Alarm über der Ostsee: Deutsche Kampfflieger fangen Russen-Jet ab – Baerbock verspricht mehr Kontrolle
Baerbock berät mit Amtskollegen der nordischen und baltischen Länder über die Sicherheit im Ostseeraum. Dringend notwendig, wie ein Vorfall zeigt.
Berlin/Bornholm – Zum Wochenstart gab es erneut einen Alarm über der Ostsee. Der Grund: Ein russisches Militärflugzeug flog ohne Erkennungssignal über das baltische Meer. Dies löste am Montag (28. April) nach Angaben der Luftwaffe einen Start der Alarmrotte auf dem Fliegerhorst Laage in Mecklenburg-Vorpommern aus.
Deutsche Kampfflieger wegen russischer Militärmaschine alarmiert: Luftwaffe wertet Vorfall aus
Die Eurofighter seien um 11.20 Uhr aufgestiegen und um 12.45 Uhr wieder gelandet, so ein Sprecher. Um welchen Maschinentyp es sich handelt, stehe noch nicht fest. Entsprechende Fotos würden noch ausgewertet. Das Flugzeug sei ohne Transpondersignal geflogen. Die Alarmrotte besteht üblicherweise aus zwei Eurofightern, die binnen Minuten aufsteigen, um mögliche Gefährdungen zu überprüfen oder auch abzuwehren, wenn nötig. Die gegenseitigen Kontrollen sind aber weitgehend Routine.
Nach Angaben der Luftwaffe steigt die deutsche Alarmrotte (Quick Reaction Alert kurz QRA) ungefähr ein bis zwei Mal pro Monat auf, weil der Funkkontakt zu zivilen Flugzeugen fehlt. Ein solcher Fall wird dann als „COMLOSS“ bezeichnet - also der Verlust jeglicher Kommunikation mit dem Flugzeug. Die QRA, die der Nato untersteht, soll für die Sicherheit im Luftraum auf Nato- und Bundesebene sorgen.
Zuletzt häuften sich russische Militärflugzeuge über der Ostsee. Erst knapp vor einem Monat fing die Luftwaffe ein russisches Aufklärungsflugzeug östlich der deutschen Ostseeinsel Rügen ab und eskortierte die Maschine bis zum Verlassen des Nato-nahen Luftraums. Demnach war das russische Flugzeug vom Typ Iljuschin IL-20M ohne Flugplan und Transpondersignal unterwegs und reagierte nicht auf Funksprüche.
Wegen hybrider Bedrohung durch Russland: Baerbock für verstärkte Zusammenarbeit der Ostsee-Staaten
Die geschäftsführende Außenministerin Annalena Baerbock hat deswegen eine engere Zusammenarbeit der Ostsee-Anrainerstaaten gegenüber anhaltenden hybriden Bedrohungen durch Russland angekündigt. „Durch verstärkte Nato-Patrouillen, engeren Austausch von Informationen und gemeinsame Übungen werden wir die Sicherheit im Ostseeraum weiter erhöhen“, sagte die Grünen-Politikerin vor einem Treffen mit Amtskollegen der nordischen und baltischen Länder (Nordic-Baltic Cooperation NB8) sowie aus Polen und Frankreich auf der dänischen Insel Bornholm am Montag.
Durch verstärkte Nato-Patrouillen, engeren Austausch von Informationen und gemeinsame Übungen werden wir die Sicherheit im Ostseeraum weiter erhöhen
Auf Bornholm spüre man wie nirgendwo sonst, wie die Lebensadern der Ostsee Menschen, Wirtschaft und Demokratien auf das Engste verbinden würden, sagte Baerbock. Besonders deutlich spüre man dort aber auch, dass sich die hybride Bedrohungslage extrem verschärft habe. So würden Unterseekabel durchtrennt, Datenleitungen unterbrochen oder Stromkabel beschädigt. Die russische Schattenflotte fülle „nicht nur die russische Kriegskasse, sondern gefährdet auch Sicherheit und Umwelt in Nord- und Ostsee“, warnte sie.
Baerbocks letzte Reise als Außenministerin: Neben Sicherung des Ostseeraums auch Ukraine-Krieg Thema
Die Reise nach Bornholm ist nach Angaben des Auswärtigen Amts voraussichtlich Baerbocks letzte Reise als Außenministerin. Sie wird dort bis Dienstag mit den Außenministerinnen der nordischen und baltischen Staaten - also Dänemarks, Schwedens, Finnlands, Norwegens und Islands sowie Estlands, Litauens und Lettlands - zusammentreffen. Dänemark hat zu diesem Format, der sogenannten Nordic and Baltic 8 (NB8), dieses Mal auch das Weimarer Dreieck aus Deutschland, Frankreich und Polen eingeladen.

Bei dem Treffen soll es auch um die Bemühungen um eine Beendigung des Ukraine-Kriegs gehen. „Friedensvereinbarungen schaffen nur dauerhaften Frieden, wenn sie auf Grundlage der UN-Charta die Souveränität eines Landes achten und wahren“, erklärte Baerbock mit Blick auf einen von den USA unter Donald Trump vorgelegten Vorschlag für eine Waffenruhe. „Ein Schein- oder Diktatfrieden, der den Aggressor belohnt, führt hingegen auf Dauer nur zu weiterer Aggression und damit auch zu noch mehr Unsicherheit für uns im Ostseeraum und darüber hinaus.“
„Als Europäer und nähere Nachbarn der Ukraine“ wollten die Teilnehmer des Treffens in Bornholm daher deutlich machen, „dass wir für die Ukraine, unsere europäische Friedensordnung und das internationale Recht einstehen“, kündigte Baerbock an. (bg/dpa)