als die Politiker langsam waren und die Unternehmen schnell“, zitierte die Financial Times Jesper Brodin, Chef von Ingka, unter dessen Kontrolle die Mehrheit der IKEA-Läden steht. „Es ist unmöglich, dass Ikea seinen Fußabdruck verändert und in diesem kurzen Zeitfenster eine Strategie entwickeln kann“.
Die teils erratische Handelspolitik Donald Trumps, mit neuen Zöllen, Aufschüben, Aussetzern und scheinbar willkürlichen Pausen, hat die Quartalsberichte sowohl innerhalb der EU als auch im Vereinigten Königreich dominiert. Trumps Zölle wurden bei den Quartalskonferenzen von Unternehmen auf dem Index Stoxx Europe 600 knapp 223 Mal erwähnt – im März waren es noch 115-Mal gewesen. Dabei berief sich FT auf Daten des Finanzdatenunternehmens FactSet.
Trump gegen Xi – US-Zölle verteuern Warenimport
Dem Ganzen liegt der aktuelle Handelsstreit zwischen den USA und Dutzenden anderen Nationen (insbesondere aber China) zugrunde. Anfang April hatte Trump zwei Zollstufen verkündet: Auf sämtliche Importe in die USA sollte ein Basiszollsatz von zehn Prozent gelten, darüber hinaus verhängte er zusätzliche, sogenannte reziproke Zölle auf die Waren vieler Länder. Das begründete er damit, dass das US-Handelsdefizit zu hoch sei – je „unfairer“ das jeweilige Land die USA Trumps Ansicht nach behandelte, umso höher fielen die reziproken Zölle aus.
Das hatte bereits den ersten Schock in der Weltwirtschaft ausgelöst, an den Börsen ebenso. Weltweit brachen die Kurse kurzzeitig ein. Als dann aber am wichtigen Markt der US-Treasuries (langjährige Staatsanleihen) Warnsignale auftauchten, ruderte Trump zurück. Er hob die reziproken Zölle für fast alle Länder auf – China ausgenommen.
China wiederum hatte seinerseits mit hohen Zöllen auf US-Importe reagiert. Beide Länder schaukelten sich auf, bis die USA bei einem Zollsatz von 145 Prozent für chinesische Produkte angekommen waren. Mitte April nahm Trump diverse Elektronikgeräte von diesen Zöllen aus, darunter Smartphones, Computer und andere elektronischen Geräte. Statt über 100 Prozent galten dann noch zwanzig Prozent Strafzoll auf diese Güter. Trumps Zollpolitik und die darauf folgenden wirtschaftlichen Schwächen hatten bereits den Begriff „Trumpcession“ geprägt, ein Mischwort aus Trump und Recession (Englisch für Rezession).
„Ich freue mich“ – US-Finanzminister will sich mit Chinesen treffen
Die aktuellen Unsicherheiten werden sich voraussichtlich halten, bis Trump von seiner Zollpolitik abrückt. Bis auf Weiteres gelten hohe Einfuhrzölle: Bei diesen handelt es sich um Steuern, die auf Gütereinfuhren aus anderen Ländern erhoben werden. Üblicherweise machen sie einen Prozentsatz des Warenwerts aus. Ein zehnprozentiger Zoll auf ein Produkt, das zehn US-Dollar kostet, bedeutet einen Aufschlag um einen Dollar.
Unternehmen, die ausländische Produkte in die USA bringen, müssen diese Steuer direkt an die Regierung zahlen. Danach haben sie die Wahl, die Mehrkosten an ihre Kunden weiterzugeben. Sie können sich aber auch dazu entscheiden, einfach weniger Güter zu importieren. Je nachdem, wie sich Trumps Zollpolitik entwickelt, könnten langfristige Kaufstörungen entstehen. Die US-Spielwarenindustrie warnt etwa bereits jetzt vor einem schwächeren Weihnachtsgeschäft.
Ob Bessent das abwenden kann, wird sich herausstellen. „Ich freue mich auf produktive Gespräche, während wir daran arbeiten, das internationale Wirtschaftssystem auszubalancieren, damit es den Interessen der Vereinigten Staaten besser dient“, sagte Bessent in einer Mitteilung des Weißen Hauses.