Tierschutzskandal in Bad Grönenbach: Milchwerk Bad Wörishofen zieht Konsequenzen

  1. Startseite
  2. Bayern
  3. Augsburg & Schwaben
  4. Kreisbote Allgäu

Kommentare

Erneut ist ein Milchviehbetrieb ins Visier der Ermittler geraten. Kürzlich fand eine groß angelegte Durchsuchungsaktion im Unterallgäu statt. © AOV

Das Milchwerk Bad Wörishofen und seine belgische Schwestergesellschaft Vache Bleue SA haben laut eigener Aussage gemeinsam beschlossen, keine Milch mehr von dem Betrieb in Bad Grönenbach anzunehmen und zu verarbeiten, der von einer Anzeige der Tierschutzorganisation Soko Tierschutz betroffen ist.

Bad Grönenbach/Bad Wörishofen – „Nach genauer Auswertung der veröffentlichten Bilder hat das Milchwerk gemeinsam mit seiner belgischen Schwestergesellschaft diese Entscheidung getroffen, obwohl die zuständige Staatsanwaltschaft bislang keine Anklage erhoben hat. Der Schutz des Tierwohls ist für das Milchwerk von zentraler Bedeutung“, heißt es in einer Mitteilung, die auf der Webseite des Unternehmens veröffentlich wurde. Die Milch dieses Betriebs werde vom Milchwerk nicht weiterverarbeitet, bis die Authentizität der veröffentlichten Aufnahmen geklärt sei. Diese Prüfung obliege den zuständigen Behörden.

Milchwerk Bad Wörishofen stoppt Annahme aus Bad Grönenbach nach Soko-Tierschutz-Enthüllungen

Bereits vergangene Woche hatte die Soko Tierschutz dazu aufgerufen, dem Milchwerk die Kritik bezüglich der Zusammenarbeit mit dem Betrieb per Mail mitzuteilen beziehungsweise dem Unternehmen leere Kartons per Post zu schicken – mit dem Inhalt „Nichts übrig für Tiere“, heißt es auf der Facebook-Seite von Soko Tierschutz. Dort steht auch, dass sich in Bad Grönenbach 650 Menschen zusammengefunden hätten. „Wir waren gemeinsam da für die Opfer der Milchindustrie in Bad Grönenbach und in ganz Deutschland.“

Wie das Milchwerk weiter angibt, hätten die von der Tierschutzorganisation Soko Tierschutz vorgelegten Bilder auch den belgischen Käsehersteller Vache Bleue schockiert. In den kommenden Tagen müsse geklärt werden, welche Missstände genau in dem Betrieb vorlagen und warum es zuvor keine Hinweise darauf gegeben habe.

Tierwohl hat oberste Priorität

„Die gesamte Produktionskette – insbesondere in den landwirtschaftlichen Betrieben – unterliegt strengen Vorgaben und Kontrollen“, gibt das Unternehmen an. Im fraglichen Betrieb seien in den vergangenen beiden Jahren 24 unangekündigte Überprüfungen durch die Veterinärbehörde KBLV durchgeführt worden, „davon sieben mit besonderem Fokus auf den Tierschutz.“ Dabei seien keine strukturellen oder schwerwiegenden Verstöße festgestellt worden. „Zudem ist der Betrieb, wie alle unsere Partnerbetriebe, nach den Vorschriften des QM-Milch zertifiziert. Das Tierwohl hat für unsere Unternehmensgruppe höchste Priorität – heute und in Zukunft. Wir werden alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um dies in allen landwirtschaftlichen Betrieben, mit denen wir zusammenarbeiten, sicherzustellen und langfristig zu wahren“, heißt es von Seiten des Milchwerks.

Bereits 2019 wurden mehrere Milchviehbetriebe im Allgäu wegen des Verdachts auf Tiermisshandlungen angezeigt. Am Freitag vor zwei Wochen haben belastende Video- und Fotoaufnahmen der Tierschutzorganisation abermals zu Durchsuchungen geführt. Auf dem großen Milchviehbetrieb in Bad Grönenbach, der schon damals wegen massiver Misshandlungen deutschlandweit für Aufsehen gesorgt hatte, sollen erneut massive Verstöße gegen das Tierschutzgesetz stattfinden. Es gilt die Unschuldsvermutung. Der Prozess gegen den Betriebsleiter, dessen Sohn sowie zwei Angestellte aufgrund der Vorfälle von 2019 steht vor dem Landgericht Memmingen noch immer aus.

Wie Friedrich Mülln von der „Soko Tierschutz“ im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet, hatte ein Mitglied der „Soko Tierschutz“ drei Monate lang undercover in dem Betrieb gearbeitet. Die Tierschutzorganisation hatte, wie schon 2019, verdeckt Video- und Fotomaterial der Vorfälle angefertigt.

Mit dem Kurier-Newsletter täglich zum Feierabend und mit der neuen „Kurier“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert sein. Besuchen Sie den Wochen KURIER auch auf Facebook!

Auch interessant

Kommentare