ZF Friedrichshafen entscheidet sich gegen deutschen Standort – Mitarbeiter gehen auf die Barrikaden

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Autozulieferer ZF Friedrichshafen hat sich gegen einen deutschen Standort entschieden und will stattdessen im Ausland investieren. Die Mitarbeiter lassen sich das nicht gefallen.

Friedrichshafen/Schweinfurt - Ende des vergangenen Jahres hatte der baden-württembergische Autozulieferer ZF Friedrichshafen am Standort Schweinfurt (Bayern) für einen Großteil der 9.800 Mitarbeiter Kurzarbeit eingeführt und wollte damit einen Abbau von Arbeitsplätzen verhindern. Da sich der Stiftungskonzern vom Bodensee dazu entschlossen, statt in den Aftermarket-Standort in Schweinfurt in den Standort im tschechischen Ostrov (deutsch: Schlackenwerth) zu investieren und diesen zu erweitern, herrscht aber erneut die Sorge vor einem Stellenabbau in der nordfränkischen Industriestadt.

Die ZF Friedrichshafen, die zu den größten Automobilzulieferern der Welt gehört, hat mit massiven Problemen zu kämpfen und deshalb einen Stellenabbau angekündigt, der bis zu 14.000 Stellen in Deutschland betreffen soll. Zudem werden die Standorte auf den Prüfstand gestellt, um sie effizienter zu gestalten und Kosten einzusparen. Deshalb hat sich das Management offenbar auch gegen den mutmaßlich teuren deutschen und für den günstigeren Standort im Ausland entschieden. Die Stärkung des Standorts Ostrov könnte aber Arbeitsplätze in Schweinfurt kosten.

ZF-Belegschaft von Aftermarket-Standort auf den Barrikaden – „unsere Zukunft bleibt in Schweinfurt“

Wie die IG Metall Schweinfurt berichtet, haben Mitarbeiter des Standortes bereits am Dienstag (28. Januar) unter dem Motto „Stop Ostrov II – Unsere Zukunft bleibt in Schweinfurt“ gegen die Pläne des ZF-Managements demonstriert und den Ausbau ihres Standortes gefordert. „Die Botschaft, die vom Aktionstag an das ZF-Management ausgeht, ist unmissverständlich: Lasst Ostrov II und baut lieber die bestehenden, sehr guten Strukturen in Schweinfurt aus“, sagt Reiner Gehring, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt. „Darauf haben die Beschäftigten heute lautstark hingewiesen.“

Name ZF Friedrichshafen AG
Gründungsjahr 1915
Hauptsitz Friedrichshafen, Baden-Württemberg
Branche Automobilzulieferer, Mobilitätssysteme
Geschäftsbereiche Automobilzulieferer, Antriebs- und Fahrwerktechnik, E-Mobilität, Automatisierungstechnik, Industrietechnik, Nutzfahrzeugtechnik
Mitarbeiterzahl 168.738 (Stand: 2023)
Produktionsstandorte 168 in 32 Staaten
Hauptentwicklungsstandorte\t 19 in neun Ländern
Umsatz 46,6 Milliarden Euro (2023)
Geschäftsführung\t Holger Klein (Vorstandsvorsitzender), Heinrich Hiesinger (Aufsichtsratsvorsitzender)
Anteilseigner 93,8 Prozent Zeppelin Stiftung (Stiftungsträger ist die Stadt Friedrichshafen), 6,2 Prozent Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup Stiftung

Der Gewerkschaft zufolge könnten durch die Pläne der ZF am Standort Schweinfurt mittelfristig mehr als 120 der insgesamt 900 Arbeitsplätze im Aftermarket bedroht sein. Die Arbeitnehmerseite hat gemeinsam mit dem Info-Institut, einem betriebswirtschaftlichen Beratungsinstitut mit Sitz in Saarbrücken und Köln, deshalb ein Konzept erarbeitet, das die Vorteile des Aftermarket-Standortes Schweinfurt verdeutlichen soll. „Es gibt viele gute Gründe für den Ausbau in Schweinfurt“, betont der Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Gutgesell. „Hier gibt es viele sehr gut ausgebildete Fachkräfte mit einer hohen Identifikation mit den ZF-Werten.“

Der Standort der ZF Friedrichshafen in Schweinfurt, Bayern.
Ein Konzept soll die ZF Friedrichshafen davon überzeugen, sich doch für den Ausbau des Aftermarket-Standorts Schweinfurt zu entscheiden. © Laurenz Weipert/ZF Friedrichshafen AG

Arbeitnehmervertreter wollen ZF-Management zum Umdenken animieren

Mit dem Konzept, das auch von der Stadt Schweinfurt sowie dem Landkreis und den Wirtschaftsförderern unterstützt wird, wollen die Arbeitnehmervertreter das Management von ZF Friedrichshafen zum Umdenken animieren. „Wir erwarten vom ZF-Management, dass das vorliegende Konzept pro Schweinfurt ernsthaft geprüft wird. Bislang wird es aus unserer Sicht aufgrund von vorgeschobenen Argumenten abgelehnt“, macht Gewerkschafter Gehring deutlich. „ZF entzieht sich damit seiner sozialen Verantwortung für die Beschäftigten in Deutschland.“ Ende 2024 wurde bereits bekannt, dass die ZF Friedrichshafen offenbar darüber nachdenkt, weitere Standorte in Deutschland zu schließen.

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