Verband fordert zusätzliche Pflegeversicherung – „Egal ob freiwillig oder durch Pflicht“
Ein Pflegeplatz in Deutschland kostet mehr als 3000 Euro im Monat. Tendenz steigend. „Es wird künftig nicht mehr ohne Eigenleistung gehen“, sagt der Arbeitgeberverband Pflege.
Seit Beginn des neuen Jahres sind die Kosten für die Pflegeversicherung gestiegen. Der Beitragssatz erhöhte sich von 3,4 auf 3,6 Prozent. Pflege kostet. Aktuell belaufen sich die Kosten für einen Pflegeplatz auf durchschnittlich 3100 Euro pro Monat, wie der Arbeitgeberverband im Interview mit IPPEN.MEDIA erläutert. Dieser Betrag ist besonders für Menschen mit einer geringen Rente eine erhebliche Belastung. Isabell Halletz, Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbands Pflege, kritisiert: „Es ist ein Armutszeugnis, dass die Politik nur eine Antwort auf die steigenden Kosten hat: Beiträge erhöhen“.
Pflegeverband fordert zusätzliche Versicherung – „Ob freiwillig oder durch Pflicht“
Denn im Pflegefall droht vielen Menschen womöglich ohnehin ein Kostenschock. Halletz räumt im Gespräch mit unserer Redaktion mit einem weit verbreiteten Missverständnis auf: „Viele denken: Die Pflegekasse übernimmt alle Kosten im Pflegefall. Das ist nicht so, sie übernimmt nur einen Teil“. Sie fügt hinzu: „Den anderen Teil muss man aus privaten Mitteln tragen.“ Sie prognostiziert, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird: „Es wird künftig nicht mehr ohne Eigenleistung gehen.“ Die steigenden Kosten treffen derzeit vor allem Rentner und Senioren, doch auch jüngere Generationen werden in Zukunft betroffen sein.
Thomas Greiner, Präsident des Arbeitgeberverbands Pflege, betont die Notwendigkeit einer frühzeitigen Vorsorge, insbesondere für junge Menschen. „Mit zehn Euro im Monat für eine private Zusatzversicherung ist die Pflege in Zukunft ausreichend abgesichert“, sagt Greiner. „Egal, ob das nun freiwillig passiert oder durch eine Pflicht.“ Der Arbeitgeberverband Pflege spricht in diesem Kontext von einer „neuen, zusätzlichen Absicherung“, also einer zusätzlichen Pflegeversicherung, die beispielsweise für die Rentenzeit gedacht ist.

Kritik an SPD-„Horrorkatalog“ zur Pflege: „Wer bezahlt den Rest?“
Halletz erwähnt auch ein Modell der CDU/CSU: die betriebliche Pflegeversicherung. „In dem Fall sorgt der Arbeitgeber dafür, dass zusätzliches Geld in die private Pflegevorsorge eingezahlt wird.“ Die Union setzt in ihrem Programm auf ein dreistufiges Pflegemodell, in dem die „Eigenverantwortung“ eine zentrale Rolle spielt. Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU, erklärt in einem Interview mit unserer Redaktion: „Die, die in jungen Jahren für sich selbst vorsorgen können, sollen das auch tun.“
Im Gegensatz zu anderen Parteien spricht die Union offen über die Kosten der Pflege. Die SPD plant in ihrem Programm, die Pflegekosten auf einen Eigenbetrag von maximal 1000 Euro im Monat zu begrenzen. Thomas Greiner kommentiert: „Ja, wunderbar“. Doch er fügt hinzu: „Nur: Wer bezahlt den Rest? Da finden Sie keinerlei Aussagen dazu in diesem SPD-Horrorkatalog.“
Pflegeverband kritisiert Grünen-Vorschlag: „Das wäre zu teuer“
Auch das Pflegeprogramm der Grünen überzeugt den Arbeitgeberverband Pflege nicht. Die Grünen schlagen in ihrem Wahlprogramm eine „Pflegebürgerversicherung mit einem Ausgleich zwischen gesetzlicher und privater Pflegeversicherung“ vor. Das Ziel ist, dass wohlhabende Menschen mehr für Pflege und Gesundheit zahlen als ärmere. Halletz hält dieses Modell jedoch für nicht umsetzbar: „Das wäre zu teuer.“
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Sie argumentiert: „Die Zahl der Erwerbstätigen sinkt. Sowohl die Deckelung des Eigenbeitrags als auch eine Pflegebürgerversicherung ist mit Blick auf die demografische Entwicklung nur Wunschdenken, aber nicht umsetzbar.“ Halletz sieht in der jüngsten Erhöhung des Pflegeversicherungsbeitrags „keine nachhaltige Lösung für die davongaloppierenden Kosten in der Pflege“. Sie stellt die Frage: „Wie hoch soll die Abgabenlast der Beschäftigten noch werden, um die Versorgung der rasant wachsenden Zahl pflegebedürftiger Menschen finanzieren zu können? Darauf muss die Politik endlich eine Antwort finden, damit sich das Arbeiten in Deutschland überhaupt noch lohnt.“ Eine mögliche Antwort könnte laut Verband die Zusatzversicherung sein.