„Alarmstufe Rot“: Großer deutscher Autozulieferer muss massig Jobs streichen - und mehrere Werke schließen

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Der Autozulieferer Continental will mehrere Werke in ganz Deutschland schließen und hunderte Stellen streichen. Betriebsrat und Gewerkschaft kritisieren die Konzernführung dafür hart und offen.

Berlin – Der Autozulieferer Continental will angesichts der schleppenden Nachfrage mehrere Werke seiner Sparte ContiTech schließen. Betroffen seien die Standorte in Bad Blankenburg, Stolzenau und Moers, zudem sollen die Werke in Frohburg und Geithain in Sachsen sowie in Hannover und Hamburg verkleinert werden, wie das Unternehmen am Donnerstag (30. Januar) mitteilte.

„Alarmstufe Rot“: Betriebsrat sieht keine „kontrollierte Transformation“ mehr im Geschäft

Seitens der Belegschaft gab es nach Bekanntwerden der Pläne heftige Kritik. Matthias Tote, der Vorsitzende des Conti-Gesamtbetriebsrats Rubber, zeigte sich empört: „Wir sind zutiefst betroffen und bestürzt!“, erklärte er. Mit der Entscheidung würden gerade Beschäftigte in strukturschwachen Regionen ihren Arbeitsplatz verlieren. Außerdem signalisiere es „Alarmstufe Rot“: „Es zeigt sich, dass wir nicht mehr über eine kontrollierte Transformation des Geschäfts reden. Hier wird tief in die Substanz geschnitten.“

Ein Mitarbeiter sortiert Schlauchleitungen in einem Werk von ContiTech. Der große Autozulieferer Continental will bei seiner Sparte mehrere Werke schließen.
Ein Mitarbeiter sortiert Schlauchleitungen in einem Werk von ContiTech. Der große Autozulieferer Continental will bei seiner Sparte mehrere Werke schließen. © Ole Spata / dpa

Michael Linnartz, Konzernbetreuer der Chemie-Gewerkschaft IGBCE, fügte sich dem nahtlos an: „Conti macht auch vor Traditionsstandorten oder Werken in strukturschwachen Regionen nicht Halt“, sagte er. Besonders zu kritisieren sei die Konzernführung: „Seit Jahren taumelt Continental von einer Restrukturierung zur nächsten. Die Belegschaften haben immer wieder Zugeständnisse machen müssen. Und trotzdem biegt der Konzern alle paar Monate mit neuen Streichplänen um die Ecke.“ Das Handeln der Konzernführung beschrieb er mit drei Worten: „Hilflos, destruktiv und demotivierend“. Vor einem Jahr musste Continental bereits an anderer Stelle tausende Arbeitsplätze streichen.

Geringe Nachfrage bei ContiTech: So viele Arbeitsplätze sind betroffen

Insgesamt sollen 580 Arbeitsplätze wegfallen. ContiTech-Chef Philip Nelles begründete den Schritt unter anderem mit der geringeren Nachfrage in der Autoindustrie und im Braunkohleabbau. Die Einschnitte seien nötig, um das Unternehmen wirtschaftlich aufzustellen.

„Es zeigt sich einmal mehr, dass unsere jahrelangen Warnungen ungehört verhallt sind“, erwiderte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Tote. Die jetzt von der Schließung betroffenen Standorte hätten ihm zufolge keine langfristig verlässlichen Perspektiven durch neue und zukunftssichere Produkte bekommen. Der Standort Stolzenau beispielsweise habe lediglich ein Produkt im Portfolio. „Damit kann man auf Dauer nicht überleben, das wusste der Arbeitgeber seit Jahren. Passiert ist nichts!“, kritisierte er.

„Es darf kein Sterben auf Raten geben“: Gewerkschaft und Betriebsrat mit eingehender Warnung

Dem Betriebsrat sowie der Gewerkschaft seien jetzt ein „finanziell sehr starkes Auffangnetz“ am wichtigsten. Betroffenen solle unter anderem Hilfe bei der Vermittlung eines anderen, gleichwertigen Jobs geboten werden – ausdrücklich auch außerhalb des Unternehmens, solle es nicht anders möglich sein. Zudem dürfe es für die Firma selber kein „Sterben auf Raten“ geben: Es brauche einen klaren Plan für Deutschland und belastbare Perspektiven für jeden verbleibenden Standort.

In der Kunststoff- und Kautschuksparte ContiTech ist das Geschäft mit Gummibändern und ähnlichen Produkten gebündelt, die in Autos oder in Industriefirmen eingesetzt werden, etwa im Bergbau. Continental hat im vergangenen Jahr angekündigt, diese Sparte stärker auf Kunden aus der Industrie auszurichten. (lf, mit Material von reuters)

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