Wo die ärmsten Menschen Baden-Württembergs leben

  1. Startseite
  2. Deutschland
  3. Baden-Württemberg

Kommentare

Keine Bevölkerungsgruppe ist in Deutschland vor Armut sicher. Auch nicht in Baden-Württemberg. Je nach Region zeigt sie sich in unterschiedlicher Intensität.

Stuttgart – In Deutschland stellt Armut ein komplexes Problem dar, das alle Altersgruppen betrifft. Das Pestel Institut weist in einer aktuellen Studie auf die zunehmende Altersarmut hin und betont, dass immer mehr ältere Menschen durch hohe Mietkosten in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Auch jüngere Menschen sind besorgt: Laut der Shell-Jugendstudie 2024 haben 61 Prozent der jungen Generationen Angst vor Armut.

Die Sorgen, den aktuellen Lebensstandard nicht halten zu können, nehmen auch in der Mittelschicht zu. Dies zeigt der im November veröffentlichte Verteilungsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI). Es ist an der Zeit, den Fokus auf Armut und Armutsgefährdung im Südwesten zu richten. Wie groß ist das Risiko, in Baden-Württemberg in Armut zu geraten, wie viele Menschen sind betroffen und in welchen Regionen ist das Problem besonders ausgeprägt?

Die Armutsgrenze gibt einen Hinweis darauf, ab wann jemand in Deutschland als arm gilt

Um Armut, ihre Risiken und regionale Unterschiede zu verstehen, stellt sich zunächst die Frage: Ab wann gilt man in Deutschland als arm? Die Armutsgrenze bietet eine Orientierung, doch da verschiedene Institute sie unterschiedlich berechnen, liefert sie keine endgültige Antwort, sondern dient eher als Annäherung.

Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) gilt eine Person als armutsgefährdet, wenn ihr Einkommen (Nettoäquivalenzeinkommen) weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens (Medianeinkommen) beträgt. Die Armutsgefährdungsschwelle variiert je nach Anzahl der Haushaltsmitglieder und deren Alter. Im Vorjahr lag dieser Schwellenwert für Alleinlebende bei einem jährlichen Einkommen von 15.765 Euro. Monatlich bedeutet dies, dass jemand als arm gilt, wenn ihm weniger als etwa 1.313 Euro zur Verfügung stehen.

Die Kreisstadt Heidenheim an der Brenz in Baden-Württemberg aus der Luftperspektive.
Die Region Ostwürttemberg, zu der beispielsweise die Stadt Heidenheim an der Brenz (Foto) gehört, zählt laut dem Paritätischem Armutsbericht zu den ärmeren Regionen Baden-Württembergs. © Dennis Straub

Statistiken zur Armutsgefährdung in Baden-Württemberg

Der Paritätische Armutsbericht, veröffentlicht am 26. März des Vorjahres, zeigt die Armutsgefährdung und die Verbreitung von Armut in Baden-Württemberg im Jahr 2022. Zu diesem Zeitpunkt waren 1,5 Millionen Menschen im Bundesland von Armut betroffen, was 13,5 Prozent der Bevölkerung entspricht. Im Vergleich zur bundesweiten Armutsquote von 16,8 Prozent lag Baden-Württemberg damit auf dem zweiten Platz, nur in Bayern war die Quote mit 12,6 Prozent niedriger.

Für das Jahr 2023 berichtet das Sozialministerium von Baden-Württemberg von einem Anstieg im Vergleich zu 2022: 15,4 Prozent der Bevölkerung waren gemessen am Landesmedian armutsgefährdet. Besonders auffällig ist, dass Kinder und Jugendliche in Baden-Württemberg ein überdurchschnittlich hohes Armutsrisiko aufweisen. Im Jahr 2023 waren 18,7 Prozent der unter 18-Jährigen in Baden-Württemberg armutsgefährdet, während die bundesweite Quote bei 14 Prozent lag.

Blick vom Tüllinger Berg über die Kreisstadt Lörrach im Südwesten von Baden-Württemberg.
Auch in der Region Hochrhein-Bodensee, die unter anderem den Landkreis Lörrach umfasst (Foto zeigt die Stadt Lörrach), leben im Baden-Württemberg-Vergleich mehr ärmere Menschen. © IMAGO/Björn Trotzki

Regionale Unterschiede in der Armutsquote in Baden-Württemberg

Der Paritätische Armutsbericht verdeutlicht auch die regionalen Unterschiede in Baden-Württemberg. Im Jahr 2022 stieg die Armut in der Region Ostwürttemberg um 2,3 Prozent am stärksten an, während sie in der Region Donau-Iller um 2 Prozent am deutlichsten zurückging.

  • Rhein-Neckar: 15,2 Prozent
  • Ostwürttemberg: 15,1 Prozent
  • Hochrhein-Bodensee: 15,1 Prozent
  • Südlicher Oberrhein: 14,8 Prozent
  • Schwarzwald-Baar-Heuberg: 14,7 Prozent
  • Mittlerer Oberrhein: 13,6 Prozent
  • Bodensee-Oberschwaben: 13,6 Prozent
  • Heilbronn-Franken: 13 Prozent
  • Nordschwarzwald: 13 Prozent
  • Stuttgart: 12,4 Prozent
  • Neckar-Alb: 12,3 Prozent
  • Donau-Iller: 11,5 Prozent

Am 12. Dezember des Vormonats veröffentlichte der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg eine neue Studie zur Wohnarmut im Bundesland. In der dazugehörigen Pressemitteilung warnte der Verband eindringlich. Berücksichtigt man die Wohnkosten, die viele Stadtbewohner vor große Herausforderungen stellen, fällt die Armutsquote noch höher aus. Nach Abzug der Wohnkosten vom verfügbaren Einkommen fallen in Baden-Württemberg sogar 18,5 Prozent der Bevölkerung unter die Armutsgrenze.

Auch interessant

Kommentare