Freisinger Kultkneipe Q-Bar feiert 20. Geburtstag

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Fast wie in alten Zeiten: Tobias Eschenbacher, längst als OB aktiv, sticht, attestiert vom ehemaligen Partner Uli Wunner, das Jubiläumsfass an. © Lehmann

Seit 20 Jahren gibt es die Q-Bar. Zur ihrer Geschichte zählen eine Katzenoma, der Urvater des Austropop, ein noch ungebackener OB und ein Chef, der geliebt wird.

Freising – Einen Kaffee im Stehen, ein Ratsch zwischen den Einkäufen, ein Feierabendbier oder sich philosophisch mit dem Weltgeschehen auseinandersetzen – möglich ist das seit 20 Jahren in der Q-Bar Freising. Zum Geburtstagsfest lud Inhaber Johannes Wunner aber nicht die Freisinger High Society ein, sondern aktuelle und ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Denn eines weiß Wunner ganz genau: „Ohne die ging´s nicht.“

Wie fing das eigentlich an mit der Q-Bar? Wunner muss kurz überlegen. „Hier war früher mal eine Schusterei, und danach hat eine Katzenoma hier gelebt – mit über 80 Katzen. Als ich das erste Mal in dem alten Gebäude war, hab ich mir gedacht, mich haut´s gleich um“. Dennoch war es genau der richtige Standort zur richtigen Zeit, denn Wunner hatte sich schon länger zusammen mit dem heutigen OB Tobias Eschenbacher nach einer Immobilie umgesehen, um sich den Traum einer italienischen Espresso-Bar ohne Schnickschnack zu erfüllen.

Nach Abriss und Neubau der Katzenpension ging es 2004 mit der kleinen und langgezogenen Bar los, die ja einen durchaus ungewöhnlichen Namen trägt. „Das Q hab ich einfach von meinem ehemaligen Laden Quattro entliehen“, erklärt Wunner. Das Quattro an der Bahnhofsstraße war über 15 Jahre lang angesagte Adresse für Liebhaber besonderer Möbel, schon dort hatte Wunner mit Eschenbacher zusammengearbeitet. Noch heute schaut die Q-Bar eigentlich aus wie zur Eröffnung. „Ich brauch mal neue Stühle, die wackeln schon“, sagt Wunner und lacht.

Ambros gehörte fast zum Inventar

Eher unlustig waren hingegen die Anfänge, denn das Geld war freilich knapp, weshalb das Duo den Betrieb erstmal allein schulterte. „Das war schon rau, wir haben uns die Tag- und Nachtschichten geteilt und nach einer Zeit gar nicht mehr gut ausgeschaut“, erinnert sich Wunner, während er sich einen Kaffee brüht. Von einem „greisligen“ Filterkaffee hält er nichts, ebenso wenig von Szene-Bars. „Bei uns waren von Anfang an alle willkommen, der Straßenkehrer genauso wie der Minister.“ Einzige Voraussetzung: „Der Gast muss sich anständig aufführen.“

Gründer der Q-Bar in Freising: Tobias Eschenbacher, späterer OB, und Uli Wunner
Knappe Kasse und Kippe: Tobias Eschenbacher (l.) und Uli Wunner gründeten 2004 die Q-Bar. © privat

Schnell etablierte sich die Q-Bar aber auch als Künstlertreff: Lukas Maier hat hier an seinen Kompositionen gearbeitet, Literaten gingen und gehen ein und aus, und selbst der Austropop-Urvater Wolfgang Ambros wurde Stammgast in jener Zeit, als dieser in Freising wohnte. „Der Ambros gehörte nach einer Zeit schon fast zum Inventar“, erinnert sich Wunner, der mit ihm auch heute noch manchmal telefoniert. Aber auch Gerhard Polt hat in der Q-Bar schon einen Kaffee bestellt, und Hardy Krüger Junior schneite immer mal wieder herein.

Wunner ist selbst kunstaffin. Er fotografiert und prägt als Piano-Man seit Jahrzehnten die Musikhistorie der Stadt maßgeblich – unter anderem mit den Storyville Shakers, die heuer ihr 50-jähries Bühnenjubiläum feierten.

Zu einer großen Veränderung kam es dann, als Eschenbecher zum Oberbürgermeister gewählt wurde und aus dem Q-Bar Team ausschied. Zu dieser Zeit wurde dann für Wunner immer wichtiger, gute und vor allem zuverlässige Mitarbeiter gewinnen zu können. „Inzwischen arbeitet hier die fünfte Generation“, sagt er nicht ohne Stolz. Bei Bewerbungsgesprächen sagt er eines immer gleich: „Für reines Geldverdienen ist die Q-Bar der falsche Ort.“ Hier zu arbeiten, sei im Grunde eine Lebensphilosophie und äußerst familiär. „Mir ist das wurscht, ob jemand Gastro-Erfahrung hat. Mir ist vielmehr wichtig, dass jemand Verantwortung übernimmt und im Team arbeiten kann.

Storyville Shakers beim 20-Jährigen der Q-Bar in Freising
Jubilare spielen beim Jubiläum groß auf: Zum 20-Jährigen der Q-Bar trafen auch die seit 50 Jahren aktiven Storyville Shakers den richtigen Ton. © Lehmann

Wunner selbst wird als Chef nicht nur sehr geschätzt, sondern für seine Art geliebt. Ein Beispiel: Fast ein Jahr lang vertraute er seinen Mitarbeitern die Q-Bar an, während er mit seiner Frau Sallie in Texas unterwegs war. Als er zurückkam, wurde er von seinem Team mit einer gewaltigen Willkommens-Party samt Blues-Konzert überrascht. So ist es auch nicht verwunderlich, dass er zum Q-Bar-Geburtstagfest von seinen Ehemaligen ein dickes Fotobuch geschenkt bekommt, mit Schnappschüssen und Dankesworten „für die großartigen letzten 20 Jahre“.

Jubiläum wird zu kleinem Stadtfest

Weil Wunner aber nicht nur bei seinen Mitarbeitern sehr beliebt ist, sondern auch bei den Gästen, wurde aus dem kleinen Fest rund um den Geburtstag schließlich ein großer Event. „Ich wollte ja eigentlich nur was für meine Mitarbeiter machen – und dann wurde daraus fast ein kleines Stadtfest mit 300 Gästen“, meint Wunner und lächelt. Wie lange er die Q-Bar noch betreibt? „Solang, wie es nur geht, die Arbeit hier hält ja jung“, sagt er und brüht noch einen Kaffee. Freilich einen G´scheiten, so einen wie es eigentlich nur in Italien gibt – oder halt in Freising.

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