„Richtig, richtig feige“: Grüne Jugend zerlegt sich in Video-Schalte selbst – Ärger jetzt auch in Bayern

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Katharina Stolla (l.) und Svenja Appuhn gehen als Vorsitzende der Grüne Jugend mit einem Knall. Ricarda Langs Rücktritt aus der Grünen-Spitze war Auslöser. © dpa (2) / Fabian Sommer / Kay Nietfeld

Das Chaos bei der Grünen Jugend greift weiter um sich. Nun sind Details aus einer Video-Konferenz mit dem scheidenden Vorstand aufgetaucht. In Bayern knallt es derweil auch.

München – Die Grünen und ihre Jugendorganisation kommen nicht zur Ruhe. Am späten Mittwochabend wurde bekannt, dass der Bundesvorstand der Grünen Jugend aus Protest gegen den Kurs der Grünen komplett aus der Partei austreten und eine neue linke Jugendorganisation gründen will. Der Knall bei der Klima-Jugend erfolgte unmittelbar nach dem plötzlichen Rückzug der Grünen-Spitze um Ricarda Lang und Omid Nouripour. Doch innerhalb der Basis brodelt es – das wurde nun in einer Video-Schalte zwischen den Noch-Vorsitzenden der Jugendorganisation und den gut 400 zugeschalteten Mitgliedern deutlich. Die Vorwürfe reichen bis ins Persönliche. Und nun auch noch das: Nach dem Bundesvorstand hat nun auch der gesamte Landesvorstand der Jugendorganisation in Bayern seinen Austritt bekanntgegeben.

Rücktritt in der Grünen Jugend: Video-Schalte mit Noch-Vorsitzenden eskaliert – „Geht mit Gott, aber geht!“

In der Zoom-Konferenz mit Katharina Stolla und Magdalena Schulz teilten die Mitglieder der Klima-Jugend aus. „Wir sind alle unzufrieden mit dem, was die grüne Partei macht. Dass sie aus der Partei austreten, finde ich feige und finde ich blöd, dass Ihr auf eure Medientour geht“, zitiert Bild ein Mitglied aus der Konferenz. Und weiter: „Einfach richtig, richtig feige und ich finde das richtig, richtig blöd von euch. Und ich bin extrem enttäuscht.“ Ein anderes Mitglied sagte: „Geht mit Gott, aber geht!“ Bereits unmittelbar nach Bekanntwerden der Rücktritte in der Grünen Jugend gab es deutliche Reaktionen.

Unter den Mitgliedern waren auch einzelne, die Plakate mit „Shame shame shame“ in die Kamera hielten. Ein Mitglied zitiert Bild mit den Worten: „Ich erwarte, dass ihr euch nicht mehr öffentlich äußert. Wenn ich mir die mediale Berichterstattung heute angucke, hattet ihr die Möglichkeit, euren Standpunkt klarzumachen. Und ich finde nicht, dass ihr die Aufmerksamkeit, die euch geschenkt wird, weil ihr Grüne-Jugend-Ämter, innehabt, dafür nutzen könnt, den Grünen massiv zu schaden.“ Der Noch-Vorstand versuchte derweil trotz der hitzigen Stimmung, um Verständnis für den radikalen Schritt zu werben.

Chaos auch in Bayern: Gesamter Landesvorstand der Grünen Jugend gibt Austritt bekannt

Unterdessen hat nach dem Bundesvorstand der Grünen Jugend nun auch der gesamte Landesvorstand der Jugendorganisation in Bayern seinen Austritt bekanntgegeben. Laut der bayerischen Landesvorsitzenden der Grünen, Eva Lettenbauer, wollen alle acht Vorstandsmitglieder die Jugendorganisation verlassen, wie sie mitteilte.

„Die Grüne Jugend ist und bleibt jedoch unser kritischer und meinungsstarker Jugendverband“, betonte Lettenbauer. Bis zur planmäßigen Neuwahl des Vorstands Ende November werde der Vorstand laut Lettenbauer die organisatorischen Geschäfte weiterführen. „Es gibt bereits viele junge Menschen, die motiviert sind, weiterhin in der Grünen Jugend aktiv zu sein“, fügte Lettenbauer hinzu.

Nach Rücktritten in der Grünen Jugend: Brisanter Bundeskongress vom 18. bis 20. Oktober

Am späten Mittwochabend wurde bekannt, dass der Bundesvorstand der Grünen Jugend aus Protest gegen den Kurs der Grünen komplett aus der Partei austreten und eine neue linke Jugendorganisation gründen will. Der Vorstand werde bis zum Bundeskongress der Grünen Jugend, der vom 18. bis 20. Oktober in Leipzig stattfindet, seine Amtsgeschäfte gewissenhaft zu Ende führen. Die Wahl des neuen Bundesvorstands will man ermöglichen und anschließend aus der Grünen Jugend austreten, hieß es in einem Schreiben an die Partei- und Fraktionsführung. Eine Grünen-Größe keilte heftig gegen die Pläne der Grünen Jugend und bezeichnete sie als „nicht realitätstauglich“.

Zuvor hatte der gesamte Parteivorstand, angeführt von den Co-Vorsitzenden Omid Nouripour und Ricarda Lang, seinen Rücktritt für Mitte November angekündigt. Auf dem Bundesparteitag in Wiesbaden soll ein neuer Vorstand gewählt werden, der die Grünen in den Bundestagswahlkampf führen soll. Dieser Schritt sei eine Reaktion auf die jüngsten Wahlniederlagen der Grünen. „Es braucht einen Neustart“, sagte Nouripour in Berlin.

Auch interessant

Kommentare