Kurt-Meisel-Preis für Residenztheater-Schauspieler Moritz von Treuenfels: Bretter im Kopf

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„Reinen Herzens“ spiele Moritz Treuenfels, betonte Laudator Thiemo Strutzenberger. Dafür wurde Treuenfels nun von den Freunden des Residenztheaters mit dem Kurt-Meisel-Preis ausgezeichnet. © Joel Heyd

Die Bühne ist seine Leidenschaft: Moritz von Treuenfels wurde von den Freunden des Residenztheaters München mit dem Kurt-Meisel-Preis geehrt. Auch zwei seiner Kolleginnen dürfen sich freuen.

Man muss kein Genie in Französisch sein, um zu wissen: „Ensemble“ heißt zusammen. Im Münchner Residenztheater geht das Zusammenspiel über das Schauspiel-Ensemble hinaus. Hinter, über, unter, vor der Bühne – alle machen mit, damit hier jeden Abend Schauspielzauber geschieht.

Wie sehr, das spürt, wer am 14. Juli 2024 bei der Kurt-Meisel-Preis-Verleihung dabei war. Alle Jahre wieder ehrt der Förderverein Freunde des Residenztheaters damit herausragende Schauspielerinnen und Schauspieler des Hauses. Sie nennen die Veranstaltung „Jubel-Trubel-Gala“. Und die Entscheidung, wer den Haupt- und die zwei Förderpreise erhält, trifft keine Jury, sondern das Publikum. Was soll man sagen? Die Zuschauerinnen und Zuschauer lagen auch bei der 28. Verleihung wieder goldrichtig: Wie berichtet, geht der Kurt-Meisel-Preis in diesem Jahr an Moritz von Treuenfels.

Bayerns Kulturminister Markus Blume erinnert in einer Videobotschaft daran, dass der Vorjahressieger Robert Dölle kürzlich zum Staatsschauspieler ernannt wurde. Da ist der Weg doch schon vorgezeichnet für Treuenfels, dem die Herzen auch an diesem Vormittag zufliegen. In einer einfühlsamen Laudatio, die zeigt, wie sehr er seinen Kollegen kennt und schätzt, bringt Resi-Akteur Thiemo Strutzenberger auf den Punkt, was das Spiel des 35-Jährigen so besonders macht: „Du spielst reinen Herzens ... Du scheust keine Demütigung, keine Eitelkeit steht dir im Weg.“ Und wie nebenbei gebe er auch noch den Klaviervirtuosen. Tatsächlich ist das eine besondere Stärke des Geehrten, die er im aktuellen Spielplan beispielsweise in Philipp Stölzls fabelhafter Inszenierung von „Andersens Erzählungen“ zeigen darf: Seit seinem siebten Lebensjahr spielt Moritz von Treuenfels Violoncello und Klavier, hat mehrere Preise gewonnen, darunter den Wettbewerb „Jugend musiziert“. Es bereitet ihm sichtlich Freude, die Musik in sein Theaterspiel zu integrieren. Ansonsten sei sie ihm, so erzählt er bei der Jubel-Trubel-Gala im Bühnengespräch mit Moderatorin Lena Kettner, ein Refugium, ein Kraftplatz, fern jeden Leistungsdrucks, jeder öffentlichen Bewertung.

Am 17. Juli 2024 ist Premiere in Bregenz. In Philipp Stölzls Interpretation des „Freischütz“ wird Treuenfels in der Rolle des Samiel durch den Abend führen. Da ist wieder Musik drin. Und wieder ist es ein gemeinsames Projekt mit dem Mann, dem er „so viel zu verdanken“ hat: „Das möchte ich hier einmal betonen. Eigentlich hatte Philipp heute auch kommen wollen, doch wegen Bregenz ging es leider nicht.“

Dafür gibt’s herzerwärmenden Gesang von seiner Kollegin Liliane Amuat („Man könnte ohne den Moritz spielen, doch das hieße ganz schlicht: Verzicht!“) und Jubel des Publikums. Treffender: der vielen, vielen Freunde. „Der Name des Fördervereins freut mich immer so – weil es wahre Freunde sind. Die uns allgegenwärtig begleiten. Danke!“

Immer mit einer Mischung aus Professionalität und Punk: Isabell Antonia Hoeckel.
Professionalität und Punk vereint die Förderpreisträgerin Isabell Antonia Höckel. © Joel Heyd

Diesem Dank schließen sich die beiden Förderpreisträgerinnen an. Auffallend innig auch hier die Laudationen. Die Regisseurin Elsa Sophie Jach versucht „die glasklare Uneindeutigkeit“ von Vassilissa Reznikoff in poetische Worte zu fassen. Die ist sichtlich gerührt: „Ich wusste gar nicht, dass man das, was ich tue, so schön beschreiben kann.“ Und Regisseurin Claudia Bauer feiert Isabell Antonia Höckel für deren „Mischung aus Professionalität und Punk“. 3000 Euro bekommen die jungen Frauen jeweils. Als Scheck. Höckel reicht ihn von der Bühne aus gleich an ihre Mama zum Verwahren weiter und meint charmant: „Vielleicht muss ich mich mal mit dem Schatzmeister hinsetzen, ich weiß nämlich gar nicht, wie man einen Scheck einlöst.“

Doch mehr noch als über das Geld freuen sich die drei Preisträger an diesem Vormittag über die unheimlich warmherzig gestalteten Beiträge ihrer Kolleginnen und Kollegen. Von Lea Ruckpaul bis Vincent zur Linden: Lea Iris Meyer hat mit ihnen allen ein Programm ausbaldowert, das voller Liebe steckt. Und den Zusammenhalt feiert, das Ensemble im Wortsinne. Solche Freunde wünscht man sich.

„Die Krise ist ihr Motor“ sagt Laudatorin Elsa Sophie Jach über Vassilissa Reznikoff.
„Die Krise ist ihr Motor“, sagt Laudatorin Elsa Sophie Jach über Förderpreisträgerin Vassilissa Reznikoff. © Joel Heyd

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