Kaum vom Original zu unterscheiden: täuschend echte 2-Euro-Münzen im Geldbeutel

  • Im Video oben: Diese 2-Euro-Münze ist bis zu 30.000 Euro wert

Die 2-Euro-Münze mit dem Porträt von Grace Kelly aus dem Fürstentum Monaco zählt zu den bekanntesten und wertvollsten Euro-Gedenkmünzen überhaupt. Originale dieser Ausgabe von 2007 werden auf dem Sammlermarkt teils für mehrere Tausend Euro gehandelt. Jetzt sorgt ein täuschend echtes Imitat für Unruhe: Es zeigt zwar den Zusatz „Copy“ auf der Wertseite, ist aber in Gestaltung und Materialoptik kaum von einer echten Umlaufmünze zu unterscheiden.

„Diese Prägung unterscheidet sich deutlich von den groben Fälschungen, die bislang bekannt waren“, erklärt ein Branchenkenner. Auch von bisherigen Nachahmungen der Grace-Kelly-Münze, die als „Probeprägung“ vermarktet wurden, hebt sich das Stück sichtbar ab. Besonders brisant: Das Imitat zielt offenbar nicht nur auf Sammler ab, sondern ist auch für den täglichen Geldverkehr vorgesehen - mit etwas Patina könnte es durchaus in den Bargeldkreislauf gelangen und dort als echtes Geldstück durchgehen. Der „Copy“-Hinweis wird von Betrügern kurzerhand entfernt oder von Verbrauchern schlicht übersehen.

Perfide Masche: Auch gewöhnliche 2-Euro-Münzen betroffen

Besonders perfide ist, dass sich die Fälscher nicht nur auf seltene Sammlerstücke wie die Grace-Kelly-Münze konzentrieren - sie imitieren zunehmend auch ganz normale 2-Euro-Kursmünzen, etwa aus Estland. Diese Stücke sind millionenfach im Umlauf und unterscheiden sich optisch kaum von anderen regulären Euromünzen. Während eine gefälschte Grace-Kelly-Münze durch ihren hohen Sammlerwert schneller auffallen könnte, würde eine nachgemachte estnische Kursmünze im Alltag vermutlich niemandem auffallen - ein Einfallstor für Falschgeld, das unbemerkt den Weg in Geldbörsen und Kassensysteme findet. Offenbar ist die 2-Euro-Münze für Fälscher aus Fernost lukrativ, weil sie diese Prägungen deutlich unter dem aufgeprägten Wert herstellen können. Und mit den jüngst aufgetauchten Fälschungen wird die Erkennung solcher Imitate künftig noch deutlich schwieriger - insbesondere die Wertseite der gefälschten 2-Euro-Münzen unterscheidet sich kaum noch vom Original.

 

Sebastian Wieschowski ist leidenschaftlicher Münzsammler und Fachmann für Numismatik und Edelmetalle. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.

Bundesbank warnt: „Es handelt sich um Fälschungen“

Auf Anfrage von Focus Online bestätigt eine Sprecherin der Deutschen Bundesbank: „Der Bundesbank sind Fälschungen mit dem Motiv Grace Kelly bereits bekannt, jedoch ohne die Aufschrift ‚Copy‘. Außerdem wurden bereits andere gefälschte 2-Euro-Münzen mit der Aufschrift ‚Copy‘ sichergestellt.“ Und sie stellt klar: „Diese Prägungen werden als Fälschungen eingestuft und unterliegen den rechtlichen Bestimmungen gemäß § 35, § 36 und § 37 des Bundesbankgesetzes (BBankG) sowie § 146 und § 147 des Strafgesetzbuches (StGB).“

Das bedeutet: Auch mit dem Hinweis „Copy“ sind solche Nachahmungen nicht automatisch legal. Entscheidend ist, ob sie in ihrer äußeren Erscheinung dazu geeignet sind, mit echtem Bargeld verwechselt zu werden - und genau das scheint hier der Fall zu sein.

Klar geregelt: Was ist erlaubt, was ist verboten?

Für die juristische Bewertung solcher Nachbildungen verweist die Bundesbank auf die Verordnung (EG) Nr. 2182/2004, die die Herstellung und den Vertrieb von Nachbildungen regelt. Wichtig sei insbesondere, dass Nachahmungen nicht mit echtem Bargeld verwechselt werden können. Ein bloßer „Copy“-Stempel reiche nicht immer aus.

Wer solche Fälschungen herstellt oder in Umlauf bringt, macht sich strafbar. Der Handel - auch auf Online-Plattformen - kann schnell zur rechtlichen Grauzone werden. Und: Wer als Privatperson im Alltag eine solche Münze weitergibt, riskiert, sich ebenfalls strafbar zu machen.

Automaten erkennen die Fälschungen - wie lange noch?

Zwar betont die Bundesbank: „Derartige Fälschungen werden in der Regel von Münzzählautomaten erkannt und aus dem Zahlungsverkehr entfernt. Im Falle dieser Fälschung ist keine besondere Gefährdung des Bargeldkreislaufs festzustellen.“ Doch die Sorge unter Sammlern bleibt: Wenn solch detailgetreue Imitationen erst einmal im Umlauf sind, könnten Nachahmer schnell nachziehen.

Was tun bei Verdacht?

Für Sammler, Händler und auch Banken gibt es klare Handlungsempfehlungen. Die Bundesbank erklärt: „Bei den genannten Münzen handelt es sich um Fälschungen, daher sind diese direkt bei der Polizei oder der Deutschen Bundesbank abzugeben.“ Wer unsicher ist, sollte sich an seine Hausbank wenden - diese leitet verdächtige Münzen an die Experten der Bundesbank weiter.

Sammlerstücke im Fadenkreuz - Vorsicht ist geboten

Die neue Generation der Euro-Fälschungen ist da - und sie ist gefährlich gut gemacht. Die Nachahmung der Grace-Kelly-Münze könnte der Anfang einer neuen Welle an Imitaten sein, die Sammler, Händler und vielleicht bald auch den normalen Zahlungsverkehr herausfordert.

Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.