Behörde sieht Handlungsbedarf für den Winter: Neue Schutzzonen am Tegernsee?

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Am Tegernsee überwintern und rasten während der kalten Jahreszeit zahlreiche Wasservögel. Durch den Menschen werden sie allerdings verdrängt. © Thomas Plettenberg

Die Zahl der Wasservögel am Tegernsee geht zurück. Vor allem im Winter werden die Tiere durch den Menschen verdrängt. Das Landratsamt sieht Handlungsbedarf und arbeitet an neuen Schutzzonen.

Tegernsee - Herrscht auf und rund um den Tegernsee zu viel Rummel? Wird dadurch die Tierwelt ins Abseits gedrängt? Die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) und Vogel-Experte Wolfgang Hiller hatten zuletzt beklagt, dass der Tegernsee „ökologisch verarmt“ – mit der Folge, dass der Bestand an Wasservögeln seit Jahren zurückgeht. Nun hat auch der fachliche Naturschutz am Landratsamt Miesbach Stellung zu dem Thema bezogen. Die Behörde sieht Handlungsbedarf, allerdings nur fürs Winterhalbjahr.

Neue Trendsportarten schränken Rückzugsräume der Vögel ein

„Die touristische Nutzung des Tegernsees ist seit Jahrzehnten intensiv und beeinflusst die Ökologie sowie die Vogelwelt des Sees“, räumt das Landratsamt ein. Hiller, seit vielen Jahren zuständig für die Wasservogelzählung im Mangfallgebiet, hatte alarmierende Zahlen vorgelegt: Ihm zufolge hat sich die Zahl der über das Jahr vorkommenden Wasservögel am Tegernsee seit 2008 halbiert. So genau lässt sich die Entwicklung aus Sicht des Landratsamtes zwar nicht bewerten. Fest steht laut Sprecherin Theresa Andrich aber, „dass neue Trendsportarten wie Stand-up-Paddling und Kite-Surfen hinzugekommen sind, die auch in den ruhigen Zeiten des Jahres ausgeübt werden und damit den Rückzugsraum für Wildtiere und Wasservögel einschränken“.

Auch Heißluftballone und Feuerwerke sind „Störquellen“

Als problematisch erachtet das Landratsamt in erster Linie das Winterhalbjahr. In dieser Zeit würden sich im Vergleich zum Sommer „ungleich mehr Wasservögel“ am Tegernsee aufhalten und diesen als Rast- und Überwinterungsplatz nutzen. Andrich spricht von 1000 bis 2000 Vögeln. Im Gegensatz zu den Brutvögeln im Sommer zeigten die Wasservögel im Winter große Scheu. „Fluchtdistanzen von 500 Metern zu SUPs und Kite-Surfern sind mittlerweile wissenschaftlich belegt“, teilt die Sprecherin mit. Doch nicht nur Paddler und Kiter, die mittlerweile den See ganzjährig nutzen, würden die Tiere vertreiben. Auch Heißluftballone, die zu niedrig über dem See unterwegs seien, würden im Winter „eine nicht zu unterschätzende Störquelle“ darstellen. „Feuerwerke, die vom Ufer aus auf die Seefläche wirken, kommen hinzu.“ Einen erkennbaren Rückgang der Wintervogelzahlen hält die Behörde daher „für glaubhaft und wahrscheinlich“.

Verfahren zur Neuausweisung von Schutzzonen im Winter läuft noch

Was also tun? Aus naturschutzfachlicher Sicht, so teilt das Landratsamt mit, wäre es tatsächlich sinnvoll, mit einer Ausweisung spezieller Winterschutzzonen auf das neu entstandene Nutzungsmuster zu reagieren. Entsprechende Überlegungen seien dem Stadtrat Tegernsee im Dezember 2021 vorgestellt worden. Im Landratsamt seien seither verschiedene Verbände und Nutzergruppen um Stellungnahmen gebeten worden, was naturgemäß zu sehr unterschiedlichen und teilweise konträren Rückmeldungen geführt habe. „Das ist ein komplexer Prozess“, stellt Andrich klar. Sie rechnet damit, dass das Verfahren nicht vor dem kommenden Winter abgeschlossen werden könne. Mit anderen Worten: Die neuen Schutzzonen im Winter dürften noch länger auf sich warten lassen.

Für den Sommer sieht die Behörde die bisherigen Maßnahmen und die von April bis September geltenden Schutzzonen übrigens als ausreichend an. Die dann am Tegernsee brütenden Wasservögel hätten sich „aus Sicht des fachlichen Naturschutzes mit der intensiven Seenutzung arrangiert“.

gab

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