Schockdiagnose Darmkrebs: Wie Ärzte für bestmögliche Behandlung zusammenarbeiten
Der März wurde erneut zum Darmkrebsmonat erklärt. Die Krankenhaus GmbH Weilheim-Schongau nutzt diesen Anlass, um über das Tumorboard am Krankenhaus Weilheim zu informieren. Hier laufen bei der Diagnose Darmkrebsen alle Fäden zusammen.
Landkreis – Männer ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren: Das sind die Geburtstage, die jeder auf dem Schirm haben sollte, wenn es um Darmkrebs geht. Dann nämlich haben Patientinnen und Patienten Anspruch auf einen jährlichen Stuhltest sowie auf zwei Darmspiegelungen im Abstand von mindestens zehn Jahren.
Gerade einmal 20 Prozent der Männer und Frauen nehmen diese Vorsorgeangebote wahr, weiß Dr. Jochen Dresel, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie am Krankenhaus Weilheim. Dabei ist bei Darmkrebs der entscheidende Faktor Zeit. Je früher erkannt, desto besser behandelbar, desto besser die Heilungschancen.
Diagnose Darmkrebs: Wie Ärzte für eine bestmögliche Behandlung zusammenarbeiten
Damit aus der Schockdiagnose Darmkrebs eine möglichst gute Behandlung für den Patienten wird, gibt es am Krankenhaus Weilheim das sogenannte Tumorboard. Dies ist ein Gremium aus Ärzten verschiedener Fachrichtungen, das einmal pro Woche tagt und die Krebserkrankungen der Patienten an der Klinik bespricht und berät.
„Das funktioniert sehr geschmeidig“, wie Prof. Reinhold Lang, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie sagt. 77 Patienten waren laut des bayerischen Krebsregisters im Jahr 2022 im Landkreis Weilheim-Schongau an bösartigen Tumoren am Dick- und Enddarm erkrankt. Sie alle waren Fälle, über die im Tumorboard diskutiert wurde – mit dem Ziel, am Ende die bestmögliche Therapie für den Patienten zusammenzustellen.
Hier spielen verschiedenste Fachrichtungen hinein, wie die Mitglieder des Tumorboards bei einem Gespräch mit der Heimatzeitung erklären. Am Anfang der Diagnose steht – neben den niedergelassenen Gastroenterologen – Dr. Jochen Dresel. Bei ihm werden Patienten vorstellig, um eine Darmspiegelung machen zu lassen – entweder zur Vorsorge oder weil sie Beschwerden wie Blut im Stuhl haben. Dresel entfernt Krebsvorstufen wie Polypen und entnimmt bei Auffälligkeiten bis zu zehn Gewebeproben, die dann zur Begutachtung zur nächsten Fachrichtung weitergehen: die Pathologie.
Diagnostik wird immer diffiziler
Hier arbeitet das Krankenhaus Weilheim eng mit Dr. Alexandra Dressler zusammen. Sie ist Fachärztin für Pathologie bei der Pathologie Starnberg MVZ GmbH. Dressler entscheidet, ob das Gewebe gut- oder bösartig ist. Und, falls es Krebs ist, untersucht sie es auf weitere Informationen, die für die Therapie entscheidend sein können. „Die Diagnostik wird immer diffiziler, um eine personalisierte Tumortherapie zu ermöglichen“, so Dressler. Dabei spielen auch Faktoren wie Geschlecht, Alter oder Vorerkrankungen eine Rolle.
Für das sogenannte Staging, also die Einschätzung der Ärzte, in welchem Stadium der Tumor ist, ob er Metastasen gebildet hat oder wie groß die Ausdehnung des Tumors ist, wird der Patient bei Dr. Gabert Heidrich vom Radiologischen Zentrum Weilheim vorstellig. „Hier werden Verfahren wie MRT, CT und Nuklearmedizin angewandt“, sagt Heidrich.
Mit all diesen Informationen geht der Fall des Patienten schließlich ins Tumorboard am Krankenhaus. Etwa fünf Fälle werden dort innerhalb von rund 45 Minuten besprochen – und auch mal „kontrovers diskutiert“, so Dresel. Mit dabei ist dann auch die Weilheimer Radioonkologin Dr. Michaela Riepl.
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Lebensverändernde Erkrankung
In ihrer Praxis am Krankenhaus unterziehen sich Darmkrebspatienten auf Empfehlung des Tumorboards dann einer Chemo-, Immun- oder Strahlentherapie – „natürlich unter Berücksichtigung der Wünsche der Patienten“, sagt Riepl. Im Tumorboard sitzt auch Dr. Ester Bureik vom Palliativmedizinischen Dienst. Sie ist Ansprechpartnerin für jene Patienten und Patientinnen, die an einer fortgeschrittenen und lebensbegrenzenden Tumorerkrankung leiden.
Ist eine Operation notwendig, ist letztendlich die Expertise von Prof. Lang gefragt, der als Experte für Darmchirurgie Tumore und umliegendes Gewebe operativ entfernt. „Das Präparat geht dann übrigens wieder in die Pathologie, um die tatsächliche Ausdehnung des bösartigen Gewebes zu bestimmen und davon abhängig zu planen, ob nur nachbeobachtet wird oder zum Beispiel eine Chemotherapie notwendig ist“, sagt Lang. Und somit schließt sich der fachliche Kreis im Tumorboard wieder.
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Dresel ist angesichts der Schockdiagnose, die Darmkrebs für jeden Menschen bedeutet, am Ende des Gespräches eines wichtig zu betonen: „Wir vom Tumorboard vermitteln den Patienten, dass wir etwas tun können. Diese Erkrankung ist zwar lebensverändernd. Aber es gibt für die Therapie riesig viele Möglichkeiten.“