Edin Hasanovic: „Ich kann auch Deutsche ohne Migrationshintergrund“

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„Ich habe dafür gekämpft, auch Deutsche ohne Migrationshintergrund spielen zu dürfen“: Mit Erfolg, längst darf Edin Hasanovic als Schauspieler seine Vielseitigkeit beweisen. © Dix van Nix

Er ist gerade einmal 32, doch Edin Hasanovic ist schon lange im Geschäft, beeindruckte in Produktionen wie „Skylines“ oder „Im Westen nichts Neues“. Ab sofort ist er in der Netflix-Komödie „Spieleabend“ zu sehen, und die nächste Hauptrolle wartet schon – im Frankfurter „Tatort“. Ein Gespräch.

Was hat Sie an Ihrer Rolle in „Spieleabend“ besonders gereizt?

Edin Hasanovic: Mir hat das Drehbuch gefallen, mir hat gefallen, dass da tolle Kollegen dabei sind. Und mir hat meine Rolle gefallen. Alex ist so’n Lieber, ein loyaler Freund, aber ein bisschen einfach im Kopf. Ich spiele gerne Leute, die helfen wollen, aber nicht wissen, wie.

Sie sitzen nicht in der titelgebenden Runde aus Spielerinnen und Spielern, sondern sind immer
draußen vor der Tür – buchstäblich...

Hasanovic: Ich mochte das. Ich war gerne alleine im Garten und an der frischen Luft. (Lacht.) Ich hatte viele Nachtdrehs, die ich sowieso liebe, weil da die Konzentration eine andere ist. Aber wir haben auch alle zusammen gedreht, im Zoo, das war einer der lustigsten Drehtage überhaupt. Wir haben Tränen gelacht und es gab viele Outtakes.

Edin Hasanovic, Dennis Mojen
Gut befreundet: Alex (Edin Hasanovic, li.) tut alles, um seinem Buddy Jan (Dennis Mojen) aus der Patsche zu helfen. © Sasha Ostrov/Netflix

So ein Spieleabend kann – wie hier – Anlass für einen heftigen Streit zwischen den Teilnehmenden sein. Haben Sie so etwas schon mal real erlebt?

Hasanovic: Zum Glück noch nicht. Dabei erlebe ich Spieleabende sehr oft, weil ich selbst welche ausrichte. Ich bin ein Spiele-Nerd, ich habe, wenn ich so auf das letzte halbe Jahr zurückblicke, bestimmt einmal wöchentlich gespielt. Aber der einzige Stress besteht darin, die Leute zu überreden mitzumachen.

Was sind das für Spiele?

Hasanovic: „Trivial Pursuit“, „Phase 10“, „The Mind“, „Activity“...

Können Sie gut verlieren?

Hasanovic: Ja, ich kann gut verlieren, aber ich musste lernen, das Spielen als solches nicht so ernst zu nehmen. Mir war immer wichtig, dass sich jeder strikt an die Regeln hält. Auch mal fünfe gerade sein zu lassen, das konnte ich am Anfang nicht so.

Ihr Lieblingsspiel?

Hasanovic: Da gibt es gerade einige. Ich spiele gern „Ligretto“, das ist ein Kartenspiel, das auch viel in Kneipen gespielt wird. Das geht schnell, man spielt gleichzeitig.

Sie wurden früher häufig in der Rolle des gewalttätigen Jugendlichen mit Migrationshintergrund besetzt. Werden Sie für solche Rollen nicht mehr angefragt oder müssen Sie immer noch sagen: Nee, nicht schon wieder?

Hasanovic: Nein, ich werde seit Jahren nicht mehr dafür angefragt. Als Jugendlicher, 2011, in meiner ersten Kinohauptrolle, „Schuld sind immer die anderen“, habe ich das wohl ganz ordentlich gemacht. Es gab Nominierungen und Preise, und da dachten die Verantwortlichen wohl: Hey, das hat funktioniert, also fragen wir ihn noch mal an. Aber das ist lange her, das war nur eine Phase.

Sie würden also nicht mehr so gerne einen, sagen wir, Gangsterboss spielen?

Hasanovic: Ich verstehe meine Arbeit so, dass ich nicht Vertreter bestimmter Berufe spiele, sondern Menschen. Und da gibt es selten nur schwarz oder nur weiß, nur gut oder nur böse. Ich finde die Widersprüche immer spannend. Und wenn das ein Gangsterboss wäre, der eine weiche Seite hat und auch mal weint, fände ich das eine attraktive Rolle.

Lassen Sie uns zum „Tatort“ kommen. Gibt’s schon Details zu Ihrer Rolle?

Hasanovic: Es gibt tatsächlich noch nicht viel zu sagen. Ich spiele mit meiner Kollegin Melika Foroutan, Schauplatz ist Frankfurt am Main und der Fokus liegt bei unserer Arbeit auf Cold Cases.

Es gibt noch keine Namen?

Hasanovic: Edin Hasanovic, Melika Foroutan? Das sind die Namen, die ich Ihnen sagen kann.

Ich meinte eigentlich Rollennamen...

Hasanovic: Nein, die gibt es noch nicht.

Ein Kommissar mit Migrationshintergrund?

Hasanovic: Könnte doch auch sein, dass ich im „Tatort“ einen Thomas Müller spiele.

Das ist ja genau die Frage. Wie sehen die Autoren Sie?

Hasanovic: Wie mich die Autoren sehen, ist die eine Sache. Ich habe da ein Mitspracherecht. Ich habe jahrelang dafür gekämpft, dass jemand mit meinem Nachnamen in diesem Land auch Deutsche ohne Migrationshintergrund spielen kann. Und weil wir beide uns davon emanzipiert haben, haben Melika und ich gemeinsam entschieden, dass sie eine Kommissarin mit iranischen Wurzeln spielt und ich einen Kommissar mit bosnischen Wurzeln. Damit wir noch spannendere Geschichten erzählen können.

Viele Ihrer Kolleginnen und Kollegen spielen „Tatort“-Kommissare über Jahre. Haben Sie für sich schon entschieden, wie lange Sie das machen? Nicht mehr als zehn Folgen vielleicht?

Hasanovic: Nein. Solange es interessante Fälle zu lösen gibt und es uns Spaß macht, machen wir das.

Melika Foroutan Edin Hasanovic
Gemeinsam mit Melika Foroutan löst Edin Hasanovic bald „Cold Cases“ im „Tatort“. © Jakob Fliedner

Manche fürchten, auf die Rolle festgelegt zu werden, und nichts anderes mehr zu spielen zu bekommen.

Hasanovic: Ich könnte mir vorstellen, dass man, wenn man mit dem „Tatort“ anfängt und es zehn Jahre macht, Schwierigkeiten hat, andere Rollen zu kriegen. Aber mit 20 Jahren Berufserfahrung, wie ich sie habe, passiert das hoffentlich nicht.

Über den Film „Spieleabend“

Es ist Liebe auf den ersten Blick zwischen Fotografin Pia Janina Uhse) und Jan (Dennis Mojen), der einen kleinen Fahrradladen hat. Ein Paar auf Wolke sieben, bis Pia ihren neuen Freund zu einem Spieleabend mitnimmt. Dort will Jan einen guten Eindruck hinterlassen, doch von Anfang an geht einiges schief. Als auch noch ein Überraschungsgast auftaucht, eskaliert die Situation endgültig. In weiteren Rollen sind unter anderen Anna Maria Mühe, Stephan Luca und Axel Stein zu sehen.

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