Füssen und Schwangau nehmen gemeinsam den barrierefreien Tourismus in den Blick
Ob durch Krankheit, Alter oder einen Kinderwagen: Viele Menschen sind irgendwann einmal auf Barrierefreiheit angewiesen. Nun gibt es zu diesem Thema eine „Woche des barrierefreien Tourismus“.
Füssen/Schwangau – Die meisten Menschen sind irgendwann und auf irgendeine Weise einmal davon betroffen, dass sie auf Barrierefreiheit angewiesen sind. Sei es durch Alter, Krankheit oder Behinderung oder schlicht dadurch, dass sie einen Kinderwagen dabei haben. Die Tourist Information Schwangau und Füssen Tourismus und Marketing (FTM) wollen sich des Themas in Zukunft gemeinsam annehmen und veranstalten dazu eine „Woche des barrierefreien Tourismus“.
Angesprochen sind in erster Linie Gastgeber, aber auch Freizeitanbieter und der Einzelhandel. Bei der Themenwoche, so war nun bei einer Pressekonferenz zu erfahren, sollen die Teilnehmer darüber informiert werden, weshalb es sich lohnt barrierefreie Urlaubsangebote zu schaffen. Denn Barrierefreiheit wird als zunehmend wichtiges Qualitätsmerkmal im Tourismus gesehen.
Die Notwendigkeit der Inklusion sei heute in der Wahrnehmung hoch, erklärte dazu FTM-Chef Stefan Fredlmeier, „oft wird aber zurückgezuckt.“ Dabei wäre es ein Fehler, das Thema auszuklammern, mahnte der Tourismusfachmann. „Irgendwann hat man einen Wettbewerbsnachteil, wenn man den Weg nicht gegangen ist.“
Eigentlich kein rein touristisches Thema
Florian Hoffrohne, der Leiter der Schwangauer Tourist Information, machte deutlich, dass die Barrierefreiheit eigentlich ein Thema sei, dass nicht nur den Bereich Tourismus betrifft, sondern zur Daseinsvorsorge gehöre. „Aber wir nehmen uns des Themas an und investieren da Gelder, wo es sonst keiner tun würde.“ Konkret bedeutet das, dass die Touristiker als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, informieren und „das Thema weiterdenken“.
Die Themenwoche wird aus drei Veranstaltungen bestehen, in denen auf unterschiedliche Weise an das Thema barrierefreier Tourismus herangegangen wird. So berichtet etwa bei der Impulsveranstaltung im Schlossbrauhaus eine Referentin, die selbst blind ist, von ihren Erfahrungen. Auch können sich dort die Teilnehmer anhand von Anschauungsmaterialien wie Simulationsbrillen und Broschüren in leichter Sprache für das Thema sensibilisieren.
Die zweite Veranstaltung findet online statt und stellt den Bereich Architektur in den Fokus. Es gehe dabei auch darum, anhand von Beispielen aufzuzeigen, wie schon mit relativ einfachen Mitteln etwas erreicht werden kann, betonte FTM-Mitarbeiterin Julia Knaebel in der Pressekonferenz. Zum Beispiel könnten in einem Beherbergungsbetrieb nur ein oder zwei Zimmer behindertengerecht gestaltet werden oder die Barrierefreiheit bei einem An- oder Umbau mit bedacht werden. Auch um entsprechende Förderungen soll es in dem Vortrag gehen.
Der dritte und letzte Termin wird eine Ausflugsfahrt zu Best-Practice-Beispielen sein. Durch den Besuch des Allgäu Art Hotels in Kempten (einem Vorreiter in Sachen Barrierefreiheit) und zum „Pflegehotel“ Berggasthof Sonne in Sonthofen sollen die Teilnehmer sich Anregungen holen und Netzwerke bilden.
Meine news
Zielgruppe ist groß
Dass die Gäste-Zielgruppe groß ist, darüber sind sich die Touristiker einig. Konkrete Zahlen zu nennen sei allerdings schwierig, erklärte Julia Knaeble, denn nicht nur Menschen, die mit einer Behinderung geboren wurden, profitierten davon. Auch Familien mit kleinen Kindern oder auch der Geschäftsreisende mit dem großen Koffer könnten zum Beispiel Wert auf Stufenfreiheit legen. Zudem gehe es bei der Barrierefreiheit nicht nur um die Räumlichkeiten. Zu ihr gehörten auch Wanderwege, Parkplätze, Aufzüge und so weiter. „Wir wollen den Blick weiten“, nannte es Stefan Fredlmeier.
Die Themenwoche steht auch Gastgebern und Freizeitanbietern aus der Region offen, die nicht direkt aus Füssen oder Schwangau sind. „Das ist ein einzigartiges Angebot, das sich an alle Interessierten richtet. Wir profitieren schließlich auch davon, wenn beispielsweise in Pfronten die Barrierefreiheit gestärkt wird“, erklärte Julia Knaebel.
Dass bisher das Thema eher stiefmütterlich behandelt wurde, zeigen die Zahlen. So haben sich bis jetzt in Schwangau und in Füssen nur wenige Hotels und Freizeitanbieter über das deutschlandweit für barrierefreie Reisen gültige Portal „Reisen für alle“ zertifizieren lassen. In Füssen immerhin gab es laut Knaebel eine Steigerung von zwölf auf 20 Betriebe und Angebote bis Ende 2023. Darunter seien auch Wanderwege, die Forggenseeschifffahrt und das Museum.
Geht es nach den Touristikern, soll sich das nun also ändern. Wer bei der „Woche des barrierefreien Tourismus“ dabei sein will, kann sich bis zum 5. Februar auf www.lets-meet.org/events/schwangau anmelden. Alle Veranstaltungen sind kostenfrei.