Ärger ist groß: Glasfaser-Ausbau verläuft chaotisch - „Gar nicht mehr so scharf drauf“
Der Glasfaserausbau in Iffeldorf, Seeshaupt, Habach, Antdorf und Sindelsdorf läuft alles andere als rund. Während in der Osterseengemeinde die Bauarbeiten stocken, haben sie in den anderen Kommunen noch nicht einmal begonnen. Wann das sein wird und bis wann die Bauarbeiten abgeschlossen sind, steht in den Sternen. Nun steht ein Krisengespräch an.
Der Antdorfer Bürgermeister war es, der in der Bürgerversammlung vor einigen Tagen seinem Ärger Luft machte. „Wer glaubt, dass das schnell kommt, den muss ich enttäuschen“, sagte Klaus Kostalek in Bezug auf den eigentlich für heuer geplanten Glasfaserausbau. „Da kommt die nächsten zwei Jahre keiner.“ Nach Rücksprache mit der Telekom habe er erfahren, dass es derzeit kein Tiefbauunternehmen für die Arbeiten gebe. In Iffeldorf, wo eine Tiefbaufirma im Auftrag der Telekom bereits im vergangenen Jahr mit den Erdarbeiten begonnen hatte, ruhten die Arbeiten derzeit.
In Iffeldorf laufen Arbeiten alles andere als rund
Der dortige Bürgermeister Hans Lang bestätigt auf Nachfrage, dass die Bauarbeiten zum Verlegen der Glasfaserleitungen alles andere als rund liefen. Ganz eingestellt worden seien sie zwar nicht. Denn es gebe durchaus Tage, an denen die Firma vor Ort sei und gearbeitet werde.
„Das ist ein ganz komischer Zustand“, sagt Lang, der in den vergangenen Wochen immer wieder Kritik an der Arbeitsweise der Firma geäußert hatte; unter anderem an der schlampigen Arbeitsweise ihrer Mitarbeiter oder daran, dass es in der Vergangenheit oft keinen deutschsprachigen Ansprechpartner vor Ort gegeben habe. Das habe die Kommunikation zwischen der Firma, der Gemeinde und den Hausbesitzern erschwert. Angesichts dieser Situation „steht es im Raum, dass der Bau eingestellt wird“.
Was den Stand der Bauarbeiten betrifft, so seien bisher lediglich in Untereurach sowie im Gewerbegebiet an der Seeshaupter Straße Straßen für die Verlegung der Glasfaserleitungen aufgegraben worden. „Sonst nichts.“ Und dort habe die Firma mitunter so schlecht gearbeitet, dass „nachgebessert werden muss“.
Abschluss zum Jahresende wird nicht gelingen
Beispielsweise seien Rohre nicht durchgängig verlegt worden. „Das heißt, man bringt Glasfaser nicht in die Häuser.“ Außerdem sei die Asphaltdecke von Straßen nach dem Verlegen nicht mehr ordentlich hergerichtet worden. Eigentlich hätte die Maßnahme in Iffeldorf zum Jahresende abgeschlossen sein sollen. Doch das werde „auf keinen Fall“ gelingen. Und in Seeshaupt, wo die Straßenbauarbeiten für den Glasfaserausbau eigentlich ebenfalls schon hätten beginnen sollen, „ist noch kein Meter gebaut“, weiß Lang.
Kritik kommt auch aus den drei anderen Kommunen. Alle fünf hatten sich Ende 2022 in einer gemeinsamen Erklärung dafür ausgesprochen, den Glasfaserausbau in ihren Gemeinden der Telekom zu übertragen. Bis dahin hatte es mit der Firma Avacomm einen zweiten Bewerber gegeben, der den Ausbau eigenwirtschaftlich durchführen wollte (wir berichteten). Während der Antdorfer Bürgermeister Klaus Kostalek in der Bürgerversammlung unkte, er werde den Glasfaserausbau in seiner Gemeinde in seiner Amtszeit als Bürgermeister nicht mehr erleben., gehen auch seine beiden Amtskollegen in Sindelsdorf und Habach nicht davon aus, das heuer auch nur eine Straße aufgegraben wird.
In Sindelsdorf wird heuer wohl nichts mehr passieren
In seinem Ort hätten die Bauarbeiten eigentlich bereits im vergangenen Jahr beginnen sollen, sagt der Sindelsdorfer Bürgermeister Andreas Obermaier. Doch passiert sei bis dato nichts. „Das wird sicher auch heuer nichts mehr.“ Er vermutet, der Grund für den verzögerten Baubeginn in Sindelsdorf könnte darin bestehen, dass das Interesse der Hausbesitzer an einem Glasfaseranschluss nicht so hoch sei, wie von der Telekom gedacht. „Die Resonanz ist gut, aber nicht sehr gut.“ Die meisten, die einen Glasfaseranschluss wollten, würden sich an der Verzögerung nicht weiter stören.
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Es gebe aber auch einige, die dringend auf ihren Anschluss warten würden; etwa aus beruflichen Gründen oder, weil sie gerade ein neues Haus bauen und kein Kupferkabel mehr verlegen wollen. Leider habe man von gemeindlicher Seite „keinerlei Chance da Druck auszuüben“ – eine Aussage, die Kostalek in der Bügerversammlung ähnlich geäußert hatte.
„Gar nicht mehr so scharf drauf“
In dieser Versammlung hatte der Antdorfer Rathauschef auch gesagt, dass man angesichts des vielen Negativen, was man aus Iffeldorf von der Arbeitsweise der beauftragten Firma so gehört habe, vielleicht „gar nicht so scharf drauf sein“ müsse, dass die Arbeiten beginnen. Über diese schlechte Arbeitsweise ist auch der Habacher Bürgermeister Michael Strobl informiert. In seiner Kommune hätte der Ausbau heuer beginnen sollen. Doch bis es soweit ist „wird es noch einige Zeit dauern“, vermutet er.
Wie es nun weitergeht, das soll bei einer Videokonferenz mit Vertretern der Telekom besprochen werden. Diese sei für den heutigen Freitag angesetzt, so Lang. Auch seine Bürgermeisterkollegen aus den anderen vier betroffenen Gemeinden seien dazu eingeladen.
Für Iffeldorf sei es wichtig, dass die Bauarbeiten weitergehen, denn: „Wir haben gewisse Abhängigkeiten.“ Beispielsweise müsse die Straße der Hofmark dringend saniert werden. Doch dafür müssten erst einmal die Glasfaserkabel verlegt werden. Denn die Straße zweimal aufgraben wolle man nicht. Auch in Antdorf soll die Sanierung von Straßen mit den Bauarbeiten zum Glasfaserausbau verbunden werden, so Kostalek.