Über 100 Jahre alt war die Hütte auf der Holzer Alm, als sie 2018 wegen eines massiven Pilzbefalls gezielt abgebrannt wurde. Noch in diesem Jahr soll auf der Almfläche ein neues Gebäude entstehen. Es werde wiederum eine reine Sennerhütte sein, erklären die Eigentümer.
Gmund - Die Geschichte der Holzer Alm reicht weit zurück – und ist mit prominenten Namen verbunden. Das Almgelände und der umliegende Wald gehörten ursprünglich zum Grundnerhof in Holz, einem Ortsteil Bad Wiessees. Der Hof, so berichtet die Stadt Augsburg, die heute über eine Stiftung mit der Alm am Tegernsee verbunden ist, wurde von Heinrich Merck, einem der Gründer der Privatbank Merck und Fink in München, in den 1880er-Jahren erworben.
Urenkel von Max Planck erbt Teile der Holzer Alm
Und hier kommt Max Planck, der Nobelpreisträger und Begründer der Quantenphysik, ins Spiel: Laut Stiftungsamt der Stadt Augsburg war dieser in erster Ehe mit Heinrich Mercks Tochter Marie Merck verheiratet und nach deren Tod in zweiter Ehe mit Marga von Hoesslin, „die einem alten bayerischen Adelsgeschlecht entstammte“. Als Urenkel von Max Planck wurde Nikolaus Roos Teilerbe des umfangreichen Alm- und Waldbesitzes des Grundnerhofs und ist heute noch zu zwei Dritteln Eigentümer der Holzer Alm. Das restliche Teilerbe wurde in eine Stiftung überführt, nämlich die Heinrich und Emma von Hoesslin‘schen-Stiftung. Diese wiederum wird von der Stadt Augsburg verwaltet.
„Riese von Tegernsee“ ist im Grundnerhof aufgewachsen
Von einer interessanten Randnotiz weiß der Gmunder Heimatpfleger Beni Eisenburg zu berichten. So wurde der berühmte Riese von Tegernsee, der 2,35 Meter große Thomas Hasler, im Jahr 1851 als Sohn des Grundner in Holz geboren. „Er ist auf dem Grundnerhof aufgewachsen“, weiß Eisenburg.
Letzte Hütte der Holzer Alm verschwand im Herbst 2018
Bei aller Geschichtsträchtigkeit: Die letzte verbliebene Hütte auf der Holzer Alm – gelegen im Gemeindebereich von Gmund – fand im November 2018 ein jähes Ende. Wegen „massiven Pilzbefalls und damit verbundener gesundheitlicher Gefahren für die Nutzer sowie die Allgemeinheit“ sei das Gebäude unter dem Schutz der Feuerwehr Dürnbach abgebrannt worden, berichtet Marco Surauer vom Stiftungsamt der Stadt Augsburg.
Noch im selben Jahr beantragten die Eigentümer bei der Gemeinde Gmund den Neubau einer Almhütte. Gemeinde und Landratsamt stimmten zu. Wie Christine Wild vom Gmunder Bauamt bestätigt, liegt seit 2019 eine Genehmigung für die neue Hütte vor und wurde zwischenzeitlich auch verlängert. „Mit dem Bau kann also jederzeit begonnen werden.“
Neue Hütte soll Existenz des Almgeländes sichern
Jetzt – nach einiger Verzögerung – soll das Projekt tatsächlich angepackt werden. „Die neue Almhütte soll noch in diesem Jahr in klassischer Holzbauweise fertiggestellt werden“, teilt Surauer mit. Das Bauwerk entstehe an gleicher Stelle wie die Vorgänger-Hütte. „Ihre Errichtung“, so betont der Vertreter der Stadt Augsburg, „dient allein der Existenzsicherung des Almgeländes im Sinne traditioneller Viehwirtschaft und dabei auch der Bewahrung des Lebensraums für die dort beheimatete Tier- und Pflanzenwelt“. Eine gastronomische Nutzung des Neubaus, wie sie mancher im Tal schon vermutet hatte, werde angesichts dieser Zielsetzung „seitens der Eigentümer explizit ausgeschlossen“. Also: definitiv kein neues Ausflugsziel für Wanderer und Bergradler.
Gastronomie auf der Holzer Alm war nie ein Thema
Bürgermeister Alfons Besel (FWG) begrüßt es, dass die Eigentümer auch mit der neuen Hütte ausschließlich landwirtschaftliche Zwecke verfolgen. Der Wunsch nach einer Berggastronomie an dieser Stelle „hätte sicherlich zu kontroversen Diskussionen geführt“, meint Besel. „Das war so aber auch nie beantragt.“
Landwirts-Familie aus Gaißach hat die Holzer Alm gepachtet
Stattdessen wird dort oben, auf rund 1200 Metern Höhe, auch künftig nur das Almvieh versorgt. Seit dem Frühjahr 2018 hat die Familie Danner vom Schmickhof in Gaißach (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) die Holzer Alm gepachtet. „Über den Sommer weiden dort etwa zwölf Stück unseres Jungviehs“, erzählt die Landwirts-Familie.
Mehrere Jahre musste sie ohne Almgebäude auskommen. „Die Übergangszeit ohne Hütte haben wir mit einem Bauwagen überbrückt, der als Lagerraum für sämtliches Material rund um die Beweidung gedient hat“, berichten die Danners. Dank des bald entstehenden Neubaus blicken sie nun komfortableren Zeiten entgegen.
gab