Zimmermann mit Mission: Richard Betz teilt seine Leidenschaft fürs Handwerk mit Schülern
Richard Betz, ein erfahrener Zimmerermeister, teilt seine Leidenschaft für das Handwerk mit Schülern in Königsdorf. Er zeigt ihnen, dass die Wahl eines Handwerksberufs eine spannende Reise sein kann.
Königsdorf – Ist Handwerk cool? Fragt man Zimmermann Richard Betz (67), ist die Antwort kurz und eindeutig: „Ja.“ In Kooperation mit dem Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks besuchte er die Königsdorfer Grund- und Mittelschule, um mit seinem Theaterstück „Hand und Werk – oder, wie finde ich meinen eigenen Weg im Leben“ Hilfestellung zur Berufsorientierung zu geben.
Beruf des Zimmerers einer der Ältesten überhaupt
„Wenn ich sage, ich bin Zimmermann, weiß oft keiner, was das eigentlich ist“, berichtet er. „Wir werden eher als die männliche Form eines Zimmermädchens angesehen.“ Dabei sei dieser Beruf einer der Ältesten überhaupt: „Schon der Vater von Jesus war schließlich Zimmermann.“ Betz Eltern hatten einen Bauernhof, und eigentlich sollte er als Erstgeborener diesen Betrieb übernehmen. „Aber das wollte ich nicht – aber ich wusste auch nicht, was ich sonst werden wollte.“
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„Das Holz hat mich fasziniert“
Er schloss die Schule ab, leistete Zivildienst und begann Architektur zu studieren. „Das Studium unterbrach ich, um im Ausland als Begleiter von Abenteuerreisen zu arbeiten – nur merkte ich, dass mir eine Heimat fehlte.“ Er kehrte zurück, beendete seine Ausbildung mit Bestnoten, aber: „Irgendwie war es das auch nicht.“ Er bewarb sich als Praktikant bei einer Zimmerei. „Das Holz hat mich fasziniert und ich konnte am Abend sehen, was ich tagsüber geschaffen hatte. Am dritten Tag unterschrieb ich einen Lehrvertrag“, erinnert er sich.
Immer wieder beschäftigte er sich mit den Vorurteilen, die dem Handwerk oftmals entgegengebracht werden: „Handwerker trinken morgens um halb acht ihre erste Halbe, Studium ist mehr als die Ausbildung in einer Lehre, und für Frauen ist Handwerk eh nicht geeignet.“ Betz schaut in die neugierigen Gesichter der Königsdorfer Schülerinnen und Schüler: „So ein Quatsch, kann ich euch sagen.“ Er selbst bildete eine junge Frau zur Zimmerin aus, die um Längen besser war als ihre männlichen Kollegen. Ihn selbst begeistern die wechselnden Aufgaben sowie die Teamarbeit. Und: „Wir realisieren Träume.“ Gerade in der heutigen Zeit achte jeder auf Klimaneutralität. „Aber es genügt nicht, ein Plakat hochzuhalten, jemand muss auch die Ärmel hochkrempeln und dementsprechende Häuser bauen können.“
Betz berichtet absolut authentisch von seinem eigenen Weg ans (Berufs-)Ziel. „Ja, es waren auch falsche Entscheidungen dabei – aber noch falscher wäre es, gar nichts zu entscheiden oder auszuprobieren.“
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Mit Gesellenbrief wird einem die Arbeit nie ausgehen
Das mit dem Ausprobieren setzt der Zimmerermeister gleich in die Tat um. Während seines Stückes hat er wie nebenbei eine der großen Erfindungen Leonardo da Vincis zusammengebaut: eine Holzbrücke ohne Nägel und Schrauben. „Und, wer traut sich, die auseinander- und wieder zusammen zu bauen?“ Fast die Hälfte der Finger der Schüler schnellt in die Höhe, zwei Mädchen und zwei Buben dürfen es versuchen. „Eines sage ich euch“, nutzt Betz diese Zeit. „Wenn ihr einen Gesellenbrief in der Tasche habt – ihr könnt überall in der Welt arbeiten. Ihr seid gefragt, die Arbeit wird nie ausgehen.“
Das bestätigt auch der Königsdorfer Zimmereiinhaber Johannes Schneider und macht den Schülern ein Angebot: „Wer mal bei uns ein Praktikum machen möchte, kommt einfach vorbei.“ sh
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