Deutsche Ferienregeln nach Söders „Biorhythmus“? Norddeutsche Lehrkräfte rebellieren
Söders Argumente für den festen späten Sommerferien-Start in Bayern seien ein „starkes Stück“, wettern Lehrer in Norddeutschland. Es brauche eine andere Regel.
Schwerin/München – Die Debatte um die Sommerferien-Termine in Deutschland reißt nicht ab: Der Gewerkschaft der Lehrer in Mecklenburg-Vorpommern kritisiert nun den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder für seine bisherigen Äußerungen im Streit scharf.
Der bayerische Ministerpräsident hatte späten Ferienbeginn, den andere Länder als Sonderbehandlung kritisieren, damit begründet, dass dieser „in der DNA der Bayern“ verwurzelt sei. Später sagte Söder zur Bild: „Wir zahlen den meisten Ländern den Finanzausgleich – jetzt wollen Einzelne auch noch vorschreiben, wann wir Ferien machen sollen? Irgendwann ist auch mal gut“.
Norddeutsche Lehrergewerkschaft will Sommerferien nicht nach Söders „Biorhythmus“ ausrichten
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Mecklenburg-Vorpommern (GEW) findet die Äußerungen von Söder inakzeptabel: „Dass sich unser Bundesland bei der Ferienplanung nach dem Bio-Rhythmus von Herrn Söder richten soll, weil Bayern ein Geberland ist, und in Baden-Württemberg die Kinder offensichtlich auch im Jahr 2025 im Sommer noch bei der Ernte auf den Feldern helfen müssen, ist schon ein starkes Stück“, erklärte Ulrike von Malottki, die Vorsitzende der Lehrergewerkschaft, gegenüber dem Nordkurier.
Die Gewerkschafterin verlangt eine grundlegende Reform: „Entweder es rotieren alle oder jeder darf selbst entscheiden“. Eine ähnliche Position verteat bereits Stefan Düll, Bundesvorsitzender des Lehrerverbands.
Bundesländer wechseln sich bei Sommerferien-Terminen ab – außer Bayern und Baden-Württemberg
Der Konflikt hat seinen Ursprung in der unterschiedlichen Handhabung der Ferientermine: Während 14 deutsche Bundesländer ihre Sommerferien rotieren lassen – zwischen Juni, Juli und August wechselnd – scheren Bayern und Baden-Württemberg aus diesem System aus. Die beiden südlichen Länder bleiben stets beim bundesweit spätesten Zeitraum von Anfang August bis Mitte September.
Diese Sonderrolle stößt in anderen Regionen zunehmend auf Unmut. In Zeiten des Klimawandels und angesichts günstigerer Reisepreise außerhalb der Hauptsaison sehen andere Bundesländer den fixen Sommerferien-Termin von Bayern und Baden-Württemberg als Vorteil.
Lehrer kritisieren Sommerferien vor dem 1. Juli – „Wichtige Unterrichtszeit verloren“
Gewerkschaftsvertreterin von Malottki kritisierte grundsätzlich Ferienbeginne vor dem 1. Juli. Solche frühen Termine dienten ausschließlich „wirtschaftlichen Interessen“, während das Wohlergehen von Schülern und Lehrern vernachlässigt werde. Wenn der Unterricht im August wieder beginne, führten die hohen Temperaturen regelmäßig zu hitzefrei, „und damit geht wichtige Unterrichtszeit verloren“, betonte sie gegenüber dem Nordkurier.
Befürworter der späten Sommerferien in Bayern und Baden-Württemberg verweisen auf die Pfingstferien in den beiden Bundesländern, die teilweise bis Ende Juni andauern. Ein Sommerferienbeginn bereits im Juli würde zu kurze Abstände zwischen den Ferienblöcken schaffen, argumentieren sie.
Kein Bundesland wollte offenbar einst den spätesten Sommerferien-Termin
Zur Rechtfertigung der bayerischen Sonderstellung wird häufig auf historische Notwendigkeiten verwiesen: Bayerische Kinder hätten früher im Spätsommer bei der Ernte mithelfen müssen. Diese Begründung relativierte jedoch der ehemalige bayerische Kultusminister Hans Maier (CSU). Bei der Festlegung der Regelung 1971 habe die Landwirtschaft kaum eine Rolle gespielt. Tatsächlich wollte damals kein Bundesland den unbeliebten späten Sommerferien-Termin übernehmen, weshalb Bayern diese Last schließlich auf sich genommen habe – zum Vorteil aller anderen Länder. (smu)