West-Sanktionen lähmen Russlands Luftfahrt – Flugkonzern erwartet Putin-Reaktion

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Russland muss die heimische Flugzeugproduktion fördern. Das verlangt ein wichtiger Konzernchef. Er erwartet Maßnahmen aus dem Kreml.

Moskau – Zuletzt häuften sich die Signale dafür, dass die USA wieder neue Sanktionen gegen Russland verhängen könnten. Innerhalb der EU läuft währenddessen die Arbeit am 18. Sanktionspaket. Unter anderem geht es um Rekord-Zölle. Wie sehr die West-Sanktionen Russlands Wirtschaft schwächen, zeigte zuletzt ein drastischer Schnitt des Kremls bei wichtigen Investitionen. Auch die Luftfahrt ist schwer betroffen.

Sanktionen erdrücken Russlands Luftfahrt – Putin muss Produktion regulieren

Jetzt schaltet sich Aeroflot in die Debatte rund um Luftfahrt-Sanktionen gegen Russland ein. Der CEO der größten russischen Airline, Sergej Alexandrowski, sagte gegenüber dem Nachrichtenportal Kommersant, dass die Regierung eine Begrenzung für Flugzeuge aus ausländischer Produktion einführen müsste, um den Ausbau der heimischen Produktion zu fördern und Kriegs-Sanktionen zu überwinden.

Wenn der Kreml zum Beispiel klarstelle, dass nur noch 50 Prozent der in Russland zum Einsatz kommenden Flugzeuge ausländisch sein dürfen, wären die russischen Hersteller gezwungen, schneller eigene Flugzeuge zu bauen. Die Flotte von Aeroflot, die zu großen Teilen aus Flugzeugen ausländischer Hersteller besteht, darunter Airbus und Boeing, musste innerhalb der vergangenen Jahre mehrere Schläge einstecken, nachdem die USA und die EU sämtliche Lieferungen von Flugzeugen und Ersatzteilen nach Russland eingestellt hatten.

Wladimir Putin in Moskau.
Wladimir Putin in Moskau (Symbolfoto). Russland muss die heimische Flugzeugproduktion fördern. Das verlangt ein wichtiger Konzernchef. Er erwartet Maßnahmen aus dem Kreml. © IMAGO / ITAR-TASS

Das dahinterliegende Problem ist Russlands extreme Abhängigkeit von westlichen Maschinen. Um dagegen anzukämpfen, hatte Russland angekündigt, bis 2030 mehr als 1000 zivile Flugzeuge bauen zu wollen. Innerhalb der letzten drei Jahre blieb die Zahl der Flugzeuge, die tatsächlich aus der Produktion kamen, allerdings einstellig. Verzögerungen und Herausforderungen bei der Produktion behinderten das ambitionierte Projekt.

„Wir haben uns in signifikanter Weise angepasst und unsere Vorhersagen verbessert“, zitierte die Moscow Times den Aeroflot-CEO. „Ich kann nicht ausschließen, dass wir unsere Vorhersagen über Zeit anheben werden.“ Diese Zuversicht soll aus einer Absprache zwischen Aeroflot und der russischen Luftfahrtindustrie kommen. Der Grundsatz lautet: „Wir brauchen eine effiziente Flotte an Flugzeugen, die derzeit hergestellt wird“.

Luftfahrt in Russland leidet unter Sanktionen – es fehlen Ersatzteile

Russlands Luftfahrtindustrie hat dabei mehrere gravierende Probleme. Die westlichen Ukraine-Verbündeten haben nämlich nicht nur einen Stopp bei den Ausfuhren von Ersatzteilen und Flugzeugen verhängt, sondern auch ein Flugverbot gegen alle Flugzeuge russischer Airlines ausgesprochen.

Die Ersatzteilsperre ist daher so verheerend, weil Russlands Luftfahrt schon seit Jahrzehnten immer weniger Flugzeuge aus Eigenproduktion eingesetzt hat. Stattdessen mieteten die Luftfahrtgesellschaften massenhaft Maschinen aus dem Westen an, eben von Herstellern wie Boeing und Airbus. Wäre Russland den Sanktionen nachgekommen, hätte es all diese Maschinen 2022 zurückgeben müssen. Das tat Russland nicht – im Gegenteil. Der Kreml-Chef Wladimir Putin segnete nur Wochen nach Kriegsbeginn ein Gesetz ab, das die Flugzeuge kurzerhand ins russische Register übertrug, was die Rückgabe erschwerte.

„Geschäfte mit einem Land ohne Recht und Ordnung können sehr riskant sein“, schrieb das News-Portal Politico damals dazu. Mit dieser Maßnahme habe Russland die Chicaco-Convention gebrochen, die internationale Regeln in der zivilen Luftfahrt festlegt. Es ging um 515 Flugzeuge im Wert von über zehn Milliarden US-Dollar.

EU zieht Russland-Sanktionen an – und setzt Sekundärmaßnahmen ein

Im Laufe der Jahre begann Russland dann damit, einige der Flugzeuge für Millionenbeträge zu kaufen. Außerdem tauchten schon früh Berichte darüber auf, dass der Kreml Flugzeuge ausschlachten muss, um an wichtige Komponenten für Reparaturen zu kommen. Um zu verhindern, dass die geleasten Flugzeuge bei Flügen in Fremdländer plötzlich festgesetzt werden, verlegte Russland sich darauf, diese Maschinen vorrangig für Inlandsflüge zu nutzen.

Wie geht es weiter? Die Europäische Union (EU) zieht die Sanktionen gegen Russlands Luftfahrt immer weiter an. Zuletzt legte der Länderblock fest, dass Airlines aus Drittländern die EU nicht mehr anfliegen dürfen, wenn sie Flüge in Russland durchführen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.

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