Residenztheater-Schauspieler Moritz von Treuenfels in der ZDF-Reihe „Familie Anders“
Residenztheater-Schauspieler Moritz von Treuenfels spielt wieder den Therapeuten in der ZDF-Reihe „Familie Anders“. Ein Treffen mit ihm im Theater in München.
Er ist der Toby Darling in „Das Vermächtnis“, arrogant und geltungssüchtig. Er ist Märchendichter Hans Christian in „Andersens Erzählungen“, ungelenk, fabulierend, von Sehnsucht verzehrt. Er ist Fabian Anders in den neuen Folgen von „Familie Anders“, die ab 7. April 2024, 20.15 Uhr, im ZDF laufen, einfühlsam, gutmütig, empathisch. Egal, ob in Theater oder Film: Jedes Mal sieht man einen anderen Moritz von Treuenfels. Gütesiegel: echte Schauspielkunst.
Neugierige Menschen fragen sich dann natürlich: Wie ist dieser Moritz von Treuenfels im echten Leben? Ein Treffen zum Gespräch im Münchner Residenztheater. Hier spielt der 35-Jährige seit der Saison 2020/2021 als festes Ensemblemitglied. Sein Ideal: In dem magischen Moment, in dem sich der Vorhang lüftet, sollen die Zuschauer nicht denken: Ah, das ist ja der Moritz Treuenfels. „Sondern sie sollen denken: Oh, der Andersen, ich habe das Gefühl, ihn zu verstehen. Oder: der Toby Darling, dieser Egoist!“ Das sei ja das Unwiderstehliche am analogen Schauspiel. Dass man hier noch viel weiter gehen könne als in den meisten Film- und Fernsehproduktionen. „Ich suche das, sehr unterschiedliche Figuren zu formen oder zu finden. Ich kann verstehen, dass Menschen ins Konzert oder ins Theater gehen, um eine bestimmte Person zu sehen, aber es ist überhaupt nicht meins. Ich finde, es geht in der Welt immer mehr um Selbstdarstellung. Ich möchte aber nicht eine Marke von mir bilden, sondern mich immer wieder selbst herausfordern und überraschen.“

2019 hat er jemanden gefunden, dem es genauso geht. Damals war Treuenfels Ensemblemitglied am Theater Basel. Und spielte erstmals in „Andersens Erzählungen“ in der Inszenierung von Philipp Stölzl, die seit November auch in München läuft, Vorstellung für Vorstellung ausverkauft und mit Standing Ovations bejubelt. Regie-Zauberer Stölzl und Schauspiel-Enthusiast Treuenfels arbeiten seither immer wieder zusammen. In der Verfilmung von Stefan Zweigs „Schachnovelle“, im „Vermächtnis“ und in diesem Sommer in Stölzls „Freischütz“-Inszenierung bei den Bregenzer Festspielen. Treuenfels wird darin in der Rolle des Samiel durch den Abend führen. Wie so oft schauspielend und musizierend. Denn er, der als drittes von fünf Kindern im schleswig-holsteinischen Eutin aufgewachsen ist, war schon immer sehr musikalisch. Seit seinem siebten Lebensjahr spielt er Violoncello und Klavier, hat mehrere Preise gewonnen, darunter den Wettbewerb „Jugend musiziert“. Und wenn man ihn in Anlehnung an seine Rolle des Therapeuten in der ZDF-Reihe „Familie Anders“ fragt, was die bessere Therapie sei – Musik oder Schauspiel –, dann platzt es aus ihm heraus: „Für mich auf jeden Fall die Musik. Theater hat für mich überhaupt nichts Therapeutisches.“ Lachend: „Im Gegenteil!“

Wenn er sich richtig reingräbt in eine Rolle, sei das mitunter eher Konfrontationstherapie, meint er schmunzelnd. Aber Musik, das sei sein „Refugium“, in das er sich jederzeit zurückziehen kann. „Musik gibt einem die Möglichkeit zur Begegnung mit sich selbst. Ich treffe oft Menschen, bei denen ich denke: Die drücken so viel weg, da ist so viel Aufgestautes. Übrigens ist das ein Grund, warum ich Schauspieler geworden bin – weil ich denke: Das muss alles raus.“ Auch die großen Gefühle. Wenn andere Angst haben, etwas könne kitschig wirken, lässt Treuenfels den Emotionen freien Lauf. Und freut sich über kreative Sparringspartner wie Philipp Stölzl, die ticken wie er. „Philipp sucht und findet die Schönheit auch in ㈠gewissen Abgründen und Traurigkeiten. Er ist ein irrer Workaholic und ich liebe das auch sehr, in diesen Arbeitswahn zu kommen – dass man immer weiter sucht und die Dinge immer weiter hinterfragt.“ Und wenn sie einen künstlichen Mond über der Seebühne in Bregenz schweben haben möchten, der im Wasser schimmert, dann organisieren sie diesen Mond. Einen Riesenmond. Rund und groß und gar nicht kitschig. Als Treuenfels davon erzählt, strahlt er voll schönster kindlicher Vorfreude. „Das Bühnenbild wird so großartig werden. Das wird ein Riesenspektakel! Vor 7000 Menschen jeden Abend bei untergehender Sonne. Manchmal kann man einfach nur dankbar sein.“