Für den Zolldeal mit Trump zahlt Europa einen hohen Preis

Wichtigste Errungenschaft des Deals ist: Ein Handelskrieg konnte vermieden werden – zumindest vorübergehend. Die Unternehmen haben endlich mehr Planungssicherheit. Klar ist aber auch: Der Deal ist verglichen mit dem Status Quo vor April und durchschnittlichen Zöllen von 1,5 Prozent eine eindeutige Verschlechterung. 

Die Zölle von 15 Prozent verteuern unsere Exporte, reduzieren unser Wachstum und erschweren allgemein den Handel mit den USA.

Der Welthandel wird belastet

Für unsere Unternehmen führen die Zölle – je nach Marktsituation – wegen gestiegener Preise zu sinkender Nachfrage oder wegen eigener Preissenkungen zu sinkenden Margen. Das belastet die tief in den Welthandel integrierten Volkswirtschaften Bayerns und Deutschlands in besonderem Maße. 

Die USA waren mit knapp 13 Prozent aller Ausfuhren im Jahr 2024 der größte Exportmarkt nicht nur für den Freistaat insgesamt, sondern insbesondere für unsere Exportschlager Pkw und Maschinen.

BIP-Verlust und Exporte werden einbrechen

Das ifo-Institut geht in einer aktuellen Berechnung davon aus, dass die Zölle in Deutschland zu BIP-Verlusten in Höhe von 8,6 Milliarden Euro führen könnten. Die deutschen Exporte in die USA könnten laut ifo-Institut um 16 Prozent einbrechen. 

Zwar würden manche Waren in andere Länder umgeleitet, dennoch dürften die deutschen Exporte insgesamt um etwa 1,4 Prozent zurückgehen. Die Auswirkungen auf Bayern könnten mit Blick auf den hohen Anteil an Exporten in die USA noch einmal stärker ausfallen. Auch die Zusage der EU, Energie, KI-Chips und möglicherweise Rüstungsgüter aus den USA zu beziehen, wird jedenfalls partiell zu Lasten Europas gehen.

Bertram Brossardt war in leitenden Funktionen im bayerischen Wirtschaftsministerium und im Staatsministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie tätig. Seit 2005 ist er Hauptgeschäftsführer von vbw, BayME und VBM. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.

Trotz Zoll-Deal: Der Vertrauensbruch bleibt

Wir haben zwar einen Deal, aber die Handelswelt ist unter Trump eine andere geworden. Bayern lebt vom freien Handel und globalen Märkten, Zölle sind das genaue Gegenteil davon. Es entsteht dadurch auch die Unsicherheit, dass man sich nicht mehr aufeinander verlassen kann. 

Es ist viel Vertrauen verloren gegangen. Protektionismus und Handelsschranken wurden als Druckmittel eingesetzt, das kann wieder passieren – Deal hin oder her. Der globale Handel geht beschädigt daraus hervor. Und insgesamt zeigt sich weltweit, dass geoökonomische Rivalitäten zunehmen.

Jetzt ist die EU gefordert

Fakt ist: die außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind mit den Zöllen noch einmal schwieriger geworden, die Effekte auf die bayerische Wirtschaft sind zu spüren. Aber die EU hat als weltwirtschaftliches Schwergewicht Gestaltungsmacht. 

Die EU muss jetzt möglichst schnell die noch bestehenden Binnenmarkt-Hindernisse zwischen den Mitgliedstaaten abbauen und mit möglichst vielen Staaten und Regionen Partnerschaften und Handelsabkommen schließen, um den Außenhandel unserer Unternehmen zu unterstützen. 

Im Ergebnis wird die EU zwar die Erosion der bisherigen multilateralen Welthandelsordnung nicht aufhalten können. Gleichwohl können die Europäer sich damit innerhalb der instabileren künftigen Weltordnung resilienter aufstellen.

Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.