Insolvenz von deutscher Versicherung: Renten von 10.000 Menschen auf dem Spiel

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Eine deutsche Versicherungsfirma ist insolvent. Das hat nicht nur für die Kunden Folgen – auch zahlreiche Rentner und Rentnerinnen sind betroffen. Die BaFin schaltet sich ein.

Berlin – Die Insolvenz der Versicherungsfirma ELEMENT Insurance AG erschüttert seit einigen Wochen die Branche. Das Unternehmen hat tausende Menschen unter anderem mit Haftpflicht- und Unfallversicherungen, Hausratsversicherungen, Kfz-Versicherungen, Rechtsschutzversicherungen und auch Tierkrankenversicherungen versorgt. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ist in dem Verfahren involviert und begleitet das Insolvenzverfahren. Betroffene können sich dort auch über ihre Rechte informieren. Viele Kunden wissen nicht, dass sie bei der Element versichert sind – oft hat das Unternehmen nämlich als Kooperationspartner agiert.

Versicherungsunternehmen ist insolvent – Versorgungswerk ist Hauptinvestor

Doch die Element-Insolvenz betrifft nicht nur die direkten Kunden, also die Versicherten. Wie das Fachportal Versicherungsbote nun berichtet, sind auch die Renten von zahlreichen Menschen betroffen. Denn das Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin, Bremen und Brandenburg ist dort als Hauptinvestor gelistet. Das heißt: Die Beiträge von rund 10.000 pflichtversicherten Zahnärzten sind teilweise in die Element-Versicherung geflossen. Das Versorgungswerk hatte laut Frankfurter Allgemeinen Zeitung 2023 seinen Anteil auf 80 Prozent erhöht.

Was genau das für die Renten der Zahnärzte bedeutet, wird sich noch zeigen und kommt ganz auf den Ausgang des Insolvenzverfahrens an.

Insolvenz von Unternehmen betrifft die Rente: Kein Einzelfall

Solche Vorgänge sind aber leider kein Einzelfall – und könnten sich aufgrund der aktuell schwierigen Lage der Wirtschaft gerade häufen. Denn in der Zeit der Niedrigzinsen haben Versorgungswerke die Beiträge ihrer Versicherten (das sind alle kammerfähigen Berufe, also Ärzte, Tierärzte, Apotheker, Notare, Wirtschaftsprüfer und viele mehr) häufiger in risikoreiche Investments gesteckt, das sie nur so die versprochenen Renditen für ihre Mitglieder erreichen konnten.

In dem vergangenen Jahrzehnt des Niedrigzinses waren Festzinsanlagen, in die noch im Jahr 2000 gut 77 Prozent der Kapitalanlagen investiert waren, nicht mehr besonders attraktiv. Die schmalen Renditen dienten nicht mehr dazu, die versprochenen Renten der Mitglieder zu decken – und das Geld wurde anders, und zwar risikoreicher, angelegt. Ende 2020 betrug der Anteil der Kapitalanlagen in Festzinsangeboten entsprechend nur noch 46 Prozent. Risikoreiche Anlagen, das bedeutet in diesem Fall: Immobilien und Unternehmensbeteiligungen – die jetzt aber in der Wirtschaftsflaute ins Kriseln kommen

Versorgungswerk der Berliner Zahnärzte hat bereits Probleme: Insolvenz der Versicherung kommt hinzu

Die Berliner Zahnärzte sind dabei schon öfter auffällig geworden. 2022 hat das Versorgungswerk schon 45 Millionen Euro abschreiben müssen, 2023 waren es dann 65 Millionen Euro. Dadurch erreicht es nicht die versprochene Rendite von drei Prozent, sondern nur 2,36 Prozent, wie es im aktuellen Geschäftsbericht heißt.

Ein alter Mann mit Schnurrbart. Im Hintergrund eine Pflegerin/Ärztin.
Von der Insolvenz der Element-Versicherung sind auch Rentner betroffen. © Oleksandr Latkun/imago

Und auch für 2024 soll es nicht gut aussehen, das schreibt das Versorgungswerk ganz offen: „Wird 2024 besser für uns als 2023? Das muss man wohl mit einem klaren Nein beantworten“, heißt es im Ausblick. Als Grund für die schlechte Rendite, die sich direkt auf die Renten der Berliner Zahnärzte auswirken wird, wird im Geschäftsbericht das Ende der Niedrigzinsphase genannt. „Die Investments, die uns in der Nullzinsphase den Ertrag sicherten, kosten uns jetzt Ertrag“, so die Begründung.

Renten können in diesen Fällen gekürzt werden

Nun kommt also die Insolvenz von Element noch dazu, und dürfte das Geschäft des Versorgungswerks nochmal dämpfen. Für die betroffenen Rentner und Rentnerinnen ist das besonders bitter, weil nichts dagegen ausrichten können. Das Versorgungswerk ist eine Pflichtversicherung. Aus Protest austreten, ist also keine Option. Bleibt lediglich die Aufforderung an das Versorgungswerk, doch die Anlagestrategie anzupassen.

Um Verluste auszugleichen, kann das Versorgungswerk die Renten bzw. die Rentenansprüche ihrer Mitglieder kürzen. Andere Optionen wären: Beitragszahlungen erhöhen oder erstmal an die Reserven gehen. Unendlich ist das aber nicht möglich.

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