Kurz vor seinem 90. Geburtstag ist der Gmunder Naturschützer Wolfgang Hiller verstorben. Viele erinnern sich an ihn als Lehrer am Gymnasium Tegernsee, sein Engagement reichte aber weit darüber hinaus.
Gmund - Plötzlich und unerwartet ist der ehemalige Lehrer, Ornithologe, Naturschützer und Autor Wolfgang Hiller aus Gmund gestorben – kurz vor seinem 90. Geburtstag. Das Tegernseer Tal verliert mit ihm einen seiner kreativen, engagierten und auch streitbaren Köpfe. Hiller hat die Region und das Bewusstsein ihrer Bewohner jahrzehntelang geprägt.
Hiller brachte seinen Schülern die Natur nahe
Wolfgang Hiller, geboren am 27. Mai 1935 in Beuren (Neu-Ulm), kam 1961 als junger Lehrer ans Albertinum Tegernsee. Ein Jahr später unterrichtete er am Gymnasium Chemie, Biologie und Erdkunde. Dabei bewies er die Gabe, seinen Schülern die Natur auf verständliche Weise nahezubringen. Sein Engagement reichte aber weit über den Unterricht hinaus: So gründete er eine Umweltgruppe, organisierte Exkursionen und initiierte den Gesteinsgarten „Geologie des Tegernseer Tals“ mit der TU München, dem Naturkundemuseum Siegsdorf und BMW. Auch der Seelehrpfad zwischen Gmund und Kaltenbrunn (1999) geht auf den Verstorbenen zurück.
Die Wasservögel lagen dem Verstorbenen am Herzen
Hiller war Mitorganisator der Wissenschaftstage Tegernsee und 20 Jahre im Naturschutzbeirat des Landkreises Miesbach engagiert. Er war Gründungsmitglied der LBV-Kreisgruppe Miesbach, aktiv im Bund Naturschutz, im Naturschutzbund Deutschland, in der Ornithologischen Gesellschaft und bei der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal. Von 1973 an beteiligte er sich an der internationalen Wasservogelzählung sowie zwölf Jahre lang am „Monitoring heimischer Brutvögel“. Er legte die Grundlagen für die sieben Schutzzonen am Tegernsee, für den Schutz der Ringseeinsel sowie das „Naturschutzkonzept Tegernseer Tal“. Zudem fungierte Hiller als Herausgeber und Mitautor des Buchs „Tegernseer Tal – Naturkundliche Wanderungen“ und veröffentlichte Beiträge in Fachmedien. Er galt als führender Vogelkundler.
Wolfgang Hiller erhielt zahlreiche Auszeichnungen
Hiller, Vater zweier Töchter und Großvater, initiierte Projekte wie „Gesundes Wasser ist unser Leben“ oder die Ufersanierung in Gmund. 1989 erhielt er den Umweltpreis des Landkreises, später Ehrennadeln des BN und LBV sowie 2023 die Goldene Medaille für Umwelt und Naturschutz vom Bezirk Oberbayern. Wenn es um die Umwelt ging, war Hiller kreativ und kämpferisch.
Die Musik war seine zweite große Leidenschaft
Die Musik war seine zweite Leidenschaft. Mit exzellentem Gehör und reichlich Konzerterfahrung meldete er sich auch dazu fundiert zu Wort. 1990 verband er beides in fünf einstündigen Radiosendungen über „Vogelstimmen in der Ernsten Musik“, gemeinsam mit seinem Bruder Wilfried Hiller, dem Begründer von BR Klassik. Hillers Wissen, seine Kreativität und sein Einfluss werden dem Tal und dem Landkreis fehlen – auch wenn sein Geist in vielen einstigen Schülern und der Familie weiterlebt.
ak