Schafskälte: Landwirt erklärt, wann die Tiere selbst frieren – und ob er sich auf die Regel verlässt
Schafe waren ursprünglich namensgebend für die Schafskälte – erst danach wurden die Tiere zum ersten Mal im Jahr geschoren. Ob er sich heuer noch danach richtet, erklärt ein Landwirt im Interview.
Landkreis – Der Statistik nach gibt es sie wirklich, die Schafskälte. In der Praxis kann man sich auf den Temperatursturz, der auch in diesen Tagen spürbar war, aber trotzdem nicht verlassen, sagt Georg Schlickenrieder. Warum, erklärt der Archehof-Landwirt aus Otterfing im Interview.
Herr Schlickenrieder, die Arbeit mit den Tieren war früher namensgebend für die Schafskälte. Richten Sie sich im Alltag danach?
Nein, weil man sich nicht darauf verlassen kann. Ich weiß ja nicht, ob das jetzt wirklich die Schafskälte war, oder nicht doch etwas anderes (lacht). Ob man an die alten Regeln glauben will, ist sicher Ansichtssache. Ich selbst glaube schon daran, aber danach richten kann man sich als Landwirt in der heutigen Zeit nicht mehr. Das gilt auch für andere Regeln wie beispielsweise die Eisheiligen.
Warum?
Das Klima hat sich so verändert, dass sich alles verschoben hat – auch der Wetterbericht stimmt oft nicht mehr. Gleichzeitig macht der Staat genaue Vorgaben zur Mahd, zum Ausbringen und auch zu den Schurzeitpunkten. Die Schafe muss ich zweimal im Jahr scheren, einmal im Frühjahr, einmal im Herbst – unabhängig von der Witterung.
Wie kalt darf es für Schafe danach noch werden?
Das ist unterschiedlich je nach Rasse. Bei uns ist vor allem das Bergschaf heimisch, das an sich kein Problem mit der Kälte hat. Im Zweifel bleibt es noch ein bisserl länger im Stall. Wenn der Wind geht, sind die Tiere empfindlicher, aber auch dann ist die Kälte für sie nicht gefährlich. Das weit größere Problem ist der viele Regen, weil die Schafe empfindlich an den Klauen sind. Wenn der Boden über längere Zeit nass ist, fangen die Schafe schlimmstenfalls an zu humpeln.
Wie erkennt man, dass ein Schaf friert?
Wenn der Buckel ein bisschen gekrümmt ist, geht es dem Tier nicht gut – dann friert es. In jedes Schaf einzeln kann ich mich natürlich nicht hineindenken (lacht), auch wenn es da bestimmt Unterschiede gibt. Wichtiger ist es aber, sich zu überlegen, woher die Tiere ursprünglich stammen und worauf sie angepasst sind. Bergschafe sind schon sehr robust. Ein Wollschaf aus Nordafrika hat stattdessen gekräuselte Wolle, an der das Wasser schlechter abtropft. Dadurch sind sie kälteempfindlicher.
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Können sich Schafe auch gegenseitig wärmen?
Sie stellen sich eher irgendwo unter. Eng zusammen stehen die Tiere interessanterweise dann, wenn es heiß ist. Das klingt im ersten Moment komisch, aber sie beschatten sich damit gegenseitig. nap