2500 Kilometer alleine auf dem Fahrrad: Abiturient erfüllt sich großen Traum
27 Tage auf dem Sattel durch Europa: Ein 18-Jähriger fährt allein mit dem Fahrrad von München nach Kalamata.
München – Die Idee für die Tour kam ihm schon zwei Jahre vorher, berichtet Moritz. Er ist damals in den Bergen Zelten gewesen mit Freunden, abends haben sie griechisches Lammkotelett zubereitet. Da drängte sich der Gedanke auf, auch mal griechisches Lammkotelett in Griechenland zu essen. Dort müsste man mal hinreisen, träumte er. Ein wichtiger Bestandteil der Träumerei: Die Reise sollte auf zwei Rädern bestritten werden.
Abiturient erzählt von seiner Radreise durch Europa
Sommer 2024: Moritz, 18 Jahre alt, frisch gebackener Abiturient aus Krailling, hat 2500 Kilometer und 20.000 Höhenmeter vor sich. Sein Ziel, Kalamata, eine kleine Gemeinde auf der Halbinsel Peloponnes. Neben der Schule hat Moritz gearbeitet, um sich das Fahrrad und andere nötige Anschaffungen wie etwa Sattelaschen und einen guten Helm zu finanzieren. Mit dem Fahrrad zu fahren erschien Moritz einfach am praktischsten. Außerdem fordert man sich dabei auch körperlich, das gibt einem schließlich etwas, worauf man am Ende stolz sein kann.
„Ich bin allein gestartet und trotzdem nie wirklich allein unterwegs gewesen“.
Knapp hundert Kilometer pro Tag auf der Tour durch Europa
Außerdem ist er eh gerne draußen in der Natur unterwegs. Deswegen hat er sich auch dazu entschieden, zu zelten und so die meisten Nächte im Freien verbracht. Die Tagesetappen hatte er nicht im Vorhinein geplant, sondern sich jeweils am Abend vorher grob überlegt, wo lang es gehen soll. Im Schnitt fuhr er dann knapp 100 Kilometer pro Tag. Begeistert war er vor allem von den ausgebauten Radwegen in Österreich und Slowenien. Ganz anders war es jedoch in Griechenland: wilde Schäferhunde lauern dort wohl gelegentlich auf kleinen Wegen und somit auch Radwegen. „Denen möchte man lieber nicht begegnen und deswegen bin ich oft auf Landstraßen gefahren. Lieber Autos als Hunde“ erzählt Moritz lachend.
Die Route von Moritz Simon
- Start in München, Fahrt über Innsbruck durch Österreich
- durch Slowenien mit einem Tag Aufenthalt in Ljubljana
- durch Kroatien, mit einem Tag Pause in der Nähe von Dubrovnik
- durch Bosnien und Herzegowina sowie Montenegro und Albanien
- durch Griechenland mit einem Tag Pause bei Ioannina bis nach Kalamata.

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Ein Abiturient berichtet von Hochs und Tiefs auf seiner Fahrradtour
Selbstverständlich bleiben aber auch schwere Momente auf so einer langen Radtour nicht ganz aus. Einmal, erinnert er sich, war er an einem Punkt, an dem er am liebsten umgekehrt wäre: Ihm wurde ein Gegenstand von hohem emotionalem Wert geklaut, da war seine Stimmung ziemlich im Keller und das Radeln kam ihm auch direkt deutlich anstrengender vor. In solchen Situationen müsse man sich dann zusammenreißen. Moritz hat sich dann weiter durch den Tag gekämpft, mit der Einstellung: „mei, das wird schon“. Und der Optimismus hat sich gelohnt: Noch am selben Abend stand er plötzlich in einem albanischen Restaurant und tanzte mit der Besitzerin.
Das war eins seiner Highlights auf der gesamten Tour, berichtet er rückblickend. Albanien gefiel ihm von allen Ländern insgesamt am besten. In erster Linie, weil er dort am meisten Spaß mit den Einheimischen hatte und das preiswerte Essen geliebt hat. Auch sonst hat er auf der Tour viele Leute getroffen. Einige gleichgesinnte sind ähnliche Routen gefahren und so hat er auf der geplanten Solo-Tour letztendlich doch viel Zeit mit anderen verbracht.
„Man erlebt alles sehr intensiv auf so einer Reise“, erzählt Moritz rückblickend.
„Die Zeit ist auf der Radtour wirklich vollkommen verflogen“ meint Moritz an seinem letzten Tag in Griechenland. „Das Fahrradfahren ist auch einfach ein deutlicher Kontrast zum Schulalltag und besonders dem Lernen fürs Abitur. Man erlebt alles sehr intensiv auf so einer Reise, da verliert man schnell das Zeitgefühl.“ Empfehlen kann er so eine Tour wirklich jedem. Man kommt einfach mal raus und merkt, wie viele schöne Momente darauf warten, gelebt zu werden.

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Sein Ziel, Kalamata, hat er mittlerweile erreicht, erzählt er im Telefonat mit unserer Redaktion. Da ist er grade in seinem Airbnb in Finikounda, nahe Kalamata. „Es ist wohl ein bisschen chaotisch in dem Zimmer“, sagt er. Er ist grad am Zusammenpacken, denn dann geht es wieder los in Richtung Heimat, nach Krailling im Landkreis Starnberg.
Morgen steigt Moritz dann in einen Bus und anschließend in ein Flugzeug zurück nach München, das Fahrrad hat er gut eingepackt und als Gepäckstück mit dabei. Zu Hause wird es bestimmt schnell wieder ausgepackt. Und was er auch schon weiß: „Ich werde auf jeden Fall noch weitere Touren machen. Vielleicht nach Spanien, aber da mache ich mir dann mal in Ruhe Gedanken drüber.“