Powell-Rede begeistert Anleger: Dow Jones springt über 800 Punkte hoch

US-Notenbankchef Jerome Powell hat mit seiner Rede auf der Notenbanker-Konferenz in Jackson Hole eine Kursrally an den New Yorker Börsen ausgelöst. Marktexperten und Anleger sehen die Tür für eine Senkung der Leitzinsen in den Vereinigten Staaten im September offen. Der Dow Jones Industrial sprang im Handelsverlauf hoch auf einen Rekord von 45.757,84 Punkten. Aus dem Handel ging der bekannteste Wall-Street-Index dann mit einem Aufschlag von 1,89 Prozent oder mehr als 800 Punkten auf rund 45.631 Zähler.

Der marktbreite S&P 500 stieg um 1,52 Prozent auf 6.466,91 Punkte und ist damit keine 15 Zähler mehr von seinem jüngsten Rekordhoch entfernt. Für den zuletzt etwas gebeutelten Technologie-Index Nasdaq 100 ging es um 1,54 Prozent auf 23.498,12 Zähler nach oben. Seine Bestmarke vom 13. August ist auch nicht mehr allzu fern.

Trumps Druck auf Powell

Powell hatte trotz des Drucks von US-Präsident Donald Trump den Leitzins lange konstant gehalten. Seit gut einem halben Jahr verharrt dieser in der Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent - zu diesem Zinssatz können sich Geschäftsbanken von der Zentralbank Geld leihen. 

Für Verbraucher und Unternehmen kann ein niedriger Leitzins lukrativer sein, wenn sie Kredite zu besseren Konditionen aufnehmen möchten. Mehr Geld im Umlauf kann wiederum die Wirtschaft ankurbeln - eins von Trumps Argumenten. Trump hatte als Reaktion auf die immer wieder verwehrten Zinssenkungen wiederholt Powells Rücktritt gefordert, obwohl weiter unklar ist, ob er ihn tatsächlich feuern darf.

Experten halten Zinssenkung im September für möglich

Die Rede von Powell während der Notenbankenkonferenz sei stärker als von ihm erwartet in Richtung einer geldpolitischen Lockerung im September gegangen, kommentierte US-Chefökonom Matthew Luzzetti von der Deutschen Bank. Powell sagte unter anderem: „Die Stabilität der Arbeitslosenquote und anderer Arbeitsmarktindikatoren ermöglicht es uns, vorsichtig vorzugehen, während wir eine Änderung unserer Geldpolitik in Erwägung ziehen.“ Veränderte Risiken könnten eine Anpassung der Geldpolitik erfordern, die derzeit restriktiv, also dämpfend auf die Konjunktur, wirke.

Die Märkte haben die Wahrscheinlichkeit für eine erste Leitzinssenkung auf der kommenden Sitzung der Fed sowie eine weitere vor dem Jahresende bereits mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eingepreist. Gerechnet wird mit zwei kleinen Schritten von jeweils 0,25 Prozentpunkten. Allerdings hatten sich diese Erwartungen zuletzt nach einigen Konjunkturdaten wieder etwas abgekühlt.