Studie warnt: Schon kleine Mengen dieser Fleischsorte können Darmkrebs-Risiko erhöhen

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Eine aktuelle Studie zeigt, dass bereits kleine Mengen Hähnchen das Risiko, an Darmkrebs zu sterben, erhöhen – besonders für Männer.

Bari (Italien) – Jahrelang galt Hähnchen als gesunde Alternative zu rotem Fleisch – fettarm, proteinreich und scheinbar unbedenklich. Doch eine neue italienische Studie stellt diese Annahme grundlegend infrage: Laut der Untersuchung des Nationalen Instituts für Gastroenterologie kann bereits der Verzehr von mehr als 300 Gramm Geflügel pro Woche das Risiko, an Darmkrebs zu sterben, drastisch erhöhen.

Rohe Hähnchenschenkel auf einem Brett, 02.08.2014
Neue Studie warnt: Bereits kleine Mengen Geflügelfleisch pro Woche können das Risiko für tödlichen Darmkrebs deutlich erhöhen (Symbolbild) © Westend61/IMAGO

Studie zeigt: Bereits ab 300 Gramm Hähnchenfleisch pro Woche steigt das Krebs-Risiko

Die im Fachjournal Nutrients veröffentlichte Studie untersuchte über 4800 Menschen in Süditalien über einen Zeitraum von durchschnittlich 19 Jahren. Das Ergebnis: Wer mehr als 300 Gramm Hähnchen oder anderes Geflügel pro Woche verzehrte, hatte ein um 27 Prozent erhöhtes Risiko zu sterben, verglichen mit Personen, die weniger als 100 Gramm pro Woche aßen. Noch dramatischer sind die Zahlen für Magen-Darm-Krebs: Hier stieg das Sterberisiko um 127 Prozent – das entspricht einem 2,27-fachen Risiko.

Besonders betroffen sind dabei Männer. Bei ihnen stieg das Risiko, an Magen-Darm-Krebs zu sterben, um das 2,6-Fache im Vergleich zu Männern mit geringem Geflügelkonsum, wie die Forscher um Caterina Bonfiglio vom Nationalen Institut für Gastroenterologie in Italien berichten.

Scharfe Kritik an Studienmethodik: Expertinnen und Experten warnen vor voreiligen Schlüssen

In Fachkreisen stößt die italienische Untersuchung allerdings auf Kritik. So mahnt Ernährungswissenschaftler Uwe Knop gegenüber focus.de zur Vorsicht, da es sich bei der Untersuchung lediglich um eine Beobachtungsstudie handelt. Ein zentrales Problem: Die Teilnehmenden berichteten ihren Fleischkonsum selbst über Fragebögen, was zu erheblichen Ungenauigkeiten führen kann. Zudem zeige die Studie lediglich eine statistische Assoziation, aber keine direkte Ursache-Wirkungs-Beziehung.

Auch die Sprecherin der Academy of Nutrition and Dietetics, Theresa Gentile, weist darauf hin, dass wichtige Einflussfaktoren wie die Zubereitungsart des Fleisches oder der Verarbeitungsgrad in der Studie nicht berücksichtigt wurden. „Bei Hähnchenfleisch, das bei hohen Temperaturen gegrillt oder gebraten wird, können heterozyklische Amine und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe entstehen, Verbindungen, die bekanntermaßen das Krebsrisiko erhöhen.“, erklärt Gentile dem Portal realsimple.

Außerdem wurden weitere Gesundheitsfaktoren wie körperliche Aktivität nicht erfasst, obwohl diese einen erheblichen Einfluss auf die Sterblichkeit haben können. Die Ernährungsexpertin empfiehlt, auf die Qualität des Fleisches zu achten und schonende Zubereitungsmethoden zu wählen.

Wie viel Fleisch ist gesund? Das empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung

Die Ergebnisse widersprechen bisherigen Annahmen in der Ernährungswissenschaft. Während die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) rotes Fleisch als wahrscheinlich krebserregend einstuft, galt weißes Fleisch wie Hähnchen oder Pute bislang als sichere Alternative. Am schädlichsten stuft die IARC momentan verarbeitetes Fleisch ein. Ein Verzicht darauf kann laut einer Studie das Risiko für Darmkrebs erheblich senken.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt derzeit, den Fleischkonsum insgesamt auf maximal 300 Gramm pro Woche zu begrenzen. Für eine gesundheitsfördernde Ernährung raten Fachgesellschaften zudem, den Anteil pflanzlicher Lebensmittel zu erhöhen und Fleisch – auch Hähnchen – nur in Maßen zu genießen. (pk)

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