Als der Krieg mit voller Brutalität zuschlug: Stadt erinnert an Bombenangriff
Am Donnerstag jährt sich der Luftangriff auf Olching im Zweiten Weltkrieg zum 80. Mal. 22 Menschen verloren damals ihr Leben.
Olching – Die Stadt erinnert um 12.50 Uhr, zu der Zeit, als die Bomben fielen, mit einer Schweigeminute am Nöscherplatz an die schrecklichen Szenen von damals.
Es war in den Mittagsstunden des 22. Februar 1944, als der Krieg in seiner ganzen Brutalität über Olching hereinbrach. Fliegeralarm. Die rund 5500 Bewohner der Stadt waren die Sirenen gewohnt, sie heulten zu jeder Tages- und Nachtzeit. Das Fatale: „Die Bewohner gingen davon aus, dass Olching auch an diesem Tag kein lohnenswertes Ziel für einen Luftangriff war“, erklärt Stadtarchivarin Angelika Steer. Und diese Einschätzung sei wohl gar nicht so falsch gewesen. Denn eigentlich sollte an diesem Februartag wohl wichtige Infrastruktur zerstört werden.
Das jüngste Opferwar zwei Jahre alt
Doch es wäre sowieso sehr wenig Zeit gewesen, sich noch rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Zwischen Alarmierung und Aufprall der tödlichen Fracht lagen nur wenige Minuten. 27 feindliche Flieger waren in der Luft, sie kamen aus nordwestlicher Richtung. Sie warfen 300 Spreng- und Brandbomben ab. Es war wohl eine Notentladung. Ursprünglich sei offenbar geplant gewesen, die nahe gelegene Bahnlinie München-Augsburg zu zerstören.

Dafür spricht, dass der Großteil der Bomben im Fabriker Hölzl landete – also in den Amperauen. Ein Drittel erreichte den Ort. Die Folgen waren dennoch verheerend: 22 Menschen verloren ihr Leben. Darunter drei Männer, zehn Frauen und sieben Kinder, das jüngste gerade einmal zwei Jahre alt, außerdem die beiden Zwangsarbeiter Vasil Pasta und Michalina Zisbowska, die einen 14-jährigen Sohn hinterließ. 16 Menschen wurden schwer, knapp 40 weitere leicht verletzt. Elf Gebäude wurden total zerstört, zwölf schwer und 35 leicht beschädigt. Rund 140 Menschen waren ohne Dach über dem Kopf. Die Pfarrkirche hatte in der Apsis einen langen Riss.
Die Stadt stand unter Schock. Pfarrer Georg Handwerker (1902 - 1975) war einer der ersten Helfer vor Ort. „Als wir Seelsorger uns auf den Weg machten, um den Verletzten, Sterbenden und Gestorbenen beizustehen, rannte eine Frau an uns vorüber, die es gar nicht bemerkt hatte, dass ihr ein Bombensplitter einen Finger der rechten Hand wegrasiert hatte“, berichtete er. Das Zitat ist in der Stadtchronik von Tobias Weger und Werner Dreher nachzulesen, die auf dem neuesten Stand ist.
Provisorisches Notaufnahmelager
Hier wird außerdem berichtet, dass das Rote Kreuz für die Verletzten in der Mädchenschule ein provisorisches Notaufnahmelager einrichtete. Sieben Helferinnen waren Olchings Arzt Dr. Korbinian Rothwinkler zugeteilt. Darunter befand sich die spätere Ehrenbürgerin Käthe Zeitler, die zum Zeitpunkt des Angriffs einen Vortrag in Germering hielt. Eine der Helferinnen war unter den Todesopfern.
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Innerhalb von kürzester Zeit nahmen die Bergungstrupps ihre Arbeit auf. Die Olchinger und die Fürstenfeldbrucker Feuerwehr löschten mit Unterstützern die lodernden Flammen.
Telefonnetz war tot
Das Telefonnetz war tot. Trotzdem wurde es bewerkstelligt, dass die Schwerverletzten in die Klinik nach Fürstenfeldbruck gebracht werden konnten. Im schwer getroffenen Klostergebäude waren 27 Kinder im Zuge der Kinderlandverschickung untergebracht. Sie hatten einen riesigen Schutzengel. Nur ein Mädchen wurde leicht verletzt.
Frieden kehrte noch lange nicht ein. In den Tagen danach heulte immer wieder die Sirene. Rund um die Stadt fanden schwere Kämpfe in der Luft statt. Laut Stadtarchiv inszenierte die örtliche NSDAP eine medienwirksame Totenfeier. Am 27. Februar trugen rund 3000 Olchinger ihre Toten zu Grabe. Schlimm war es ebenso für die Männer, die von der Front zurückkehrten und kein Zuhause und keine Angehörigen mehr hatten.
Das schreckliche Kapitel der Stadtgeschichte soll nicht vergessen werden. Deshalb findet am Donnerstag, 22. Februar, um 12.50 Uhr eine Kranzniederlegung und eine Schweigeminute statt. Alle Olchinger sind eingeladen.
Die Chronik der Stadt kann man im Rathaus für 49 Euro erwerben.
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