Blackout in Spanien – wegen zu vieler erneuerbarer Energien?

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Spanien rätselt über einen großflächigen Stromausfall. Lag hier Sabotage vor? Oder geht es vielmehr um erneuerbare Energien?

Madrid – Mega-Blackout in Spanien: Ende April (28. Februar) fiel die Last des spanischen Stromnetzes schlagartig ab. Rund 60 Prozent des Verbrauchs konnten nicht mehr bedient werden. Das Resultat: Die Bürger blieben stundenlang ohne Strom. Das Leben auf der iberischen Halbinsel war so gut wie gelähmt. Inmitten all der Unklarheit tauchen die ersten Theorien auf. Könnten erneuerbare Energien etwas damit zu tun haben?

Stromausfall in Spanien – „Sehr wahrscheinlich“ ist Photovoltaik verantwortlich

Derzeit kursieren einige Theorien darüber, was genau in Spanien passiert ist. Eine Untersuchung, die Klarheit bringen soll, hat gerade erst begonnen, konnte jedoch noch keine Ergebnisse liefern. Zwar schloss der Energieanbieter Red Eléctrica (REE) einen Cyberangriff aus, aber auch das ist noch Gegenstand von Untersuchungen. Laut dem Betriebsdirektor Eduardo Prieto seien innerhalb von nicht einmal zwei Sekunden zwei Ereignisse einer „Abschaltung der Stromerzeugung“ erfolgt.

Ein Bus in Barcelona während des Stromausfalls.
Ein Bus in Barcelona während des Stromausfalls (Symbolfoto). Spanien rätselt über einen großflächigen Stromausfall. Lag hier Sabotage vor? Oder geht es vielmehr um erneuerbare Energien? © IMAGO / Europa Press

Den ersten habe das System noch verkraftet, den zweiten Vorfall nicht. Der Ausfall sei im Südwesten Spaniens erfolgt. Es sei „sehr wahrscheinlich“, dass es sich um Strom aus Solaranlagen handelte, zitierte die Frankfurter Allgemeine Zeitung Prieto. Die betroffene Region Extremadura sei bekannt für den enormen Ausbau erneuerbarer Energien. Auch in Portugal und Teilen Frankreichs kam es zu Ausfällen.

Vorreiter für erneuerbare Energien – Photovoltaik als Stromausfall-Auslöser

Spanien ist allgemein stark aufgestellt, was die erneuerbaren Energien angeht. Laut dem staatlichen Energiekonzern Red Eléctrica hat Photovoltaik derzeit eine Gesamtkapazität von über 32.000 Megawatt und hat auch die Kapazität der Windkraft überholt. „Solar-Photovoltaik repräsentiert rund 25 Prozent von Spaniens insgesamt installierter Energiekapazität“, erklärt Red Eléctrica in einer Pressemeldung Anfang Februar 2025.

Erneuerbare Energien hätten 2024 etwa 66 Prozent der installierten Energiekapazität ausgemacht. Für die Klimaziele des Landes und der EU ist das eine gute Nachricht, allerdings bringt das auch Nachteile mit sich – und zwar erhebliche. Die Internationale Energieagentur (IEA) weist hier auf ein besonderes Problemfeld hin: Im Gegensatz zu anderen Gütern wie Kohle, Öl und Erdgas ist der Handel und Transport von Strom zwischen Ländern relativ eingeschränkt. Er erfordert eine direkte, grenzüberschreitende Interkonnektivität.

Netzausbau hinkt hinterher – Engpässe bei Stromtrassen könnten für Blackout sorgen

Genau das hatte Spanien allerdings lange vernachlässigt. „Während die erneuerbaren Energien sich in Europa ausbreiten, steigt der Bedarf für Netz- und Lagerausbau“, schrieb die New York Times dazu. Im Laufe der letzten 15 Jahre hätten die Investitionen in die Stromnetze längst nicht dieselben Ausmaße wie die in alternative Energien erreicht.

Für Spanien und Portugal sei das besonders riskant, weil sie als eine Art Energie-Insel gelten. Zwar ist Spanien über Stromtrassen mit Frankreich verbunden, allerdings haben diese längst nicht dieselbe Kapazität wie beispielsweise die Verbindungen zwischen Deutschland und seinen Nachbarn. Portugal wiederum ist von Spanien abhängig. Deutschland etwa kann, wenn die erneuerbaren Energieträger im Norden zu viel Strom produzieren, die Ungleichheiten in Kooperation mit den Nachbarländern abbauen.

Von Dunkelflaute und Blackout – Europa treibt erneuerbare Energien voran

Das grundlegende Problem dabei ist die Funktionsweise von erneuerbaren Energien. Die Sonne oder den Wind können Kraftwerksbetreiber schlecht abstellen, wenn die produzierte Strommenge zu hoch ist. An langen sonnigen Tagen kann es etwa vorkommen, dass zu viel Strom ins Netz fließt, was wiederum die Stabilität gefährdet. Einen ähnlichen Effekt haben stürmische Tage in Norddeutschland.

Auf der anderen Seite kann es ebenso passieren, dass an kurzen, dunklen Tagen im Winter oder an solchen ohne viel Wind das Gegenteil passiert: Es gibt zu wenig Strom. An den Strombörsen kann es dabei kurzfristig zu massiven Preissteigerungen kommen. Allerdings gibt die Bundesnetzagentur Entwarnung: Das würde nicht zwangsläufig zu höheren Strompreisen für Haushalte führen.

Weil der deutsche Strommarkt in den europäischen Strommarkt integriert ist, kann die Bundesrepublik bei Bedarf Strom aus Ländern importieren, in denen er gerade günstiger ist. Außerdem können sich die Staaten gegenseitig unterstützen.

Photovoltaik-Probleme in Deutschland unwahrscheinlich – „Stromversorgung ist stabil“

Darum ist die Bundesnetzagentur schlussendlich der Ansicht, dass ein großflächiger Ausfall in Deutschland – vor allem in den jetzt in Spanien betrachteten Dimensionen – unwahrscheinlich ist. „Die Stromversorgung ist stabil“, zitierte die FAZ die Behörde. „Das elektrische Energieversorgungssystem ist redundant ausgelegt und verfügt über zahlreiche Sicherungsmechanismen.“

Das soll bedeuten, dass es immer eine neue Leitung gibt, die einspringen kann, sollte eine andere ausfallen. Darüber hinaus bilden sogenannte Reservekraftwerke den letzten Sicherheitsriegel. Sie können einspringen, wenn unvorhergesehene Ereignisse (etwa ein Unfall, der mehrere große Kraftwerke lahmlegt) eintreten. Diese Kapazitätsreserve springt ein, wenn das Angebot an der Strombörse nicht ausreichen sollte, um die gesamte Stromnachfrage zu decken.

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