Fachkräfte aus dem Ausland: Arbeitgeber präsentieren Erfolgsmodelle
Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren, ist mit viel Aufwand verbunden, lohnt sich aber: Das war der Tenor einer gefragten Informationsveranstaltung im Landratsamt. Zwei Arbeitgeber präsentierten ihre völlig verschiedenen Erfolgsmodelle.
Starnberg - „Die Integration beginnt, bevor die Mitarbeiter hierherkommen.“ Mit diesen Worten formulierte Lejla Kamenjakovic am Dienstagmittag im Landratsamt, worauf es für Unternehmen im Kern ankommt, wenn sie ausländische Fachkräfte gewinnen möchten. Sie müssen vorbereitet sein, Förderprogramme und Paragrafen kennen, aber auch sozial engagiert sein. Kamenjakovic ist Personal-Recruiterin bei den Starnberger Kliniken. Mit rund 2000 Mitarbeitern in mehr als zehn Einrichtungen ist die Holding einer der größten Arbeitgeber im Landkreis. „Auf jeder Station arbeiten mindestens fünf Menschen aus dem Ausland“, sagte die Expertin für Personalbeschaffung. Sie durfte sich und die Kliniken als Erfolgsgeschichte vorstellen – in einer Angelegenheit, die so viele Probleme und Konflikte mit sich bringen kann.
Wenn es um den allerorten grassierenden Fachkräftemangel geht, ploppt auch immer das Thema Zuwanderung auf. Doch was bedeutet die Anstellung ausländischer Fachkräfte eigentlich für einen Betrieb? Welche bürokratischen Hürden gibt es? Welches Wissen ist nötig? Und wo gibt es Hilfe? Solchen und weiteren Fragen widmete sich eine Informationsveranstaltung im Landratsamt mit dem Titel „Rekrutieren. Integrieren. Binden. Internationale Fach- und Arbeitskräfte für die Region Starnberg-Ammersee“, ausgerichtet von der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung (gwt), vom Netzwerk Arbeit und Vielfalt in der Region München (Navi) und der Arbeitsagentur Fürstenfeldbruck & Starnberg.
45 Arbeitgeber aus dem Landkreis Starnberg dabei
Auf „das Mindset“ komme es an, also auf die richtige Einstellung und Bereitschaft, alles zu tun, was nötig ist, sagte Kamenjakovic, von Moderatorin Annette von Nordeck nach ihrem Erfolgsgeheimnis gefragt. Denn es gibt viel zu tun, wie auch Dr. Katrin Vogel vom Verband für interkulturelle Arbeit aus München zu berichten wusste. „Fachkräfteeinwanderung ist mit hohem zeitlichen, organisatorischen, bürokratischen und auch finanziellen Aufwand verbunden.“ Aber es lohnt sich, so sollte der Tenor aller Redner am Ende lauten. Vogel machte aufmerksam auf ein Hilfsangebot für die rund 45 Arbeitgeber, die aus dem Landkreis vertreten waren: das Förderprogramm Integration durch Qualifizierung des Bundesarbeitsministeriums. Es zielt darauf, dass ausländische Berufsabschlüsse öfter in eine zur Bildung passende und nachhaltige Beschäftigung münden.
Vogel legte Wert darauf, dass die Integration in einen Betrieb „keine Bringschuld“ des Arbeitnehmers sei, sondern ein beiderseitiger Prozess. „Am mittleren Management hakt es gerne“, sagte sie. Beispielhaft nannte sie Produktions- oder Pflegedienstleitungen. „Die haben den Stress“, so Vogel. Aber Nicht-Muttersprachler bräuchten eben manchmal längere Hilfestellungen, als „Ein-Wort-Anweisungen durch die Produktionshalle zu brüllen“. Firmeninhaber oder Geschäftsführer sollten daher das mittlere Management entlasten, plädierte Vogel. Wichtig sei auch, Wissen und Regeln im Unternehmen, die „nicht verschriftlicht sind“, zu vermitteln. Stichwort Unternehmenskultur. Und immer auf Augenhöhe, schließlich handle es sich um Menschen, die sich in einem Beruf auskennen und so mutig waren, in einem anderen Land von vorne anzufangen.
Kulturelle, kulinarische Konflikte in der „Villa K“
Dies tun auch die 50 ukrainischen Geflüchteten, die 2022 in der „Villa K“ in Niederpöcking ankamen. Anna-Maria Fedisch, die Leiterin der ursprünglich nur als Kinderhaus gedachten Einrichtung, berichtete von dem im Vergleich zu den Starnberger Kliniken so ganz anderen Erfolgsmodell. „Wir hatten kein Konzept, keinen Mentor und keine Auswahlmöglichkeiten.“ Das Beispiel „Villa K“ zeigt trotzdem, dass es möglich ist, Menschen in kürzester Zeit eine sinnstiftende Aufgabe zu geben. Schon bald nach der Ankunft arbeiteten fünf Ukrainerinnen in der Küche des großen Sozialprojekts. Welten prallten aufeinander. Es kam zu kulturellen, kulinarischen Konflikten. „Sie haben vorher immer viel mit Fleisch gekocht, aber wir sind ein vegetarisches Haus“, sagte Fedisch. Doch man näherte sich an, auch sprachlich: Anfangs lief die Verständigung ausschließlich per Smartphone-Übersetzer. Mittlerweile sprechen alle relativ gut Deutsch, sagte die Hausleiterin. „Und ich ein bisschen Russisch.“