Attacken auf Schwan und Rehkitz: Verletzte Wildtiere nicht zu retten

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Ein Schwan wurde in Gmund schwer verletzt – wohl durch das Paddel eines Wassersportlers. © Tierschutzverein Tegernseer Tal

Mit zwei schockierenden Vorfällen hat es der Tierschutzverein Tegernseer Tal jetzt zu tun bekommen: In Marienstein wurde ein Rehkitz durch einen Hund schwer verletzt, am Seeufer in Gmund wurde ein Schwan gefunden, der offensichtlich malträtiert wurde.

Marienstein/Gmund - Selbst mit ein paar Tagen Abstand kann die Rottacherin Johanna Ecker-Schotte nur fassungslos den Kopf schütteln. Innerhalb kurzer Zeit musste die Vorsitzende des Tierschutzvereins Tegernseer Tal zu zwei Vorfällen ausrücken, bei denen jeweils ein Wildtier übel zugerichtet wurde.

Verletzung beim Rehkitz war einem Hund zuzuordnen

Wie die Tierschützerin unserer Zeitung berichtet, hatte zunächst im Waakirchner Ortsteil Marienstein eine „beherzte Person“ ein offensichtlich verletztes und hilfloses Rehkitz gesichert. „Das Tier hat wohl schon länger dort gelegen“, erklärt Ecker-Schotte. „Selbst der zuständige Jäger war angesichts der Verletzung total geschockt.“ Das Kitz hatte einen zerbissenen Unterkiefer und muss höllische Schmerzen gelitten haben. Die hinzugezogene Tierärztin konnte das Tier nur noch erlösen. „Die Verletzung wurde eindeutig einem Hund zugeordnet“, sagt die Rottacherin, die nur zum wiederholten Male an die Vernunft der Hundehalter appellieren kann: „Nehmt Eure Tiere an die Leine!“

Ein Rehkitz wurde in Marienstein durch einen Hund schwer verletzt
Ein Rehkitz wurde in Marienstein von einem Hund übel zugerichtet. © Tierschutzverein Tegernseer Tal

Verletzter Schwan konnte erst nach einigen Tagen gesichert werden

Am selben Tag erreichte den Tierschutzverein dann die Nachricht von einem verletzten Schwan am Seeufer in Gmund. „Aufgrund der vielen Besucher war eine Sicherung zunächst nicht möglich“, macht Ecker-Schotte deutlich. Wenige Tage darauf sei es aber den Naturschutz-Rangern des Landkreises, Alexander Römer und Andreas Köpferl, gelungen, das Tier einzufangen. „Bei der Untersuchung wurden auch hier massive Verletzungen festgestellt: ein Bruch der rechten Unterarmschwinge sowie eine sehr tiefe und bereits mit Maden befallene Wunde hinter dem Flügel“, berichtet Ecker-Schotte.

Schwan wurde vermutlich mit einem Paddel geschlagen

Die Tierschützerin hat einen konkreten Verdacht, wie es zu der Verletzung gekommen sein könnte. „Es handelte sich um ein stumpfes Trauma.“ Es liege daher die Vermutung nahe, dass der Schwan mit einem Paddel, möglicherweise von einem Stand-Up-Paddler, geschlagen wurde. „Vielleicht hat das Tier seine Schwänin verteidigt“, meint die Tierschützerin. Fest steht: Auch in diesem Fall blieb nur eine Erlösung durch die Tierärztin. „Zurück bleibt die verwitwete Schwänin, die nun ihre sieben Küken alleine versorgen muss.“

Tierschützerin beklagt allgemeinen Rückgang der Wasservögel

Die Vorsitzende des Tierschutzvereins beklagt insgesamt einen Rückgang der Wasservögel auf dem Tegernsee. Im April dieses Jahres seien hier nurmehr sechs Schwäne gezählt worden, jetzt seien es noch fünf. Dass die Bestände seit Jahren zurückgehen, darauf hatte auch der erst kürzlich verstorbene Vogel-Experte Wolfgang Hiller aus Gmund immer wieder hingewiesen. Ecker-Schotte greift nun dessen Anliegen auf: „Wir müssen dringend konstruktive Kritik üben und die Forderung nach mehr Ruhe- und Schutzzonen weiterhin vertreten.“ Hiller hatte stets an die Behörden appelliert, die Schutzzonen auf dem Tegernsee auszuweiten und solche auch für den Winter zu schaffen. Ein entsprechender Prozess ist im Gange.

Ecker-Schotte: Tiere leiden unter dem steigenden Freizeitdruck

„Die Tiere sind in ihren Lebensräumen immer mehr beengt“, beklagt Ecker-Schotte. Wachsender Freizeitdruck und die Missachtung von Schutzregeln durch die Menschen würden den tierischen Bewohnern zu schaffen machen. „Der achtsame Umgang mit der Natur nimmt leider stetig ab.“ Die Vorsitzende bittet daher die Bürger, besonders aufmerksam zu sein und Angriffe auf Wasservögel und andere Wildtiere – sei es durch Menschen oder durch Hunde – dem Tierschutzverein zu melden. „Auch unsere Naturschutz-Ranger“, so kündigt Ecker-Schotte an, „werden künftig noch genauer hinschauen“.

Zu guter Letzt hat Ecker-Schotte noch ein außergewöhnliches Anliegen: Sie weist darauf hin, dass verendete Wildtiere, beispielsweise Füchse, nicht in der Restmülltonne entsorgt werden dürfen. „Derartige Empfehlungen zeugen von mangelnder Kompetenz. Die Tiere können in den Konfiskaten im Landkreis abgegeben werden.“

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