Praxistest Honda HR-V e:HEV: Bei Hondas Mini-SUV zählen die inneren Werte - und der Verbrauch

Seien wir ehrlich! Als der Autor dieser Zeilen seinen eigenen, 26 Jahre alten Honda HR-V neben den nagelneuen Testwagen stellte, der das gleiche Signet trägt, musste er feststellen: Einen Schönheitspreis gewinnen beide nicht. Der Ur-HRV mit seinen Kulleraugen und seiner Kasten-förmigen Karosserie war 1999 immerhin eins der ersten kleinen SUV-Modelle, ein Spaßmobil mit optionalem Allrad. Heute gibt es kleine SUV wie Sand am Meer und der neue HR-V ist letztlich nur eins davon.

Doch es sind ja die inneren Werte, die zählen. Beim ersten HR-V gab es da abgesehen von ein paar netten Gimmicks wie zwei Handschuhfächern nicht viel, für Vortrieb sorgte ein müder und durstiger Saugbenziner mit 105 PS. Beim neuen Modell steckt auf den zweiten Blick mehr drin, als die etwas strenge Optik vermuten lässt - die übrigens gerade ein dezentes Facelift hinter sich hat. Ein Alltagstest.

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Ein Vierteljahrhundert liegt zwischen dem ersten Honda HR-V (rechts) und dem neuen Modell. Das Ur-Modell ist nicht nur kürzer, sondern auch erheblich schmaler als der aktuelle HR-V Viehmann

Karosserie und Innenraum

Der HR-V im Jahr 2025 ist 4,35 Meter lang, deutlich länger und auch viel breiter als das schmale Urmodell. Durch die in den C-Säulen versteckten Türgriffe wirkt der Wagen fast wie ein Dreitürer; tatsächlich gab es das Urmodell mit fünf und auch mit drei Türen. Abgesehen vom leichten Augenaufschlag der Scheinwerfer erinnert aber nichts mehr an früher. Das Platzangebot ist dafür sehr ordentlich. Die Rücksitze lassen sich nicht nur um-, sondern auch inklusive Sitzfläche ganz hochklappen.

Der Kofferraum bietet mit 319 Litern Klassen-Standard, maximal sind bei umgelegten Rücksitzen 1289 Liter zu verstauen. Praktisch sind die seitlichen Fächer und das tiefe Extrafach unter dem Kofferraumboden. Das Cockpit ist eine Honda-typische Mischung aus Hartplastik und schicken Bedienelementen, auch die Farbmischung aus hellem und schwarzen Kunststoffen ist typisch für die Japaner.

Bedienung und Infotainment

Die Bedienung ist übersichtlich, wobei diverse Funktionen mit Schaltern am überfrachteten Lenkrad untergebracht wurden und das etwas Eingewöhnungszeit kostet. Der Bildschirm des Infotainmentsystems ist relativ klein und auch die Funktionen etwas altbacken und verschachtelt; in diesem Bereich lag noch nie die Stärke der Japaner. Auch die Carplay-Verbindung zum Smartphone ist nicht stabil und bricht nach dem Neustart des Autos öfter mal ab. Einen guten Job macht der Abstandsregeltempomat des Honda und die mittlerweile von der EU vorgeschrieben Warn-Orgie (etwa bei Überschreitung des Tempolimits) haben die Japaner so dezent wie möglich umgesetzt.

Motor, Antrieb und Verbrauch

Neben der reinen Elektro-Version e:NY1 gibt es den HR-V nur noch als Hybrid mit dem ebenfalls etwas kryptischen, an Gender-Gaga erinnernden Kürzel e:HEV (HEV steht für Hybrid Electric Vehicle). Dahinter verbirgt sich ein komplexes Hybridsystem mit zwei Elektromotoren und einem 1,5-Liter Vierzylinder-Benzinmotor. Die Gesamtleistung liegt bei bescheidenen 96 kW / 130 PS.

Der Verbrenner kann bei höherem Tempo direkt auf die Antriebsachse zugreifen, dient aber in der Regel nur dazu, als Stromgenerator den E-Antrieb zu befeuern. Bei wenig Last kann der HR-V auch nur mit der E-Maschine allein fahren, beim Bremsen und bergab wird Energie für den kleinen Lithium-Ionen-Akku rekuperiert.

In der Praxis überzeugt das Ganze nicht vollständig. Der Honda schleppt sich in 10,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h und wird unter Last recht laut. Die stufenlose Kraftübertragung bringt ein bisschen E-Auto-Feeling, doch trotz drei Motoren an Bord gibt's nur Frontantrieb. Wirklich gut ist immerhin der Verbrauch: 4,7 Liter im Schnitt reichen dem Honda HR-V aus, womit wir den offiziellen Durchschnittsdurst von 5,4 Litern sogar unterbieten konnten. Das passiert eher selten bei unseren Praxistests.

Fahrwerk und Fahrverhalten

Der Honda wiegt nur 1,45 Tonnen, wobei die etwas hölzerne Lenkung und das steife Fahrwerk kein agiles Fahrverhalten erlauben. Immerhin steht das Auto stabil auf der Straße und zeigt keinerlei Wankneigung in Kurven. Auf der Autobahn ist bereits bei 170 km/h Schluss.

Preis und Ausstattung

Hondas Hybrid-SUV kostet mindestens 34.700 Euro; der Unterschied zur Elektro-Version e:NY1 (38.990 Euro) ist gar nicht mal so groß. Mit Top-Ausstattung werden es über 40.000 Euro, was für ein eher kleines SUV ein stolzer Preis ist. Zur Serienausstattung des Basismodells zählen unter anderem Einparkhilfe, Rückfahrkamera und Sitzheizung sowie Navigationssystem.

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Honda HR-V e:HEV Modelljahr 2025 Viehmann

Fazit

Der hohe Einstiegspreis ist trotz guter Ausstattung ein Manko und wer es gern schnell und agil mag, für den ist der Honda HR-V nichts (letzteres galt übrigens auch schon für den Urahn des heutigen HR-V). Doch das Auto hat auch einiges zu bieten: Viel Platz, einen sparsamen Antrieb, solide Technik und gute Verarbeitung. Mit dem Hybridkonzept sind weniger Vielfahrer, sondern eher Pendler angesprochen, die auf Stadt- und Land-Strecken den höchsten Spar-Effekt erzielen können. 

Plus und Minus Honda H-RV e:HEV

Pluspunkte

  • Sparsamer Antrieb
  • Gutes Platzangebot
  • Solide Verarbeitung

Minuspunkte

  • Maue Fahrleistungen
  • Relativ hoher Preis
  • Kein Allrad lieferbar

Technische Daten Honda HR-V e:HEV

  • Motor: Vierzylinder-Saugbenziner mit zwei E-Motoren
  • Hubraum: 1498
  • Leistung: 96 kW / 130 PS
  • Max. Drehmoment: 253 Nm
  • Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
  • Beschleunigung 0 – 100 km/h: 10,7 Sekunden
  • Getriebe: Stufenlose Kraftübertragung
  • Leergewicht: 1452 kg
  • Normverbrauch: 5,4 Liter / 100 km
  • Abgasnorm: Euro 6 e
  • FOCUS online Testverbrauch: 4,7 Liter / 100 km
  • Preis: ab 34.700 Euro